Kapitel 49

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Tag um Tag saß Stiles an Dereks Bett. Er hatte ihm sein Buch zu Ende vorgelesen und ein neues Buch begonnen. Er erzählte ihm wie es im Rudel lief und was die anderen so machten. Sie hörten zusammen Musik nicht nur die, die Stiles gerne hörte, sondern auch die die Derek gerne möchte. Stiles schaute mit ihm Filme und er redete viel mit ihm, auch wenn die Unterhaltung nur einseitig war. Stiles wusste das er ihn unterbewusst wahrnehmen würde, er wollte das er alles erfuhr und immer genau wusste das Stiles ihn nicht alleine lassen würde. Hin und wieder schrieb Stiles an einem Text, immer dann, wenn er wieder einmal sehr traurig war. Wenn jemand das Zimmer betrat legte er seine Notizen weg, er wollte nicht das irgendjemand las was er schrieb. Wenn Derek aufwachen würde dann hoffte er das er fertig war und es ihm vorlesen konnte. Es sollte perfekt werden und Derek zeigen wie sehr er ihn liebte und wie sehr er ihn vermisste. Dereks Körper war mittlerweile vollständig geheilt, doch seine Seele war noch nicht bereit wieder ins hier und jetzt zu schreiten. Stiles tat alles was getan werden musste, er wusch ihn, rasierte ihn, ja er versuchte ihn sogar die Zähne zu putzen und er zog ihn jeden Tag was anderes an. Stiles stellte dabei immer wieder fest wie einfarbig Dereks Kleiderschrank war. Melissa betrat, wie jeden Tag, das Zimmer von Derek als Stiles gerade mit ihm fertig war.
>> Hey Schätzchen, wie geht es euch? << fragte sie ihn.
>> Gut soweit << sagte er nachdenklich und versuchte sich an einem Lächeln. Lächeln... das war eine Körperregung die er lange nicht mehr gemacht hatte. Das hieß er lächelte zwar immer mal wieder, aber es war nie ernst gemeint. Es gab zurzeit einfach keinen Grund für ihn zu Lächeln. Er würde es nachholen sobald Derek wieder aufgewacht war, dann hatte er nämlich einen guten Grund, und vor allem eine Person die es Wert war, mit der er lachen konnte. Er lachte früher so gerne doch momentan fiel es ihm zunehmend schwer.
>> Bist du dir sicher das alles gut ist? << fragte Melissa besorgt.
>> Ich würde gerne was mit dir besprechen << sagte Stiles ganz ernst.
>> Über was willst du reden? <<
>> Ich weiß das Dereks Körper vollständig geheilt ist und dass er Zeit braucht bis er bereit ist wach zu werden, aber... << sagte er und unterbrach sich für einen Moment.
>> Bist du nicht bereit so lange zu warten? << fragte Melissa mit sanfter und ruhiger Stimme. Sie wusste das er ihn liebte, könnte es aber auch verstehen, wenn Stiles keine Kraft mehr hatte sich um ihn zu kümmern. Wenn er ihn jetzt verließ dann tat er es nicht, weil er ihn nicht mehr liebte, sondern weil ein junger Mann wie er, nicht sein ganzes Leben ändern sollte um für seinen im Koma liegenden Partner da zu sein.
>> Was??? Nein wie kommst du denn da darauf? <<
>> Ich weiß nicht, ich könnte es verstehen, wenn du die Kraft nicht mehr aufbringen kannst. Ich weiß ja das du ihn liebst, aber das was du dir da selber abverlangst ist verdammt viel und sehr hart << sagte sie und sah ihn prüfend in die Augen.
>> Ich werde immer für ihn da sein, egal wie steinig der Weg auch ist, ich werde ihn mit ihm zusammen gehen <<
>> Das ist bemerkenswert, er kann stolz sein das er jemanden wie dich gefunden hat << entgegnete sie und Stolz schwang in ihrer Stimme mit.
>> Er hat soviel für mich getan, ich tue das nur allzu gerne für ihn <<
>> Über was möchtest du dann mit mir reden? <<
>> Ich möchte Derek mit nach Hause nehmen. Ich weiß das das geht und ich habe alles darüber gelesen. Ich weiß auf was ich mich einstellen muss, weiß welche Geräte ich brauche, und ich weiß das ich eine Pflegekraft brauche, wenn ich nicht selber ausgebildet bin << sagte er schnell und beobachtete Melissas Reaktion. Sie sah zuerst verwundert aus, doch dann begriff sie was Stiles wirklich von ihr wollte. Es ging nicht darum das er ihn mitnehmen wollte, denn das konnte er ohne weiteres, es ging darum das er sie wollte.
>> Du willst das ich mich um ihn kümmere, wenn er wieder zu Hause ist? <<
>> Ja << sagte er kleinlaut aber ehrlich
>> Ich weiß das es viel Geld kosten wird, wenn du ihn bei uns zu Hause pflegst, aber ich habe die Hoffnung das er dort vielleicht schneller wieder aufwacht. Er wäre dann in seiner gewohnten Umgebung mit gewohnten Geräuschen und Gerüchen, könnte in seinem eigenen Bett schlafen und ich könnte nebenbei zur Akademie gehen. Wenn er erfährt das ich angenommen wurde, und wegen ihm nicht hingehe, dann reißt er mir den Arsch bis zum Nacken auf. Dem möchte ich wirklich gerne entgehen << sprach er weiter bevor Melissa ihm antworten konnte.
>> Ich finde die Idee wirklich toll, aber hast du dir das ganze gut überlegt? Ich kann sehr gut verstehen das du ihn gerne zu Hause haben möchtest, aber es ist sehr viel Arbeit einen Komatösen zu Hause zu haben. Es spielt immer die Angst mit das man irgendwas nicht bemerkt, oder es erst zu spät bemerkt. Das muss dir klar sein. Ich will dir keine Angst machen, aber ich will das du weißt auf was du dich einlässt <<
>> Ich weiß auf was ich mich einlasse, und weil ich jemanden brauche der sein Handwerk versteht, will ich das du mir hilfst. Ich bin fest davon überzeugt das wir das zusammen schaffen werden << sagte Stiles und blickte sie Hoffnungsvoll an.
>> Gib mir ein bisschen Zeit, okay? <<
>> Ich gebe dir so viel Zeit wie du benötigst. Ich weiß das es viel von mir verlangt ist, aber ich weiß auch das du die beste bist. Du bist sowas wie Familie für uns beide und ich vertraue dir blind <<
>> Das hast du schön gesagt, danke für dein Vertrauen << sagte sie und lächelte ihn warm an. Anschließend stand sie auf und verließ den Raum. Stiles setzte sich wieder auf das Bett seines liebsten und erzählte ihm davon wie er es alles Regeln wollte. Wie es mit der Akademie klappen soll und das er seine Star Wars Sammlung verkaufen würde um seine Pflege zu bezahlen. Er würde sein letztes Hemd verkaufen um die Pflege und die Geräte für Derek zu bezahlen. Wenn es sein musste dann würde er sogar einen Job neben der Akademie machen, dies allerdings nur sehr ungerne, da er so weniger Zeit mit Derek hatte. Er erzählte verzückt davon das er sich unglaublich freute das sie bald nach Hause gehen würden und das er alles vorbereiten würde damit es auch schnell ging das sie nach Hause konnten. Wenn Melissa erstmal ja sagte, dann würde es bestimmt nicht mehr so viel Aufwand sein das er nach Hause konnte.
>> Weißt du Babe... << fing Stiles einen neuen Satz, an Derek gerichtet, an und sah auf die Decke unter der sein Freund lag.
>> ...du kannst dir nicht vorstellen wie sehr ich dich vermisse. Ich wünsche mir so sehr das du aufwachst und wir wieder Zeit miteinander verbringen können. Ich weiß das du mich hören kannst und weißt das ich da bin, aber ich würde so gerne mal wieder deine Stimme hören, deine zarten Berührungen auf meiner Haut fühlen und ich würde gerne mal wieder den Sourwolf sehen. Du fehlst mir so sehr, bitte komm zurück zu mir << sagte er und eine Träne löste sich aus seinem Augenwinkel und tropfte auf ihre ineinander verschlungenen Hände.
>> Ich weiß, ich habe dir versprochen das ich stark für uns beide bin, aber es fällt mir wirklich sehr schwer. Nicht weil ich es nicht will, sondern weil du mir fehlst und ich so machtlos bin. Ich werde weiterhin alles in meiner Macht stehende tun damit du wieder aufwachst. Du weißt das ich immer für dich da bin und das ich dich nie wieder loslassen werde. Wenn wir erstmal wieder zu Hause sind, muss ich mich auf die Akademie vorbereiten. Ich werde heiß in einer Uniform aussehen... << sagte er und lächelte jetzt süffisant, auch wenn er wusste das Derek es nicht sehen konnte. Zwei Stunden später kam Melissa wieder ins Zimmer. Stiles legte das Buch, das er Derek gerade vorlas, aus der Hand und sah sie an. Ihre Mine war ernst und sie hatte diverse Unterlagen in der Hand.
>> Stiles... warum bist du nicht fertig?? << fragte sie vorwurfsvoll.
>> Warum fertig? Ich gehe nirgendwo hin. Das weißt du doch <<
>> Dann gehe ich halt alleine mit Derek nach Hause << sagte sie und grinste jetzt.
>> Was??? Ist das dein Ernst? Aber wie?? Und warum?? Wie hast du das gemacht? << sprudelten die Fragen unkontrolliert aus Stiles Mund.
>> Ja es ist mein vollkommener Ernst, ich habe mit der Krankenhausleitung gesprochen. Ich bin ausgebildete Krankenschwester mit einer Zusatzausbildung für die Intensivpflege. Das heißt ich kann Derek ohne weiteres zu Hause betreuen. Du musste es nicht mal bezahlen, weil ich das nötige Formular gleich mitgenommen habe. Das Einzige was wir jetzt noch machen müssen ist einen Krankentransport anfordern damit er dich, Derek und seine Geräte in euren Loft bringt << sagte sie. Stiles sprang vom Bett und fiel Melissa um den Hals.
>> Ich weiß nicht wie ich das je wieder gut machen soll, du machst mich gerade zum glücklichsten Menschen der Welt << sagte er leise und unter Tränen. Er konnte es nicht glauben das es so schnell und unkompliziert gehen würde.
>> Ich werde sofort seine Sachen packen und das Auto ordern << flötete er während er Melissa los ließ und zum Schrank ging. Mitten in der Bewegung blieb er stehen.
>> Wie und wo ordere ich denn dieses Wagen? << fragte er und sah sie nachdenklich an.
>> Ich werde das machen, pack du eure Sachen und bereite Derek vor << beantwortete sie die Frage und verschwand aus dem Zimmer. Stiles ging wieder zum Bett zurück und umfasste das Gesicht des Betas.
>> Wir gehen nach Hause, Babe. Wir gehen endlich nach Hause << sagte er und küsste den Werwolf. In Windeseile packte er die Taschen mit Kleidung, Laptop und allem was er so angeschleppt hatte und wartete gespannt auf die Rückkehr von Melissa. 30 Minuten später kam eben genannte mit zwei Männern rein.
>> Bereit? <<
>> Ich könnte nicht bereiter sein << sagte Stiles und lächelte.
>> Gut, dann lass uns gehen << sagte sie und wies die beiden Männer an, das sie Derek umlagern und dann ins Auto bringen sollen. Mit schnellen Handgriffen, und unter der kritischen Beobachtung von Stiles, lagerten sie Derek um und brachten ihn neu verkabelt und mit kleineren Geräten aus dem Zimmer. Sie waren anscheinend ein eingespieltes Team und der eine wusste genau was der andere machte. Stiles verfolgte dies alles mit Argusaugen und staunte einmal mehr wie gut alles klappte. Knappt 1h nachdem die beiden Männer das Zimmer betreten hatten, war Derek, mit allem was dazu gehörte, im Loft angekommen.
>> Danke für alles << sagte Stiles als die Männer fertig waren und umarmte sie beide einmal kurz.
>> Gern geschehen, dafür sind wir ja schließlich da. Ich hoffe das dein Freund bald wieder wach wird << sagte der große dunkelhaarige und lächelte Stiles warm an.
>> Ja das hoffe ich auch << entgegnete Stiles und auch auf seine Züge schlich sich ein lächeln.
>> Ich muss nochmal kurz nach Hause fahren und mir ein paar Sachen holen. Ich war heute Morgen nicht darauf vorbereitet das ich auf unbestimmt Zeit ausziehen werde << sagte Melissa und lachte auf.
>> Warum warst du denn nicht darauf vorbereitet? Du müsstest mich eigentlich gut genug kennen, um zu wissen, dass mir solche verrückten Ideen kommen, wenn ich zu viel Zeit zum Nachdenken habe << sagte er und grinste.
>> Stimmt... das hätte ich wissen müssen <<
>> Du bekommst das hin bis ich wieder da bin, oder? << fragte sie weiter und ging auf ihn zu.
>> Klar bekomme ich das hin. Wenn was sein sollte werde ich mich bei dir melden oder ich rufe einen Rettungswagen << antwortete der Brünette und winke mit seinem Handy, um zu Unterstreichen das er vorbereitet war.
>> Alles klar ich werde mich beeilen << sagte sie und dann verließen Melissa und die beiden jungen Männer das Loft und Stiles war alleine. Die stille die nun herrschte war Ohrenbetäubend und Stiles fühlte sich ein bisschen unwohl. Er wusste nicht so recht was er jetzt machen sollte. Er war zwar so froh das er mit Derek wieder zu Hause war, aber was sollte er jetzt machen? Er hatte Angst wenn er irgendwas machte, nicht mitzubekommen wenn irgendwas mit Derek ist. Obwohl das piepen seiner Geräte ließ sich kaum überhören, doch er kannte sich. Wenn er die Welt um sich herum abschaltete, um sich auf was bestimmtes zu konzentrieren, dann schaltete er die Welt um sich herum ab. Dann bekam er wirklich nichts mit, aber war es jetzt auch so? Seine Sinne sind sehr sensibel geworden, er bekam es sogar nachts mit, wenn Derek mal etwas unregelmäßig atmete. Er wusste das auch Angst eine große Rolle spielte, denn er könnte es sich nie verzeihen, wenn Derek neben ihm stirbt und er nichts davon mitbekam. Wiederum hatte er Derek ja auch mit nach Hause genommen damit er mal wieder was anderes machen konnte. Er entschied sich seine Unterlagen für die Akademie mit ins Schlafzimmer zu nehmen und dort zu lernen. Es konnte immerhin nicht schaden, wenn er schon gut vorbereitet war, wenn er dort ankam. Immerhin war sein Dad der Sheriff, es wäre doch schlimm, wenn er den gleichen Wissensstand wie die anderen hatte. Er musste innerlich über sich selber lachen, er war ein Nerd und er würde immer einer bleiben.

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