17.

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Das Jahr neigte sich dem Ende zu und es wurde Tag für Tag kälter draußen.

Auf den schicken Partys in der Firma musste ich trotzdem immer ein Kleid tragen. Mittlerweile war es wie ein Spiel zwischen uns geworden. Ich versuchte stets zu erraten, wie mein nächstes Kleid aussehen würde. Vanessa schaffte es aber nahezu jedes Mal, mich zu überraschen und meine Vorstellungen zu übertreffen. Wenn ich die Kleider dann anhatte, grinste sie zufrieden und hauchte mir manchmal unbemerkt ein Kompliment zu. In der Firma verhielten wir uns meist professionell und sie gab mir nur selten in ihrem Büro einen Kuss. Im Fahrstuhl griff sie hin und wieder nach meiner Hand und wenn nicht so viel zu tun war, nahm sie mich abends mit zu sich. Wir hatten zusammen beschlossen, es langsam angehen zu lassen, doch mittlerweile bereute ich es. Jeden Tag schmachtete ich sie an und stellte mir vor, wie ihr Körper mit weniger Kleidung aussehen würde. Immer wenn wir heftiger rummachten, bremste Vanessa mich irgendwann und wich aus. Ich verstand nicht, warum sie das tat, wollte sie aber auch nicht darauf ansprechen.

Auf einer Gala kam Rosie zu mir und betrachtete Vanessa von Weitem. „Also ich weiß nicht, aber in letzter Zeit ist sie viel entspannter", meinte sie kopfschüttelnd. Ich zuckte mit den Achseln und zeigte auf die vielen signierten Exemplare ihres Buches: „Es läuft halt." Nachdenklich nickte Rosie und murmelte dann: „Ich könnte schwören, sie hat eine heimliche Affäre. Und ganz sicher ist der gut im Bett." Zum Glück wurde sie von einem Kollegen gerufen, sodass sie nicht sah, wie rot ich anlief. Ich kratzte mich an der Stirn, als ich eine Hand an meinem unteren Rücken spürte. „Wer bringt dich in Verlegenheit, wenn ich es nicht bin?", flüsterte mir meine liebste Stimme zu. Ich verdrehte grinsend die Augen und meinte dann: „Leute munkeln, du hättest eine Affäre." Vanessa hob fragend eine Augenbraue und entfernte sich einen Schritt von mir. „Ist meine Affäre zumindest heiß?", fragte sie belustigt und ich schmunzelte. „Würde Vanessa King sich mit weniger zufrieden geben?", fragte ich extra aufgesetzt hochnäsig. Ihre Augen funkelten sofort spielerisch und sie schüttelte den Kopf: „Niemals." Sie musterte mich kurz von oben bis unten und schien zufrieden, mit dem was sie sah. „Bringen Sie nachher bitte noch meine Unterlagen in mein Arbeitszimmer", meinte sie dann professionell und ich nickte artig. Ich wusste genau, dass sie mich damit gerade zu sich nach Hause eingeladen hatte. Ich lächelte ihr hinterher und holte mir noch etwas zu trinken.

„Dieses Kleid sieht so gut an dir aus", raunte Vanessa mir zu, als sie mich gegen die Wand drückte. „Du musst es trotzdem loswerden." Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen und half ihr, es mir auszuziehen. Blitzschnell folgten auch ihr Blazer und ihre Bluse. Wie sehr hatte ich mich nach ihrer Haut gesehnt. Ich streichelte ihren Bauch, der perfekt geformt war und erstaunlicherweise nicht unversehrt war. An ihrem Bauchnabel hatte sie ein Piercing, was mich ziemlich überraschte. Sie grinste über meinen Gesichtsausdruck und murmelte: „Rebellische Phase." Dann schob sie mich durch den Gang und küsste mich dabei voller Leidenschaft. Wie immer brannte meine Haut unter ihren Fingern. Ich öffnete geschickt ihre Hose und streifte sie ihr vorm Bett ab. Nur in Unterwäsche ließen wir uns auf der Matratze nieder und übernahmen abwechselnd die Dominanz. Immer wenn ich spürte, dass sie einen Rückzieher machen könnte, drängte ich mich mehr gegen sie. Ich wollte sie so sehr, heute, jetzt. In ihren Augen sah ich, dass sie es genauso sehr wollte. Als sie mit ihrer Hand zwischen meine Beine glitt, stöhnte ich auf und krallte mich in ihren Rücken. In dieser Nacht hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben Sex, den ich mit jeder Faser meines Körpers genoss. Es war nicht mit den Nächten zu vergleichen, die ich mit Männern verbracht hatte. Als wir erschöpft in die Kissen fielen und mein Brustkorb sich schwer hob und senkte, suchte ich nach Vanessas Hand. Sie ergriff meine sofort und sah mir in die Augen. In diesem Moment wusste ich, dass jetzt alles anders zwischen uns war.

In ihren Augen konnte ich sehen, dass sie in diesem Moment nicht Vanessa King, die große Autorin war. Sie war in diesem Moment Van, so wie ich sie nannte, wenn ich sie nerven wollte, meine Freundin.

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