Kapitel 26

90 4 0
                                    

Stiles stand vor dem Spiegel an der hinteren Wand und betrachtete sich. Das Hämatom war riesig und tief blau. Stiles hielt sich die gebrochenen Rippen. Er hatte seine Augen geschlossen und ein gequälter Ausdruck lag auf seinen Zügen. Leise sprach er mit sich selbst

„Was bin ich doch nur für ein schwacher Idiot, ich habe nicht mal versucht mich gegen Kate zu wehren. Habe einfach alles ertragen und bin den Weg des geringsten Widerstandes gegangen. Wie kann so ein unglaublicher Mann wie Derek nur jemanden wie mich lieben? Aber wahrscheinlich wird auch ihm früher oder später auffallen wie erbärmlich ich bin, und dann wird er das einzig richtige tun, und sich von mir trennen. Keiner will jemanden wie mich an seiner Seite haben. So wie ich mich verhalte, habe ich es verdient das ich misshandelt wurde. Es hat ja auch was Gutes, ich kann den Schmerz spüren und weiß das ich am Leben bin."

Derek ging leise ins Zimmer und trat hinter Stiles. Behutsam legte er die Hände um den Körper des jungen Mannes.
>> Alles okay bei dir? << fragte Derek mit leiser und sanfter Stimme hinter ihm. Stiles zuckte zusammen. Er hatte sich erschrocken da er Derek nicht gehört hatte. Er hoffte innerlich, dass er ihn nicht gehört hatte.
>> Wie lange bist du schon hier? <<
>> Bin gerade erst gekommen, wieso? << log er.
>> Ich frage nur. Es tut verdammt weh gerade << sagte er dann schnell bevor Derek weiter nachfragte.
>> Soll ich dir den Schmerz nehmen? <<
>> Nein das musst du für mich nicht tun. Ich hol mir fix eine Tablette <<
>> Kommt nicht in Frage. Ich kann dir den Schmerz nehmen ohne, dass du Chemie in deinen Körper pumpst. Gib mir schon deine Hand << sagte Derek und griff nach der Hand von Stiles. Sobald er ihn berührte färbten sich seine Adern erneut schwarz. Kurze Zeit später windete sich der brünette aus dem Griff des Betas.
>> Danke Honey, es ist schon viel besser <<
>> Das mache ich immer wieder gerne. Wenn ich es nicht für dich mache, für wen denn dann? <<
Stiles zuckte mit den Schultern und grinste.
>> Also Sourwolf, was hast du mit mir vor? <<
>> Leg dich ins Bett und schließ deine Augen <<
>> Ohhhh, du willst also das ich nichts sehen kann?!? Was kommt als nächstes? Fesselst und knebelst du mich?? <<
>> Vielleicht mache ich das, wenn du nicht artig bist << sagte Derek mit einem lasziven grinsen auf den Lippen. Stiles riss die Augen auf und lief schnellen Schrittes zum Bett. Er schwang sich unter die Bettdecke und legte sich beide Hände, wie ein fünfjähriger, vor die Augen. Derek lächelte, folgte ihm und streichelte ihm über den Kopf.
>> So bist du artig << sagte er und ging dann zur Tür. Er holte alles herein und stellte es neben dem Bett auf den Boden. Der Beta legte die erste DVD ein und schaltete den Fernseher an. Zog sich aus und legte sich nur mit Jogginghose bekleidet neben Stiles ins Bett. Das Tablett stellte er über Stiles Beine ab.
>> Mach die Augen auf << sagte er und konnte dabei zusehen wie ein leuchten über Stiles Gesicht huschte.
>> Du hast mir Locken Pommes gekauft? << fragte er und quietschte vergnügt.
>> Ich weiß halt was du gerne hast. Das ist aber noch nicht alles << sagte er und zeigte mit dem Finger auf den Fernseher. Stiles blieb der Mund offen stehen.
>> Du schaust mit mir Star Wars? << fragte er ungläubig.
>> Es sind deine Lieblingsfilme und ich habe sie noch nie gesehen <<
>> Oh man... Ich habe den perfekten Freund << sagte er strahlend und küsste den Werwolf überschwänglich.
>> Welche Teile hast du hier? <<
>> Alle... <<
>> Alle? <<
>> Ja alle. Wenn wir sie schon schauen dann will ich sie auch alle sehen << sagte er lachend.
>> Die schaffen wir heute aber nicht alle. Immerhin sind es neun Filme <<
>> Na und? Dann schauen wir heute so viele wie wir schaffen und beim nächsten Mal schauen wir dann weiter << Stiles konnte es nicht fassen das er den restlichen Tag mit Derek im Bett liegen konnte, Curly Fries von Arby's aß und Star Wars schaute. Er liebte seinen Werwolf so sehr.

Zwei Filme hatte sie jetzt geschaut und Stiles hat so gut wie nichts mitbekommen. Er wusste immer noch nicht wie er Derek erklären sollte was mit ihm los ist. Bei seiner Mom hat sich das alles so einfach angefühlt aber das tut es jetzt ganz und gar nicht mehr.
>> Stiles? <<
>> Ja <<
>> Was ist los mit dir? Du bist überhaupt nicht bei der Sache <<
>> Doch alles gut <<
>> Nichts ist gut. Ich habe dir gerade dreimal die gleiche Frage gestellt und du hast dreimal anders darauf geantwortet, aber nie richtig. Du hörst mir kein Stück zu, also sag mir bitte einfach was mit dir los ist <<
>> Ich weiß nicht wie << sagte Stiles und wurde zunehmend nervös. Er musste Derek doch einfach nur erzählen was in ihm vorging das konnte doch nicht so schwierig sein. Er wollte ihm schließlich keinen Antrag machen. Stiles dachte über seine Gedanken nach und kam zu dem Entschluss das es wahrscheinlich einfacher wäre um Derek's Hand anzuhalten als ihm das jetzt zu erzählen. Es gab aber keinen Ausweg mehr, sie mussten das Gespräch so langsam führen. Derek musste wissen warum Stiles ab und zu so am Rad drehte. Wenn er die Gründe kennen würde, würde er vielleicht ein bisschen mehr Geduld mit ihm haben. Vielleicht verstand Derek ihn ja auch und konnte es deswegen nachvollziehen. Derek hatte immerhin auch eine schlimme Zeit hinter sich und niemand, außer Derek, wusste wie er damit umgegangen ist. Er holte tief Luft und sah Derek in die Augen. Seine Hände zitterten schrecklich und als Derek dies bemerkte nahm er die des jungen Mannes kurzerhand in seine. Er lächelte ihn warm an und versucht ihm so Mut zu machen.
>> Du weiß es ist egal was mit dir los ist, ich bin immer für dich da... << sagte er und küsste Stiles zitternde Hände.
>> Derek hör zu, ich... ich... oh Mann das ist so schwer. Ich weiß das ich momentan nicht ich selbst bin. Dieser ganze Evil Spirit scheiß hat mich meine ganze Kraft gekostet, ich dachte ich würde das nicht überleben, dachte mein Körper wäre nicht stark genug sich von dem Nogitsune zu lösen. Mich nimmt es unwahrscheinlich mit das ich Menschen, die ich liebe, weh getan habe. Ich kann an nichts anderes denken, verstehe nicht wie ich es geschafft habe das die Menschen um mich herum mich noch immer mögen. Ich... ich weiß nicht mehr wie ich mich in den Griff bekommen soll, und das ist es was ich mir zurzeit am sehnlichsten Wünsche. Ich wache jede Nacht aus diesem beschissenen Alptraum auf und bin vollkommen Machtlos. Ich kann nicht mehr essen und habe keinen Appetit. Ich weiß man kann es sehen das ich 12 kg abgenommen habe, aber ich kann nichts dagegen tun. Ich hatte vor im Winter mit der Polizeischule anzufangen, aber die geben doch keinen durchgeknallten Freak eine Waffe in die Hand. Es war mein größter Wunsch Polizist zu werden, und nur weil ich zu schwach bin zerplatzen meine ganzen Träume. Ich wollte immer ein guter Polizist werden, dich an meiner Seite haben und irgendwann ein kleines Häuschen. Ich bin übernatürlich und weiß nicht was ich damit anfangen soll. Ich kann nichts, aber auch rein gar nichts damit anfangen. Wie lange soll ich denn bitte trainieren bis ich Versager die Kraft beherrschen kann? Ich kann kaum mein eigenes Leben beherrschen. Ich kann mir nicht ins Gesicht gucken und hasse mich aus tiefster Seele dafür das ich nicht stark genug war und alle um mich herum enttäuscht habe. Ich werde nie wieder so sein können wie ich mal war, wenn ich mein Leben nicht langsam wieder in die richtige Richtung lenken kann. Ich kann das nicht alleine, ich brauche dich dafür. Ich weiß, ich weiß du hast gesagt das du mir helfen willst und immer für mich da bist. Aber sag mir... wie schaffst du es das du mir noch in die Augen sehen kannst ohne dich übergeben zu müssen, nach allem was ich getan habe? Wenn du schlau bist dann geh solange du noch kannst denn ich bringe nur Unglück und Ärger. Ich kann das nicht mehr durchstehen und das war auch der Grund warum ich dich verlassen habe und mein Leben beenden wollte. Ich wollte dich nicht in mein beschissenes Leben mit reinziehen, doch ich schaffe es nicht alleine, bitte Derek hilf mir mich zu heilen. Ich gehe unter, wenn ich nicht bald wieder die Kontrolle über mich erlange. Bei der nächsten Verzweiflungstat bist du vielleicht nicht da und ich schaffe es alle Pille zu schlucken. Wenn wir ehrlich sind dann würde ich euch einen gefallen damit tun denn dann würde euch keiner mehr in Gefahr bringen. Ich will aber noch nicht sterben auch wenn ich es, nach allem was ich getan habe, verdient hätte. Ich versuche mich zu bestrafen, aber ist der Tod die richtige Strafe? Habe ich es nicht mehr verdient zu leiden? Ich sehe dich an und sehe alles was ich jemals wollte und immer geliebt habe, dann sehe ich mich an und sehe das ich nichts von dem verdient habe, weder dich noch deine Liebe. Kannst du mir dabei helfen wieder ICH zu werden, als ein Freund an meiner Seite stehen? Ich liebe dich Derek, ich liebe dich so sehr das es schon fast weh tut, und ich weiß das ich dich und deine Freundschaft irgendwann verlieren werde, wenn ich so weiter mache. Ich muss für die wie ein Schizophrener wirken, „ich will das du mir hilfst", „nein ich will es nicht", „ich schaffe es nicht, bitte sei für mich da", „nein lauf solange du noch kannst..." In meinem Kopf ist alles wirr. Mein Verstand sagt mir das es das Beste ist, wenn ich dich gehen lasse und dich nicht in mein beschissenes Leben mit reinziehe, aber dann meldet sich mein Herz und sagt das ich dich festhalten soll. Das du mein Anker bist und ich es ohne dich nicht schaffen kann. Bitte hilf mir, ich weiß nicht mehr was zu tun ist geschweige denn was gut für mich ist... << beendete der brünette seine Erklärung und schaute unsicher in Derek's Augen. Tränen liefen dem jungen ungehalten über seine Wangen und er zittert am ganzen Körper. Derek sah ihn fassungslos an. Er konnte nicht glauben das er all die Anzeichen übersehen hatte, was war er nur für ein jämmerlicher Freund gewesen?
>> Bitte Derek... sag doch was, irgendetwas. Soll ich lieber gehen? << fragte der junge Mann unsicher. Als immer noch keine Antwort von Derek kam versucht er auf wackeligen Beinen aufzustehen. Er konnte nicht mehr in Derek's schmerzerfüllte Augen sehen. Er hatte alles kaputt gemacht. Er wusste das ihre Liebe kein Bestand hatte, auch wenn er Derek abgöttisch liebte, aber jetzt verlor er auch noch seine Freundschaft. Das war es was er so unbedingt verhindern wollte. Klar, er hatte sich gewünscht, dass er nicht nur Derek's Freund, sondern auch sein Partner werden konnte, aber dafür war er einfach viel zu kaputt. Als er sich versuchte hochzurappeln, hielt Derek ihn fest und zog ihn an sich. Langsam löste sich Derek wieder von ihm und begann zu sprechen.
>> Ich kann es nicht fassen das du so von dir denkst und noch weniger kann ich fassen das ich es nicht bemerkt habe. Wie konnte mir das nur entgehen Stiles? Was bin ich für ein Freund? Es tut mir so sehr leid <<
>> Was? Nein... Das muss es nicht, wirklich nicht. Wie hättest du es denn bemerken sollen? Keiner hat es bemerkt nur ich wusste es. Du darfst dir keine Vorwürfe machen. Ich bin derjenige der Schuld hat, ich hätte dir vertrauen müssen, hätte mit dir reden müssen, aber ich habe es in mich rein gefressen und bin daran verzweifelt. Du warst immer für mich da, auch als du noch nicht gewusst hast das ich dich liebe, warum habe ich diese Chance nicht genutzt und habe dich ins Vertrauen gezogen? Du bist der beste Freund den man sich wünschen kann, aber ich bin ein besserer Schauspieler <<
>> Ich bin übernatürlich, mir hätten die Anzeichen auffallen müssen. Ich hätte bemerken müssen das du nach Schuld und Verzweiflung riechst. Ich hätte darauf bestehen sollen das du mit mir sprichst. Ich hätte... <<
>> Nichts hättest du... du hättest nichts tun können. Ich bin schwach und jemand wie du sollte nicht mit jemanden wie mir zusammen sein <<
>> Du denkst du hast das hier nicht verdient, hast uns nicht verdient, aber du liegst falsch Stiles... Gott du liegst damit so unendlich falsch. Ich weiß du willst uns, auch wenn du dir verbieten willst es zu fühlen. Du hast es am meisten, von allen die ich kenne, verdient glücklich zu sein <<
>> Und was ist mit dir Derek? Du hast es auch verdient glücklich zu sein und mit mir wirst du nicht glücklich werden <<
>> Ich bin glücklich, wenn du dir erlaubst aus einem ICH und DU ein WIR zu machen und dir eingestehst das du das hier willst und verdient hast <<
>> Und woher willst du wissen was ich will? <<
>> Ich kann es in deinen Augen sehen. Jedes Mal, wenn du mich ansiehst kann ich sehen das du dasselbe fühlst wie ich...<<
>> Derek, ich... <<
>> Nein Stiles... sag nichts, erlaube dir es zu fühlen, lass es einfach zu. Lass es zu das wir uns lieben und fühle es tief in deinem Herzen << sagte Derek und legte Stiles Hand auf sein Herz.

The SparkWhere stories live. Discover now