Kapitel 55

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Ein heller Schein ist zu sehen und blendet uns. Ich habe meine Augen zusammengekniffen und versuche irgendwas zu erkennen, doch ich kann nichts sehen. Der Schein ist so hell und lässt meine Augen sofort tränen.
>> Das kann doch unmöglich wahr sein, wie...? << höre ich meine Mom sagen. Scheinbar ist sie in der Lage was zu erkennen.
>> Was ist das? << frage ich und versuche weiterhin irgendwas sehen zu können, aber vergeblich, ich schaffe es nicht gegen das helle Licht anzusehen.
>> Wie kann das sein? << fragte meine Mom verblüfft. In dieser Tonlage habe ich sie noch nie sprechen gehört. Scheinbar passiert hier gerade irgendwas das sie vollkommen aus der Bahn wirft.
>> Ich kann es nicht glauben, wie kann das sein << fragte nun auch Claudia und Wärme liegt in ihrer Stimme. Wenn ich nicht augenblicklich erfahre was hier vor sich geht, dann flippe ich aus.
>> Kann mir mal jemand sagen was hier vor sich geht und warum ich scheinbar der Einzige bin der nichts sehen kann? Ich will wissen was los ist und wo das Licht herkommt << sagte ich ein bisschen gereizt. Warum um alles in der Welt kann hier jeder was sehen nur ich nicht?
>> Hab Geduld... sobald das Licht weg ist kannst auch du sehen was passiert ist << sagt sie. Und da ist es wieder das verhasste Wort, Geduld..., ich habe keine Geduld mehr. Ich verstehe nicht warum hier alles auf Geduld hinausläuft. Ist das so eine Art Prüfung für mich? Weiß da jemand das ich schnell ungeduldig werde und lässt er mich auf die Probe stellen? Ich spüre hinter meinen Augenlidern wie der Lichtschein langsam weniger wird und ich versuche erneut die Augen zu öffnen. Eine Person steht in dem Lichtschein aber ich kann nicht erkennen wer es ist oder ob ich die Person kenne. Meine Augen tränen immer noch und ich kann mich noch nicht richtig an das Licht gewöhnen. Das Einzige das ich zurzeit erkennen kann sind die Fassungslosen Gesichter von meiner Mom und Claudia. So wie die beiden schauen haben sie einen Geist gesehen. Die Person steht mit dem Rücken zu mir und blickt hektisch hin und her. Ich gehe davon aus das es ein Mann ist. Er ist normal gebaut und der Rücken und die Arme sind leicht definiert. Ich würde nicht sagen das er Kraftsport macht, aber das er auf sich achtet. Er hat kurze brünette Haare und trägt eine schwarze Jeans und ein Bordeaux-färbendes T-Shirt.
>> Wie ist das nur möglich? Wie hast du das geschafft? << fragte Claudia die den Mann scheinbar kennt. Dann sieht sie meine Mom fragend an.
>> Ich kann es mir nicht erklären, wenn er hier sein sollte dann hätte ich das als erstes erfahren << sagt sie schulterzuckend.
>> Kann mich mal jemand aufklären? << sage ich und sehe die beiden abwechselnd verständnislos an. Der Mann reagiert auf meine Stimme und beginnt sich langsam umzudrehen.
>> Wo bin ich und wie komme ich hier her? << fragt die Stimme zaghaft und sehr leise. Mir gefriert das Blut in den Adern als ich die Stimme erkenne.
>> Stiles? << frage ich ganz leise, und mehr an mich selbst gewandt als an jemand anderen, und hoffe das sich meine Vermutung nicht bewahrheitet. Ich halte schockiert die Luft an als sich der Mann weiter umdreht. Sein Blick fällt als erstes auf meine Mom, die unmittelbar neben ihm steht. Sie sehen sich an und erstmal sagt keiner ein Wort. Stiles weiß scheinbar nicht was er sagen soll, und meine Mom ist immer noch schockiert davon das er überhaupt hier ist.
>> Wo bin ich? << fragte er erneut, nun direkt an sie gerichtet, als ein paar Minuten vergangen sind.
>> Du bist in der Zwischenwelt, wie ist das nur möglich? <<
>> Die Zwischenwelt? Was ist das? <<
>> Das ist nicht wichtig, wie bist du hierhergekommen? <<
>> Ich weiß nicht << beantwortet er die Frage meiner Mom.
>> Stiles... << schluchze Claudia und lief los. Sie schlang von hinten die Arme um ihren Sohn und vergrub ihr Gesicht an seinem Nacken.
>> Mom??? << fragte er schockiert.
>> Ja, mein lieber Junge, ich bin es << sagt sie und ihre Tränen liefen unaufhaltsam in seinen Nacken.
>> Wie ist das möglich? Du bist tot << entgegnet er verständnislos und drehte sich zu ihr um. Er schlang seine Arme um sie und nahm sie in den Arm, sein Blick verriet mir das er weder wusste was gerade passierte noch wie er reagieren sollte. Er tat einfach das was sich richtig anfühlt. Ich hielt mich vorerst im Hintergrund auf, wollte die Begegnung zwischen den beiden nicht stören. Der Moment sollte nur ihnen beiden gehören. Es dauerte ein paar Minuten bis seine Mom aufgehört hatte zu weinen, dann schob Stiles Claudia sanft ein Stück von sich, umarmte sie allerdings weiterhin. Ich kannte ihn nur zu gut und wusste das er vor unbeantworteten Fragen platzen würde, wenn er sie nicht sofort stellen würde. Er sammelte sich kurz und sah ihr in die Augen.
>> Du bist es wirklich... << sagt er und sah sie weiterhin an, sie nickte nur.
>> Wie ist das möglich? Du bist doch tot <<
>> Ich weiß nicht wie das möglich ist, plötzlich warst du hier. Was hast du gemacht? <<
>> Gebetet... mehr nicht. Ich bete jeden Tag dafür das ich Derek eines Tages wiedersehe, das heißt sehen tue ich ihn ja aber ich wünsche mir so sehr das er wieder zu mir zurückkommt. Das er aus dem Koma erwacht und wir wieder jede freie Minute miteinander verbringen können. Er fehlt mir so sehr. Ich vermiss sogar seine schlechte Laune und das gegrummel, wenn ihm was nicht passt. Ich vermisse einfach alles << sagt er und Tränen treten in seine Augen. Ich bin starr, kann keinen Muskel bewegen. Ich stehe einfach nur da und muss dabei zusehen wie mein liebster weint und sich nach mir sehnt. Ich würde ihm so gerne zeigen das ich genau hier bin, aber ich kann nicht. Warum? Das weiß ich auch nicht. Es ist das was ich mir die ganze Zeit gewünscht habe und jetzt kann ich keinen Muskel bewegen. Claudia tritt einen kleinen Schritt zurück und zeigt dann mit dem Finger in meine Richtung. Stiles versteht kein Wort und folgt erstmal nur ihrem Finger. Als er mich erblickt weiten sich seine Augen und er schlägt sich die Hand vor den Mund. Mein süßer schiebt seine Mom nun endgültig von sich.
>> Sei mir nicht böse aber ich muss mein Babe begrüßen << sagt er unter tränen und rennt los. Kurz bevor er bei mir ankommt springt er ab und landet in meinen Armen. Ich Wirbel ihn herum und drücke ihn fest an meinen Körper.
>> Auch wenn ich nicht weiß wie du es geschafft hast hierher zu kommen, aber ich bin so froh das ich dich wieder in die Arme nehmen kann. Du kannst dir nicht vorstellen wie sehr ich dich vermisst habe <<
>> Du bist hier, wirklich hier. Ich habe dich auch so sehr vermisst, ich liebe dich << antwortet Stiles und Wärme durchflutet mein Herz. Ich kann nicht beschreiben wie glücklich ich in diesem Moment bin. Stiles ist hier, hier bei mir und ich kann mit ihm reden, ihn in den Arm nehmen und küssen. Ich habe kaum den Gedanken zu Ende gedacht, da liegen Stiles' Lippen auch schon auf meinen und seine Arme klammern sich um meinen Nacken.
>> Mhhhh << seufze ich genießerisch in den Kuss. Wie sehr habe ich es vermisst ihn zu küssen. Seine weichen Lippen auf den meinen zu spüren. Es kommt mir vor als wenn wir uns eine Ewigkeit geküsst haben als er sich von mir löst.
>> Wo sind wir hier? Was machst du hier? Wie bin ich hierhergekommen? Warum kann ich tote sehen und mit ihnen reden? << sprudelt eine Reihe an Fragen ungebremst aus Stiles' Mund. Neben uns räuspert sich jemand als ich ihm gerade antworten wollte. Da ich keine Ahnung habe wie ich auch nur eine Frage beantworten soll, bin ich froh darüber das sich jemand der anderen einmischt.
>> Ich will euch ja nicht stören, aber ich würde auch schon gerne wissen wie du es geschafft hast hierher zu kommen << sagt meine Mom.
>> Sie müssen Talia sein, Derek hat ihre warmen Augen << sagt Stiles und betrachtet die Frau vor sich.
>> Wie unhöflich von mir. Ich spreche dich das zweite mal an und wieder stelle ich mich nicht vor. Es stimmt ich bin Talia und es freut mich warnsinnig das ich dich einmal persönlich kennenlernen darf << entgegnet sie nun und schließt Stiles in ihre Arme. Sie begrüßt ihn mit so viel wärme als wenn sie sich schon ewig kennen würden. Auch Stiles legt die Arme um sie und drück sie an seinen Körper.
>> Ich freu mich auch das ich dich kennenlernen darf. Ich habe mir oft gewünscht das ich dich kennengelernt hätte, dass ich dich hätte fragen können wie ich am besten mit Derek umgehen kann und soviel mehr. Jetzt stehe ich vor dir und das Einzige was ich wissen will ist wie ich hierhergekommen bin, wie ich mit Derek wieder zurückkomme und wo ich hier bin <<
>> Ich wäre an deiner Stelle auch verwirrt und hätte diese ganzen Fragen <<
>> Wenn ich das richtig verstanden habe dann ist es was Besonderes das ich hier bin, richtig? << fragte er und sah abwechselnd zu Mom, Claudia und mir.
>> Ja das stimmt das ist es in der Tat. Bitte gib mir einen kleinen Moment, ich bin gleich wieder da ich muss nur mal kurz was Checken << sagt sie und schließt ihre Augen. Es dauert eine ganze Weile bis sie ihre Augen wieder öffnet und dann nochmal ein bisschen bis sie wieder anfängt zu sprechen. In der ganzen Zeit standen wir einfach nur da und haben gewartet was passiert. Keiner hat auch nur ein Sterbenswörtchen gesagt.
>> Hmmm << macht sie und sieht Stiles an, der zieht verständnislos die Augenbrauen zusammen.
>> Was denn Hmmm? << fragt Stiles und beobachtet die Reaktion meiner Mom.
>> Es ist alles normal in deiner Welt, du liegst neben Derek auf dem Bett und ich höre dich leise deine Gebete sprechen. Ich versteh nicht wie es möglich ist das du hier bist <<
>> In meiner Welt? Was soll das denn heißen? Gibt es eine „Meine" und eine „Deine" Welt? Ist das hier sowas wie der Himmel und seid ihr alle Engel? << fragt er und sieht lächeln erst Talia und dann seine Mom an. Als sein Blick zu mir gleitet erstirbt sein Lächeln und entsetzen machte sich in seinem Blick breit als er begreift was das möglicherweise heißt. Mit zittriger Stimme und tränen in den Augen beginnt er erneut zu sprechen.
>> Bitte sagt mir dass das weder der Himmel ist, noch das ihr Engel seid. Denn das würde bedeuten das mein süßer hier auch ein Engel ist, und das wiederum würde bedeuten das er nicht zu mir zurückkehren kann << sagt er bevor jemand antworten konnte.
>> Nein das ist weder der Himmel, noch sind wir Engel. Das ist die Zwischenwelt << sagt sie als wenn das alles erklären würde. Stiles schaut immer noch verständnislos.
>> Auch für den Fall das du mich für vollkommen bekloppt hältst, aber das musst du schon ein bisschen genauer erklären, denn damit kann ich rein gar nichts anfangen <<
>> Tote können die Zwischenwelt jederzeit betreten und sie verlassen. Personen bei denen die Entscheidung noch nicht gefallen ist, ob sie leben oder sterben, sind hier und können die Welt nicht verlassen. Sie können hier in Ruhe überlegen was sie wollen, das heißt nicht das sie sterben, wenn sie hierbleiben wollen und das sie leben, wenn sie zurück wollen. Das heißt nur das sie ihre ganz persönliche Entscheidung treffen können was sie selber für sich wollen. Ich weiß das es kompliziert zu verstehen ist, aber eigentlich ist das auch nichts was Außenstehende verstehen müssen. Lebende, so wie du, können diese Welt überhaupt nicht betreten... zumindest können sie das eigentlich nicht << sagt Talia und hob immer einen weiteren Finger während sie aufzählte.
>> Und wie bin ich dann hierhergekommen? <<
>> Das ist eine sehr gute Frage die ich nicht beantworten kann. Es hat bislang noch kein lebender geschafft die Zwischenwelt zu betreten <<
>> Aber Derek lebt doch auch noch und er ist auch hier <<
>> Das stimmt nur teilweise. Er ist hier und er lebt... noch. Bei ihm ist die Entscheidung noch nicht gefallen ob er hierbleibt oder wieder zu dir zurückkehrt <<
>> Warum weißt du nicht ob du zu mir zurück willst? << fragt er mich traurig und lässt den Kopf hängen. Sein Blick ist schmerzerfüllt und ich kann kaum atmen. Wie kann er nur denken das ich nicht wieder zu ihm zurück will? Ich will nichts anderes.
>> So ist das nicht, Stiles. Ich will zu dir zurück, habe aber scheinbar kein Einfluss darauf wie oder wann ich wieder in unsere Welt zurückkehren kann << erkläre ich ihm und fasse unter sein Kinn damit er mich ansieht. Er blickt mir in die Augen und ich sehe wie sie sich mit tränen füllen. Ich hasse es, wenn er so traurig ist.
>> Wirklich? Willst du wirklich zu mir zurück? << fragt er mich nun unsicher. Bevor ich ihm antworten kann spricht er weiter.
>> Ich könnte verstehen wen du lieber hier sein möchtest. Hier kannst du alle wiedersehen die dir fehlen. Deine Mom, Laura, Boyd und Erica. Du kennst jetzt meine Mom und... << bricht er seinen Satz ab denn seine Stimme versagt. Tränen laufen ihm über die Wangen und er schluchzt.
>> Baby, ich wünsche mir nichts mehr als zu dir zurückkommen zu können. Ich würde alles dafür tun um bei dir zu sein. Ich weiß nicht wie und ich weiß nicht wer das entscheidet, aber wenn ich es entscheiden würde, dann wäre ich schon längst wieder bei dir << sage ich und ziehe den zitternden und weinenden Mann in meine Arme. Ich will ihn halt geben, will das er versteht das es für mich nichts Wichtigeres gibt als ihn.
>> Wirklich? <<
>> Wirklich! <<
>> Okay, ich glaube dir, und es tut mir leid, dass ich daran gezweifelt habe. Weißt du, es tut nur so verdammt weh dich zu vermissen. Ich bin so machtlos und das alles ist nur passiert, weil du mich gerettet hast <<
>> Und ich würde es immer wieder tun <<
>> Ich liebe dich << sagt er und streichelt meine Wange
>> Ich liebe dich auch, mehr als du dir vorstellen kannst << entgegne ich und mit einen ploppen ist Stiles verschwunden.

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