Kapitel 51

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Mittlerweile war es Mitte März und der Frühling stand vor der Tür. Stiles war gerade dabei das Loft Frühlings-Fit zu machen als ein spitzer Schrei aus dem oberen Stockwerk zu hören war. Sie hatte sich darauf geeinigt das Stiles unten und Melissa oben putzen würde. Er wusste das seine Zieh-Mom gerade damit beschäftigt war die Bibliothek auf Vordermann zu bringen, denn sie rief ihn immer wieder Buchtitel runter und fragte ihn ob er das Buch schon gelesen hatte.
>> Alles okay bei dir, Melissa? <<
>> Alles okay, kannst du bitte einmal hochkommen? <<
>> Klar, gib mir eine Minute, dann bin ich mit dem Fensterputzen fertig <<
>> Bitte beeil dich << sagte sie und Stiles verstand nicht was es so Wichtiges geben konnte das er sich beeilen sollte. Er wusste ja das es in der Bibliothek schlimm aussah, aber so schlimm das er schnell machen musste auch nicht. Er stellte sich vor das Melissa eine Maus gesehen hatte und nun auf dem Tisch stand und sich nicht mehr runter traute. Der Gedanke ließ ihn lächeln. Er trocknete noch den Rahmen ab und stellte den Eimer weg, dann begab er sich nach oben. In der Bibliothek angekommen fand er... nichts vor. Melissa war nicht da.
>> Wo bist du? << rief er
>> Im Schlafzimmer << sagte sie und Stiles machte kehrt und ging ins Schlafzimmer.
>> Ich dachte du räumst die Bibl... << sagte er auf dem Weg und wurde unterbrochen als er das Schlafzimmer betrat.
>> Hey Baby << unterbrach ihn die leise und schwache Stimme von Derek, der ihn anlächelte. Stiles schlug sich die Hand vor den Mund und Tränen traten in seine Augen.


Timestopp:

Nach der Dunkelheit kommt das Licht, so heißt es doch. Ich bin gespannt ob bei mir auch irgendwann das Licht kommt. Nachdem die letzten Bilder an mir vorbeigezogen sind bin ich in absolute schwärze gefallen. Plötzlich wache ich auf, das denke ich zumindest. Ich öffne meine Augen nicht, bewege meinen Körper nicht, konzentriere mich darauf, meine Herzfrequenz langsam und gleichmäßig zu halten. Ich weiß weder wo ich bin noch ob jemand bei mir ist. Meine Sinne funktionieren nicht richtig. Es tut weh... ein scharfer Schmerz in der Brust macht das Atmen schwierig und mit jedem Blut Stoß rauschen pochende Wellen von Kopfschmerzen durch mich hindurch. Mein Körper fühlt sich an als wenn ich einen steinigen Abhang hinuntergestürzt bin. Ich versuche mich anzustrengen, versuche meine Sinne anzustrengen damit ich irgendwas wahrnehmen kann. Ich höre Stimmen, ich fühle Berührungen aber ich traue mich nicht die Augen zu öffnen. Das dies kein Dauerzustand ist, weiß ich. Wenn ich mich orientieren möchte, wenn ich sehen will zu wen die Stimmen gehören und wenn ich wissen will wer mich berührt dann muss ich die Augen öffnen. Außerdem will ich wissen wie schwer die Verletzung in meiner Brust ist und warum sie nicht heilt. Ich bin immerhin ein Werwolf und meine Wunden sollten schnell beginnen zu heilen. Ich atme nochmal tief durch und zwinge mich zur Ruhe. Ich bin doch sonst nicht so ein Nervenbündel. Ich öffne die Augen und sehe... nichts! Es ist immer noch dunkel um mich herum, sehe keine Personen zu den Stimmen und den Berührungen. Wo zur Hölle bin ich? Vielleicht genau dort, vielleicht habe ich den Angriff, den ich für Stiles abgefangen habe, nicht überlebt. Oh Gott das wäre eine Katastrophe, Stiles und ich hatten noch nicht genug Zeit zusammen. Panik stieg in mir auf, das durfte nicht Realität sein. Ich wusste das das was ich gemacht habe zum Tod führt, aber ich realisiere erst jetzt das ich Stiles mit meinem Handeln komplett alleine gelassen habe. Er wird es weder mir noch sich selber verzeihen das ich das gemacht habe. Das bringt jetzt alles nicht, ich klammere mich an den Gedanken das ich nicht Tod bin und das das nur eine Prüfung für uns ist. Nichts im Leben passiert einfach so. Es ist entweder eine Prüfung oder eine Lektion, in meinem Fall wahrscheinlich beides. Ich rapple mich hoch und taste mich nach vorne, dadurch das alles um mich herum schwarz ist bin ich auf meinen Tastsinn angewiesen. Ich kann keinen weiteren Herzschlag hören und riechen tue ich auch nichts. Ich gehe, wie ein Zombie mit den armen nach vorne gestreckt, vorwärts. Langsam, schritt um schritt bewege ich mich nach vorne, bis meine Hände gegen etwas stoßen. Ich taste hoch und ich taste runter, aber fühlen kann ich nur eine glatte Oberfläche. Ich weiß nicht ob es eine Wand oder eine Tür ist, also taste ich mich weiter. Meine rechte Hand trifft auf etwas kaltes und es fühlt sich so an als wenn es aus Metall ist. Eine Türklinke? Ich betaste das Metall und auch die Form gleicht einer Türklinke. Langsam drücke ich sie hinunter und versuche sie von mir weg zu bewegen. Mit einem leisen klicken springt die Tür auf. Die Augen kneife ich sofort zusammen denn alles ist auf einmal strahlend hell. Es riecht nach Wald und Wiesen um mich herum, ich kann Wasser rauschen hören und nehme mal an das sich ein Bach bei mir befindet. Zuerst öffne ich nur ein Auge und versuche etwas zu sehen, als das nicht richtig klappen will, öffne ich auch das zweite Auge. Ich blinzle gegen die Sonne an die warm und angenehm auf mein Gesicht scheint. Wo bin ich hier? Ist das der Wald in Beacon Hills? Nein das kann nicht sein, so sieht es dort nicht aus. Irgendwo habe ich den Wald schon mal gesehen, aber ich kann beim besten Willen nicht sagen wo. Ich sehe an mir herab sehe das in Fetzen hängende T-Shirt. Es ist Blutgetränkt und zeigt viel von meiner Brust. Eine Wunde kann ich allerdings nicht sehen, bin ich etwa doch schon geheilt? Fragen über Fragen und niemand kann sie mir beantworten. Ich gehe vorwärts und sehe mich um. Es ist schön hier und so ruhig, wenn Stiles das doch nur sehen könnte. Das würde ihm sicher gefallen, er liebt den Wald genauso wie ich. Die Erinnerung an den brünetten stimmt mich traurig, ich vermisse ihn so sehr. Den Gedanken das ich ihn nicht wiedersehen werde schmerz ungemein. In der Ferne kann ich tatsächlich einen kleinen Fluss sehen und beschließe dort hinzugehen. Am Ufer ist ein umgekippter Baumstamm auf den ich mich setzte und in die Ferne schaue. Das Wasser rauscht beruhigend und erdet mich ein wenig. Es muss doch eine Möglichkeit geben das ich herausfinde wo ich bin, was ich zurzeit bin und wie ich hier wieder wegkomme. Wieder höre ich eine Stimme, wenn mich nicht alles täuscht dann ist es die Stimme von Stiles. Betet er? Es hört sich fast so an als würde er beten. Ich konzentriere mich stark um die körperlose Stimme deutlicher zu hören. Es ist wirklich Stiles und er betet für mein überleben. Bin ich doch nicht tot? Aber wo bin ich dann hier? Ist das so eine Art Zwischenwelt? Eine Welt zwischen Leben und Tod? Wenn das wirklich so ist, das werde ich alles in meiner Macht stehende tun das ich hier wieder weg komme und zu meinem süßen kann. Von rechts sehe ich eine Person auf mich zukommen, da ich genau in die Sonne schaue kann ich sie nicht erkennen. Als sie dichter kommt traue ich meinen Augen nicht. Das kann nicht sein...
>> Mom? << frage ich als sie vor mir stehen bleibt.
>> Hallo mein Liebling << sagt sie warm und streichelt mir über den Arm. Ich falle ihr um den Hals und beginne zu weinen. Das kann unmöglich real sein. Sie ist tot. Wie kann sie hier sein, mit mir reden und mich in die Arme nehmen?
>> Bin ich... bin ich tot? << schluchze ich an ihrem Hals.
>> Nein mein Schatz, du bist nicht tot. Fühlt es sich für dich so an? <<
>> Ich weiß nicht, ich fühle gar nichts. Wie kann es sein das ich dich sehen kann, wenn ich nicht tot bin? Du bist doch tot <<
>> Das stimmt, ich bin tot, aber das heißt nicht das du auch tot bist. Du bist in einer Zwischenwelt und es liegt an dir ob du sie verlässt und mit mir kommst, oder ob du zu deinem Freund zurück gehst <<
>> Ich kann es mir aussuchen? <<
>> In gewisser Weise schon. Es kommt darauf an wie stark du bist, und wie sehr du es willst. Ich meine du warst immer ein Kämpfer und du hast dich immer gut durchgeschlagen. Es ist ja nicht so dass ich dich nicht beobachtete hätte <<
>> Du hast mich beobachtet? <<
>> Natürlich, denkst du ich behalten meinen Liebling nicht im Auge? <<
>> Ich wusste nicht, dass das möglich ist <<
>> Es ist alles möglich, wenn man es nur genug will <<
>> Alles? <<
>> Ja alles <<
>> Kannst du es mir zeigen? <<
>> Was willst du probieren? <<
>> Ich möchte Stiles sehen. Falls ich nicht stark genug bin um zu ihm zurück zu kommen, will ich ihn wenigstens nochmal gesehen haben <<
>> Natürlich bist du stark genug, wenn du es nur genug willst. Der Weg wird jedoch nicht einfach für dich werden. Ich werde nicht die einzige Person sein die du auf deiner Reise hier sehen wirst. Niemand kann sagen wie lange du hier, an diesem Ort, verbringen wirst <<
>> Wen werde ich noch begegnen? <<
>> Das kann ich dir nicht sagen <<
>> Werden sie alle tot sein? <<
>> Nein das muss nicht sein, wenn ein lebender Mensch, stark genug ist und seine Gedanken fokussieren kann, dann kann es auch passieren das du ihn oder sie hier siehst. Natürlich ist es immer wichtig das ihr eine starke emotionale Bindung zueinander habt <<
>> Dann fällt es eher flach das Stiles hier bei mir erscheinen wird. Der junge kann sich keine fünf Minuten konzentrieren << sage ich und lächle bei dem Gedanken an meinen liebsten.
>> Du liebst ihn sehr, oder? << fragte sie und nahm meine Hand. Sie verschlang ihr Finger mit meinen und sah mir in die Augen. Sie kann genau sehen wie sich mein Blick und meine Mimik verändert, als ich für diesen kurzen Moment an Stiles denke.
>> Ja... mehr als du dir vorstellen kannst. Er ist was ganz Besonderes. Er ist so stark und bescheiden. Sein Wesen tut mir gut und ich möchte mich für ihn ändern. Möchte gut sein, möchte wieder Lebensfreude haben. Er zaubert mir immer wieder ein lächeln ins Gesicht. Wenn du ihn doch nur kennenlernen könntest, wenn du sehen könntest was für ein großartiger Mensch er ist. Er macht mich so glückwich wie kein anderer. Lange habe ich mir verboten ihn zu lieben, ich dachte das er was Besseres als mich verdient hat, aber es war sinnlos. Er ist mein Gefährte und umso weiter ich mich von ihn entfernen wollte umso schlimmer ist das Verlangen nach ihm geworden. Mittlerweile glaube ich wirklich, dass wir beide füreinander bestimmt sind. Wir ergänzen uns und ich habe meine Deckung aufgegeben und die Mauern, die um meinem Herzen liegen, eingerissen. Ich will was wagen und ich will gewinnen und vor allem möchte ich ihn wiedersehen << beantworte ich ihre Frage und sofort schob sich das Bild von Stiles vor mein inneres Auge.
>> Ich weiß wie gut ihr euch ergänzt, ich kann es immer wieder beobachten. Er ist ein toller Mensch und ich hätte ihn gerne persönlich kennengelernt <<
>> Ich habe ihn vorhin beten gehört, kann das sein das das geht? <<
>> Natürlich kann das sein <<
>>Es hat sich irgendwie schön angefühlt zu wissen das er mich nicht aufgibt obwohl ich gerade nicht zu ihm kann <<
>> Schließ die Augen <<
>> Warum? <<
>> Wenn du Stiles sehen willst, dann musst du die Augen schließen << sagte sie zu mir und ich schloss sofort meine Augen. Es gibt nichts was ich mir sehnlicher Wünsche als meinen Stiles wiederzusehen.
>> Du musst deine Gedanken nun auf Stiles fokussieren. Du darfst keinen anderen Gedanken zulassen. Er muss deine Gedanken beherrschen und du musst dir stumm wünschen das du ihn sehen kannst << sagte sie. Ich konzentrierte mich auf Stiles, was kein Problem war, denn er beherrschte so oder so meine Gedanken. Ich ließ in meinen Gedanken einen Film, mit den Sachen die wir zusammen erlebt haben, ablaufen. Nicht nur die Sachen die wir als Paar erlebt haben, sondern alles. Vom ersten Moment an, die erste Begegnung die wir hatten. Ich konnte spüren wie unendliche Liebe meinen Körper erfasste und im nächsten Moment stand ich im Krankenhaus. Stiles sitzt auf meinem Bett und liest mir mein Buch vor. Ein zweites Bett steht in dem Raum und ich vermute mal das sie ihn nicht dazu bewegen konnten mein Zimmer zu verlassen. Tja was das angeht ist mein süßer eben Stur. Ich trete um das Bett herum und stelle mich genau vor ihn. Zitternd hebe ich meine Hand und strecke sie nach ihm aus. Er legt das Buch in seinen Schoß und sieht mich an. Kann er mich spüren, meine Berührungen und meine Anwesenheit? Nein das ist unmöglich, ich kann ihn ja auch gar nicht richtig berühren. Ich liege da und habe die Augen geschlossen, bin ganz ruhig als wenn ich schlafen würde. Dann nimmt er meine Hand, verschränkt unsere Finger miteinander und legt sie in seinen Schoß.
>> Ich vermisse dich so sehr, bitte Derek... bitte komm zurück zu mir. Ich brauche dich doch. Ich weiß ich bin egoistisch, aber das ist das Einzige was ich mir von dir wünsche. Nimm dir so viel Zeit wie du benötigst um zu heilen, aber lass mich hier bitte nicht alleine. Die Ärzte haben gesagt das es durchaus möglich ist das du aus dem Koma erwachst und zu mir zurückkommst. Ich werde jeden Tag dafür beten das dies eines Tages passiert. Ich weiß das ich geduldig sein muss, aber wenn du mich hören kannst, und davon gehe ich stark aus, dann stell mich nicht auf die Probe. Du weißt das Geduld jetzt nicht gerade meine größte Stärke ist. Natürlich werde ich für dich geduldig sein, aber es fällt mir sehr schwer denn ich liebe dich so sehr. Mir fehlen unsere Gespräche und das du mich in den Arm nimmst. Klar nutze ich die Chance und kuschle mich regelmäßig auch hier an deinen Körper, aber das ist nicht das gleiche. Ich weiß das du da irgendwo bist, mich hörst und spürst das ich da bin. Ich werde keine Sekunde von deiner Seite weichen und auch wenn es eine Ewigkeit dauert, ich werde auf dich warten und für dich da sein <<

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