Kapitel 52

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Wie gerne würde ich sofort und ohne Umwege zu ihm zurückkehren, aber ich weiß einfach nicht wie ich das machen soll. Ich beobachte noch eine Weile was Stiles macht, gehe dann aber an „meinen" Ort in der Zwischenwelt zurück. Es schmerz ihn so traurig zu sehen und zu wissen das man nichts dagegen tun kann. Als ich die Augen öffne befinde ich mich wieder auf der Lichtung, aber meine Mom ist nicht mehr da. Was soll ich denn jetzt tun? Ich weiß momentan eigentlich gar nichts, nicht wie ich hier wegkomme, nicht was ich tun soll und auch nicht wo sich meine Mom befindet. Es muss doch eine Möglichkeit geben, das ganze hier zu beschleunigen. Auch wenn ich meine Mom liebe kommt es nicht in Frage das ich mit ihr gehe, irgendwann werde ich mit ihr gehen, aber dieses irgendwann ist nicht heute. Ich beschließe mich hier ein wenig umzusehen, was anderes habe ich schließlich eh nicht zu tun. Ich gehe den Weg entlang und komme an einen Platz der mir irgendwie bekannt vorkommt, ich aber nicht sagen kann woher ich ihn kenne. In der Ferne kann ich eine Person sehen, aber es scheint nicht meine Mom zu sein. Ich kneife die Augen ein wenig zusammen und blinzle gegen die Sonne an. Die Person ist kleiner als meine Mom also ist sie es nicht. Ich gehe auf sie zu und sie beginnt zu winken. Anhand der Kleidung kann ich sehen das es auch eine Frau ist. Als ich etwas dichter dran bin kann ich erkennen das es Laura ist. Meine kleine Schwester...
>> Laura???? <<
>> Derek... << rief sie und kommt auf mich zugelaufen. Sie springt ab und fliegt mir in die Arme.
>> Oh Derek, es ist so schön dich wieder zusehen. Ich habe dich so sehr vermisst <<
>> Ich habe dich auch vermisst << sage ich und schließe sie ganz fest in meine Arme.
>> Was machst du hier? <<
>> Das ist eine lange Geschichte << antworte ich und lächle sie an.
>> Dann erzähl mal. Zeit ist das Einzige was ich ausreichend habe <<
>> Sag mir erst wie es dir geht <<
>> Wie soll es mir schon gehen? Ich kann nicht viele Gefühle fühlen. Ich kann spüren wie ich euch vermisse, ja, aber viel mehr ist da nicht. Ganz besonders dich und Cora vermisse ich, aber auch Peter. Manchmal kann ich euch sehen, sehe was ihr so macht und wie es euch geht. Ich habe Mom hier bei mir, sie kann das ganze alles viel besser als ich und sie kann euch öfter sehen. Sie erzählt mir dann immer wie es euch geht und was ihr so macht. Sie sagt du hast einen süßen Freund und ihr seid glücklich? <<
>> Das stimmt, ich habe den besten Freund den man sich wünschen kann. Er ist liebevoll, gutaussehend, loyal, fair und ehrlich, er bringt mich zum Lachen und treibt mich in den Wahnsinn. Ich liebe ihn über allen Maßen. Wenn du ihn doch nur sehen könntest. Du würdest ihn mögen, auch wenn er manchmal ein wenig hyperaktiv ist <<
>> Was??? Du hast dich in jemanden verliebt der hyperaktiv ist? Dann musst du ihn wirklich sehr mögen, aber das verraten mir auch deine Augen, sie strahlen, wenn du von ihm redest << sagte sie und lächelt mich an.
>> Ja manchmal geschehen noch Zeichen und Wunder. Bei ihm stört es mich auch gar nicht so sehr, denn er weiß genau wann er so sein kann und wann er mich besser in Ruhe lässt. Weißt du, ich bin sehr still und in mich gekehrt geworden, als ihr alle gestorben seid. Ich wollte niemanden mehr an mich ranlassen, damit es nie wieder so weh tun kann, wenn ich denjenigen verliere <<
>> Das kann ich verstehen, hilft er dir dabei aufgeschlossener zu sein? <<
>> Ja das tut er, Man kann gar nicht anders, wenn er dabei ist. Ich will für ihn ein guter Mensch sein, einer auf den er stolz sein kann und für den er sich nicht schämt, weil er immer schlechte Laune hat. Mir ist es am Anfang so schwergefallen mich zu ändern, doch mittlerweile fällt es mir immer leichter <<
>> Ich würde ihn gern mal sehen <<
>> Ich kann mich zu ihm denken, meinst du, wenn du meine Hand hältst, kann ich dich zu ihm mitnehmen? <<
>> Ich weiß es nicht, aber wir können es gerne ausprobieren <<
>> Du bist jetzt schon so lange hier und dir ist es nie in den Sinn gekommen das mal auszuprobieren? << frage ich und hebe eine Augenbraue
>> Verrückt oder? << sagt sie und grinst mich an.
>> Okay dann los << sage ich und reiche ihr meine Hände. Anschließend schließe ich wieder meine Augen und denke mich an den schönsten Ort den ich kenne... bei meinem Stiles. Er sitzt immer noch auf meinem Bett und lässt mich mit auf seinen Laptop schauen.
>> Was tut er da? <<
>> Ich weiß nicht, lass uns doch nachsehen << sage ich und trete so an das Bett das ich auf den Monitor sehen kann. Ich muss lachen als ich das Bild sehe.
>> Was ist denn so witzig? <<
>> Er schaut mit mir Star Wars <<
>> Er macht was? <<
>> Er schaute mit mir Star Wars. Er macht alles mit mir zusammen. Vorhin hat er mir ein Buch vorgelesen.
>> Vorhin? <<
>> Ja ich war vorhin mit Mom hier <<
>> Derek... Die Zeit läuft hier anders als in der realen Welt. Was du mit vorhin meinst, kann schon lange her sein <<
>> Was willst du damit sagen? <<
>> Vorhin kann Minuten oder Stunden her sein, aber es kann auch Wochen oder Monate her sein <<
>>Was??? Wie kann das sein? Warum läuft die Zeit hier anders? Wenn das was du sagst wahr ist, dann könnte es sein das ich schon mehrere Monate im Koma liege und Stiles immer noch da ist? <<
>> Ja das könnte sein << sagte sie und sah mich prüfend an. Wenn das wirklich stimmte dann war Stiles an meiner Seite und das schon für eine verdammt lange Zeit. Ich muss irgendwie herausfinden was wir für ein Datum haben. Ich muss wissen wie lange Stiles schon sein Leben für meines opfert. Ich kann und ich will nicht von ihm verlangen das er nur für mich da ist. Natürlich liebe ich den Gendanken das er an meiner Seite ist, egal was passiert, aber er ist jung und sollte sein Leben nicht dafür verschwenden an meinem Bett zu sitzen und zu warten das ich aufwache. In dem Moment kommt mir eine Idee. Ich lehne mich nach vorne und sehe auf den Laptop, unten in der Ecke kann ich das Datum entdecken. Vor Schreck schlage ich mir die Hand vor den Mund.
>> Was ist los? << fragte mich Laura besorgt.
>> Ich liege scheinbar schon neun verdammte Wochen im Koma <<
>> Ich sage ja, die Zeit vergeht hier anders als in der normalen Welt. Ich kann mir vorstellen wie schlecht du dich gerade fühlst, aber du musst verstehen das du die Zeit nicht beeinflussen kannst. Dein Körper wird aufwachen, wenn die Zeit gekommen ist <<
>> Was ist, wenn ich nie wieder aufwache? Was ist, wenn mein Körper nie dazu bereit sein wird, wieder in die normale Welt zurück zu gehen? Ich weiß das ich es nicht überleben würde, wenn Stiles für den Rest unseres Lebens an mein Bett sitzen wird <<
>> Wenn dein Körper nicht bereit sein sollte, dann wird er sterben. Die Zwischenwelt lässt nicht zu das jemand auf Dauer hier wandelt <<
>> Aber du bist doch auch hier und Mom auch. Vielleicht bin ich dann auch für immer hier gefangen <<
>> Ich bin wegen dir hier <<
>> Was bedeutet das? <<
>> Ich konnte in die Zwischenwelt zurück um dich zu sehen und dir das ganze hier zu erklären, warum Mom hier ist sollte sie dir besser selber erklären. Das ist etwas komplizierter als bei mir <<
>> Aber wo seid ihr denn sonst und wer hat euch wieder hergeschickt? <<
>> Derek... atme. Du verfällst in Panik. Das ist alles egal. Wichtig ist das wir hier sind und dir helfen das Ganze zu verstehen. Wir werden nicht zulassen das du stirbst << sagt sie und streichelt beruhigend über meinen Arm.
>> Ich will nicht sterben... ich will zurück zu Stiles <<
>> Ich weiß... ich bin mir sicher das nicht nur deine Seele wieder zurück will, sondern auch dein Körper. Wenn du genau hinsiehst, dann kannst du sehen das dein Körper hauchzart auf die Anwesenheit von Stiles reagiert <<
>> Ich kann jede seiner Berührungen fühlen, kann in meinem Kopf hören wie er mit mir spricht und nehme seine Anwesenheit überdeutlich wahr. Wenn das ein Zeichen dafür ist das ich wieder zu ihm zurückkehren werde, dann hoffe ich das diese Signale nie aufhören werden <<
>> Das ist doch ein gutes Zeichen. Ich bin fest davon überzeugt das du wieder zu ihm zurückkehren wirst. Deine Zeit ist noch nicht gekommen <<
>> Aber wie? Ich habe Angst das ich ihn nicht wiedersehe. Ich weiß nichts, Laura. Ich habe keine Ahnung wie ich es anstellen soll wieder zu ihm zu kommen, ich weiß nicht wie ich es beschleunigen kann das mein Körper bereit ist. Das Einzige was ich weiß ist, dass ich gerne bei euch bin, aber auch gerne wieder zu ihm gehen würde <<
>> Wir schaffen das... Gemeinsam << Sie nimmt meine Hand und zieht mich in ihre Arme. Ein warmes Gefühl erfasst mich, ich habe schon fast vergessen wie schön es ist, wenn man seine Familie um sich hat. Ich öffne wieder meine Augen und wir sind zurück in der Zwischenwelt. Wir gehen eine ganze Weile schweigend nebeneinander her und ich bin in meinen Gedanken versunken. Auf der einen Seite will ich unbedingt zu Stiles zurück, und auf der anderen Seite genieße ich es das meine Familie wieder bei mir ist. Ich habe sie so lange nicht mehr gesehen und mir wird erst jetzt so richtig bewusst wie sehr ich sie vermisst habe. Klar wusste ich das auch schon vorher, aber jetzt, wo sie wieder bei mir sind, schmerzt es erst so richtig. Ich möchte sie nicht wieder gehen lassen, möchte nicht, dass sie wieder zu einer Erinnerung werden. Ich möchte sie bei mir haben und mit ihnen reden und lachen können.
>> Meinst du es ist möglich, dass ich sowohl bei euch als auch bei Stiles sein kann? << frage ich nachdenklich.
>> Ich denke nicht Liebling << Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch und bleibe stehen.
>> Mom? Wo kommst du denn jetzt auf einmal her und wo ist Laura? <<
>> Laura musste vorerst gehen. Sie kann deine Fragen nicht beantworten <<
>> Und du kannst es? <<
>> Das kommt ganz auf die Frage an. Ich kann dir mit Sicherheit auch nicht alles beantworten, aber ich denke ich kann dir eine ganze Menge beantworten << sagt sie und ich nicke. Ich bin mir fast sicher, dass sie meine Fragen auch nicht beantworten kann.
>> Was möchtest du wissen? <<
>> Ich möchte euch nicht wieder verlieren, aber ich möchte auch zu Stiles zurück. Gibt es eine Möglichkeit das ich beides haben kann? Ich weiß wie das jetzt für dich klingen muss, aber ihr seid die wichtigsten Personen in meinem Leben <<
>> Es klingt nach jemanden der verzweifelt versucht die Vergangenheit mit der Zukunft zu verbinden, und ich kann dich sogar verstehen, aber ich weiß das das nicht gehen wird. Wir sind tot und es gibt für uns keine Möglichkeit in deine Welt zu kommen. Stiles ist am Leben und wir wollen doch beide nicht das er hier in unsere Welt kommen muss um uns alle zu vereinen, oder? <<
>> Nein das will ich nicht. So sehr ich mir auch wünsche das er euch kennenlernt, möchte ich nicht, dass er dafür sterben muss. Gibt es keinen anderen Weg? <<
>> Nein Liebling den gibt es nicht <<
>> Das ist scheiße << sage ich werde von meiner Wut übermannt. Der Wolf in mir kommt an die Oberfläche und macht seinen Ärger Luft. Meine Krallen und Fangzähne fahren sich aus und meine Augen leuchten blau auf. Ich renne los und attackiere den nächsten Baum. Ich stoße ihn um und kratze tiefe kerben in sein Holz. Ich heule laut auf und fletsche immer wieder die Zähne. Ich kann mich einfach nicht beruhigen, ich bin so verdammt wütend auf alles und jeden.
>> Lass den scheiß, Derek. Das ändert nichts an der Sache das es keinen Weg gibt. Er wird uns schon noch kennenlernen und bis dahin wirst du ihm einfach von uns erzählen. Ich weiß wie verschlossen du geworden bist. Erzähl ihm von dem Brand, erzähl ihn wie es dir ging, erzähl ihm warum du dich verschlossen hast, erzähl ihm von uns. Von mir und Laura, von deinem Dad und von dem was wir erlebt haben, als du klein warst. Erzähl ihm davon wie du Radfahren gelernt hast, das du lieber laufen wolltest als fahren, weil du als Wolf schneller laufen kannst als wenn du mit dem Rad fährst. Erzähl ihm von Dean und wie du dich gefühlt hast als du bemerkt hast das du Schwul bist. Erzähl ihm einfach alles was du zu sagen hast. Er wird dir zuhören und für dich da sein, wenn ein Gefühl dich aus der Bahn wirft, so wird er uns auch kennenlernen <<
>> Ich kann das nicht, ich habe jahrelang Mauern um mich herum hochgezogen, eben damit ich niemanden erzählen muss was ich erlebt habe und wie ich mich dabei gefühlt habe. Ich will diesen verdammten Schmerz nicht noch einmal fühlen müssen <<
>> Nur wenn du darüber sprichst dann kannst du es verarbeiten und wirst irgendwann auch keine Angst mehr davor haben verletzt zu werden. Das heißt nicht das du nie wieder verletzt wirst, aber es heißt, dass es nie wieder so weh tun wird, wie beim ersten Mal <<
>> Ich glaube, wenn ich Stiles verliere dann wird es noch viel mehr weh tun. Er ist alles was ich habe und alles was mir was bedeutet <<
>> Dann sorg dafür das du ihn nicht verlierst, rede mit ihm über alles was dich bedrückt, traurig macht, glücklich macht und alles was dir wichtig ist. Vertrau mir, wenn er dich kennt dann gibt es für ihn auch keinen Grund zu gehen <<
>> Ich werde es versuchen. Gibt es denn eine Möglichkeit das ich wieder zu ihm zurück komme? <<
>> Geduld mein Liebling, warten ist alles was du zurzeit machen kannst <<

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