ZWÖLF

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Zuhause zog ich mich um und schminkte mich ab. Das Hochgefühl des Alkohols schwand und mir wurde übel. Um es ein wenig zu lindern trank ich ein Schluck Wasser. Ich schloss die Augen und ließ den Tag noch einmal Revue passieren. Er fing schon schlecht an, also wieso sollte er dann auch gut enden?
Thor war nicht zu sehen und ich verstand nicht, warum er eigentlich gegangen war. Hatte ich was falsch gemacht?
Ich setzte mich mit einem Eis in der Hand ins Wohnzimmer auf die Couch. Wir hatten etwa 3:00 Uhr nachts und ich konnte einfach nicht schlafen. Nachts hatte ich ziemlich oft einfach Fressattacken. Wenn man das so nennen konnte. Ich dachte an Steve, er war wahrscheinlich noch mit Sharon am Tanzen. Was mochte er eigentlich an ihr? Sie war doch so... es gab einfach kein passendes Wort zu ihr. Jedes Schimpfwort wäre noch zu untertrieben. Ich schnitt eine angewiderte Grimasse, als ich daran dachte wie Steve mit ihr tanzte.
"Nach deinem Blick zu urteilen, musst du an etwas sehr Ekelhaftes denken."
Ich fuhr vor Schreck zusammen und da sah ich einen grinsenden Bucky am Türrahmen lehnen.
"Bucky", rief ich genervt. "Willst du mich umbringen?"
"Ich habe es in Erwägung gezogen." Ich ignorierte den Satz.
"Was tust du hier?", fragte ich. Er zuckte mit den Schultern.
"Kann nicht schlafen." Er kam näher und ich bezweifelte immer mehr, dass er nicht schlafen konnte. Er sah müde und erschöpft aus. Außerdem hatte er starke Augenringe. Er wollte wahrscheinlich nur nicht schlafen, um keine Alpträume zu kriegen. Ich war überrascht wie gut ich ihn bereits kannte. Er setzte sich neben mich aufs Sofa und musterte mich von der Seite.
"Was ist?"
"Nichts."
"Okay... Du willst nicht schlafen, weil du sonst Alpträume hast, oder?", rutschte es aus mir heraus. Sofort erhitzte sich mein Gesicht. Wieso konnte ich nicht einmal die Klappe halten?
Er schaute mich kurz ertstaunt an, dann nickte er leicht.
"Tut... tut mir leid."
"Schon okay."
"Willst du darüber reden?" Ich leckte an meinem Eis. Er antwortete nicht.
"Ich wollte nicht... tut mir leid. Dir ist es sicher unangenahm darüber zu reden." Ich legte mein Eis zur Seite.
Immernoch keine Antwort.
"Bucky?", ich schaute in sein Gesicht,  dass so viel Schmerz zeigte. Ich wusste nicht, was genau ich tun sollte. Ich rückte langsam in seine Richtung. Sein Blick war auf einen Punkt in der Ferne fixiert. Ihn so schrecklich zu sehen, tat mir im Herzen weh.
Ich wusste in dem Moment nicht was ich tat, aber ich nahm ihn einfach in den Arm. Er erwiderte die Umarmung nicht, aber zog sich auch nicht zurück. Ein Arm hatte ich um seine Schultern gelegt. Mit meiner freien Hand drehte ich sein Gesicht zu mir und zwang ihn damit, mich anzusehen. Seine Augen waren mit Tränen gefüllt. Ich sagte nichts, sondern umarmte ihn nur fester. Er drückte mich an sich.
"Bucky?" Damit brach ich die Stille. "Du musst loslassen. Du bist nicht mehr der, der du früher warst. Leg dich schlafen." Vorsichtig zog ich mich zurück, obwohl ich es nicht wollte. Er nickte. Plötzlich war sein Blick wieder verschlossen und ausdruckslos. Er stand schnell auf und wollte schon gehen, da hielt ich ihn am Arm fest. Ich schüttelte leicht den Kopf.
"Ich wollte dich nicht verletzen. Ich wollte nicht, dass du deine Gefühle wieder vor mir verbirgst. Ich weiß nicht wie es sich anfühlt, so etwas durch gemacht zu haben. Aber ich weiß, dass du nicht allein bist. Ich kann dir helfen, aber du musst es zulassen." Ich sah ihn flehend an. Er zog mich zu sich hoch.
"Wie? Sag es mir. Wie soll ich einfach meine Vergangenheit vergessen?" Du hast doch keine Ahnung."
"Dann erklär es mir", rief ich. Er fuhr sich mit den Händen durch die Haare, nahm meine Hand und zog mich in sein Zimmer. Er setzte sich aufs Bett und ich tat es ihm nach.
"Du willst also wissen wie ich mich fühle? Ich träume jede Nacht davon wie ich sie töte, diese unschuldigen Menschen. Ich sehe ihr Gesicht, wie sie Angst haben, wissend, dass sie gleich sterben werden. Ich habe Kinder getötet, Y/n. Unschuldige Kinder. Ich sehe es und kann nichts tun, außer ihnen einen langsamen schmerzhaften Tod zu geben. Ich will es. Ich will es tun. Ich kann nicht anders. Und es macht mir Spaß. Das träume ich jede Nacht." Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus. Ich hörte genau zu. Als er aufhörte zu reden, rollte ihm eine Träne über die Wange.
"Ich bin die erste Person, der du das erzählst, oder?", fragte ich nachdem wir lange geschwiegen hatten. Er nickte langsam. Ich war wirklich schockiert. Wie konnte man einem Meschen nur so was grausames antun? Er hatte nichts gemacht und ihm wurde so etwas angetan. Er war doch nur ein unschuldiger junger Mann gewesen. Plötzlich überkam mich eine Wut. Ich wollte, dass die Leute, die dafür verantwortlich waren, büßten. Sie hatten ihn zerstört.
Er hatte es mir anvertraut und ich war die Einzige, die es wusste.
Ich kannte ihn erst seit kurzem, hatte aber das Gefühl ihn schon mein Leben lang zu kennen.
"Oh Bucky." Ich legte mich aufs Bett und zog ihn zu mir. Ich schmiegte mich an seine Brust, so wie ich es schon beim ersten mal gemacht hatte. "Bitte... ich kann jetzt nicht schlafen. Ich würde dir nur wieder weh tun." Seine Stimme war ganz rau.
"Doch, du kannst. Du wirst mir nicht weh tun. Weil du keine Alpträume mehr haben wirst." Ich wusste nicht wieso, aber ich war mir sicher, er würde heute Nacht gut schlafen. Ich merkte wie er sich langsam unter meinen Armen entspannte.Mein Bauch kribelte, als er mich noch näher an sich zog und flüsterte: "Wie machst du das? Du tust so gut." Mir wurde gleichzeitig heiß und kalt nach seinen Worten. Ich schaute zu ihm auf.
"Ich weiß nicht. Ich habe einfach nur so ein gutes Gefühl bei dir." Mich überkam eine Müdigkeit und ich genoss den Rhythmus seines Atems, bis ich in einen ruhigen Schlaf fiel.

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Es könnte sein, dass jetzt erstmal länger nichts kommt. Kommentiert gerne, wenn ihr was verbessern würdet und ich würde mich freuen, wenn ihr die Story votet.
Viel Spaß beim lesen weiterhin ;)

𝐿𝑜𝑣𝑒 𝑎𝑛𝑑 𝐴𝑛𝑥𝑖𝑒𝑡𝑦 - 𝐷𝑜𝑛'𝑡 𝑡𝑟𝑢𝑠𝑡 ℎ𝑖𝑚Where stories live. Discover now