ZWEIUNDZWANZIG

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Ruckartig drehte ich mich um. Ein Mann mit einer Narbe, die sich durch sein rechtes Auge zog saß auf der Couch des Agents, der uns verraten hatte. Er hatte die Beine übereinandergelegt und hatte eine Tasse Tee in der Hand.

Bucky verkrampfte sich, als er sah wer es war. Er schüttelte ganz leicht den Kopf, sodass nur ich es sehen konnte. Das bedeutete wohl nichts gutes.

Plötzlich umzingelten uns ganz viele Männer. Wir waren also eindeutig in der Unterzahl.

"Was wollen Sie?", fragte ich harsch.

"Was ich will meine Süße, kannst du mir leider nicht geben", erwiderte er mit seinem russischen Akzent.

"Ach und was genau wollen Sie dann?"

"Ich will nicht was, ich will wen. Ich will ihn." Er zeigte auf Bucky.
"Den Winter Soldier, vor dem alle Angst haben. Der kaltblütige Mörder. Der Erschaffer und Zerstörer."

Bucky zuckte kurz zusammen, dann machte er aber ein wütendes Gesicht.

"Ihr wollt mich, nehmt mich mit, aber lasst sie gehen." Er schaute mich mit den Augen voller Trauer an.

"Nein", rief ich. "Das dürfen Sie nicht machen."

"Ich arbeite nun mit Hydra zusammen. Ich darf alles." Er lachte grässlich.

Zwei der Soldaten packten Bucky und er wehrte sich nicht einmal.

"Bucky, nein. Bitte wehr dich", schrie ich.

Er schaute mich aus stumpfen Augen an. Sie hatten ihn schonmal gebrochen und er wusste sie würden es wieder tun.

"Bitte Bucky. Für mich." Zwei andere Soldaten packten mich gewaltsam und ich wehrte mich. Ich versuchte zu entkommen, doch sie waren einfach zu stark.

"Bitte. Sie dürfen dich nicht mitnehmen", flehte ich.

"Sie werden dich töten. Das kann ich nicht zulassen."

"Ich will aber nicht, dass du gehst. Sie werden deine Erinnerungen löschen. Sie werden dir wehtun. Du wirst wieder töten."

Ein Schluchzer entkam mir.
"Ich werde dich nicht alleine lassen. Niemals." Über meine Wangen strömten Tränen.

"Wir nehmen sie mit", sagte der Russe.

"Nein", rief Bucky.

"Doch, wir müssen sie Hydra zeigen. Vielleicht kann man sie gebrauchen. Es ist mir eigentlich egal was mit ihr passiert. Ich will nur mein Geld."

Als hätte sich ein Schalter in Bucky umgelegt, begann er nun agressiv, auf die Männer, die ihn hielten, einzuhauen.

Er hatte sie mit Leichtigkeit k.o. gesetzt. Er befreite mich und rannte mit mir aus der Wohnung ins Treppenhaus, über die oberen Stockwerke aufs Dach. Wir wurden zwar verfolgt, aber wir waren schneller. Wir sprangen über die Dächer. Zum Glück waren sie nahe aneinander.

Irgendwann als wir von den Dächern runtergekommen waren, versteckten wir uns in einer dunklen, engen Gasse. Es war still, es schien als hätten sie uns bereits verloren.

Ich wollte gerade etwas sagen, da hielt Bucky mir den Mund zu. Sein Atem ging unregelmäßig und auch ich war völlig außer Puste. Die Panik hielt jedoch an. Das Adrenalin pumpte in meinem Körper. So standen wir dann da.
Minuten vergingen, villeicht sogar Stunden. Langsam beruhigte ich mich wieder und lehnte mich an Bucky.

Niemals würde ich dich gehen lassen. Lieber sterbe ich.

Er löste seine Hand von mir und ich drehte mich zu ihm. Er schaute mich an. Etwas war komisch an seinem Blick. Es war als würde er sich verabschieden.
Er umarmte mich fest und ich erwiderte es.

"Es tut mir so leid. Bitte vergiss mich einfach", flüsterte er und drückte mir plötzlich ein Tuch gegen Mund und Nase. Der Geruch kam mir nur zu bekannt vor. Ich wurde schläfrig.

"Nein", rief ich durch das Tuch. Ich versuchte mich zu wehren, doch er ließ mich nicht los. Ich wurde immer müder.
"Tu das nicht. Ich werde dir das nie ver...", begann ich wütend doch die Müdigkeit war zu stark und ich schloss die Augen.

Bucky, du Mistkerl.

                            ♡♡♡♡♡♡

Mit pochenden Kopfschmerzen wachte ich auf. Wo war ich? Ich schaute mich um. Ich lag in einer dunklen Gasse. Was war passiert?

Plötzlich kamen alle Erinnerungen zurück und ich stand panisch auf. 

Bucky. Er ist weg.

Wieso? Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare. Er war weg.

Er musste gehen.

Nein, musste er nicht. Er hätte mit mir bleiben können. Er war aber gegangen.

"Nein, das ist ein Alptraum."

Ich rutschte die Wand mit dem Rücken entlang und ließ mich auf den Boden nieder. Ich verschränkte meine Hand in den Haaren.
Ich hätte Tony nie mit der Mission zustimmen dürfen. Ich hätte sagen sollen, dass ich es alleine mache. Ich hätte...niemals Bucky in Gefahr bringen sollen. Es war alles meine Schuld. Alles.

Ich fing an zu weinen. Ich war so dumm. So naiv. Natürlich würde Bucky sich opfern, damit er die rettete, die ihm wichtig waren.

Nein. Nein. Nein. Das darf nicht sein.

Ich stand auf und ging mit langsamen Schritten zum Auto.
Ich setzte mich rein und fuhr los. Meine Trauer verwandelte sich in Wut. Ich drückte das Gaspedal durch und beschleunigte so mein Tempo. Ich wurde bestimmt drei mal geblitzt, aber das war mir egal.

Plötzlich fuhr ich fast in einen PKW rein, konnte aber noch knapp ausweichen. Ich verringerte mein Tempo und fuhr nun langsamer zurück zum Tower. Ich stieg aus und wischte meine Tränen weg. Ich musste noch Bericht erstatten. Ich musste stark sein. Ich musste diejenige sein, die für Steve da war.

Ich kam in den Tower rein, wo alle schon auf mich warteten. Sie fragten sich wahrscheinlich wo wir geblieben waren.

Gleich wissen sie die Wahrheit.

Sie standen alle im Wohnzimmer und starrten mich erwartungsvoll an.

Steve umarmte mich.

"Was hat so lange gedauert?" Er schaute sich um. "Wo ist Bucky?"

Ich würde ihm jetzt das Herz brechen.

"Er... er kommt nicht mehr." Ich wagte es nicht ihm in die Augen zu schauen.

"Wie meinst du das?" Er hob mein Kinn hoch.

Meine Augen waren mit Tränen gefüllt.

"Wir sind in eine F-falle getappt und dann...dann haben sie ihn mitgenommen."

"Wage es nicht diesen Namen auszusprechen." Seine Augen waren geweitet.

"Es tut mir so leid. Er wird wieder der Winter Soldier. Hydra hat ihn in seinen Fängen. Und es ist alles meine Schuld." Ich schluchzte quälend auf.
Dann drehte ich mich um und rannte in mein Zimmer.

Ich dachte wieder an Bucky's letzte Worte.

"Es tut mir so leid. Bitte vergiss mich einfach."

Ich werde die niemals vergessen. Ich werde dich da rausholen. Koste es was es wolle.

𝐿𝑜𝑣𝑒 𝑎𝑛𝑑 𝐴𝑛𝑥𝑖𝑒𝑡𝑦 - 𝐷𝑜𝑛'𝑡 𝑡𝑟𝑢𝑠𝑡 ℎ𝑖𝑚Where stories live. Discover now