39.

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Ich hatte die Nacht auf Montag zuhause verbracht und hatte kaum geschlafen.

Kayla war erst so spät nach Hause gekommen, dass sie gleich schlafen gegangen war. Ich hatte sie nicht mit meinen Erzählungen wachhalten wollen. Tatsächlich hatte ich riesige Angst vorm nächsten Tag, weil ich nicht wusste, was auf mich zu kam. Ich wusste nicht, wie viel von unserem Outing schon nach außen gedrungen war und was die Leute jetzt über uns dachten. Immer wieder kam auch die Angst in mir auf, dass Vanessa alles bereuen würde. Sie hatte mir ihre Liebe gestanden, aber vielleicht hatte sie auch nur Angst gehabt, allein zu sein. Sie war der Mensch, den ich am besten von allen kannte und trotzdem wusste ich nicht, was in ihr vorging. Am Montagmorgen ging ich mit einem mulmigen Gefühl in den Verlag. Rosie lächelte mir am Empfang gleich zu und wackelte mit den Augenbrauen: „Wie war dein Wochenende?" Ich wurde automatisch rot, weil ich wusste, worauf sie anspielte. „Gut", meinte ich nur und schnappte mir die Blätter, die sie mir reichte. Auf den Gängen grüßten meine Angestellten mich freundlich, doch meine Anspannung blieb. Ich versuchte den Morgen über die nächsten Wochen zu planen, merkte aber wie unkonzentriert ich war.

Irgendwann klopfte es an meine Tür und Vanessa kam herein. Mein Herz hüpfte wie immer, wenn ich sie sah, doch gleichzeitig wurde ich auch nervös. In ihrer rechten Hand hielt sie einen Kaffee, während sie in der linken eine Zeitung hielt. „Hey", meinte sie nur und legte die Zeitung vor mich auf meinen Schreibtisch. Ich sah sie an, doch ihr Blick war auffordernd. Also betrachtete ich die Seite, die sie aufgeschlagen hatte. Sie zeigte Vanessa bei einer ihrer Lesungen und die Überschrift lautete: Hat King eine Queen? Ich verdrehte die Augen, einen schlechteren Titel hätte man auch nicht wählen können. Statt den Artikel zu lesen, schaute ich auf und musterte Vanessas Ausdruck. Ich war davon überzeugt, dass sie gleich eine Predigt halten würde, wie schwierig die nächste Zeit sein würde. Sie hielt mir stattdessen den Kaffee hin, was mich etwas stutzig machte. „Ja, der ist für dich", meinte sie und drückte ihn in meine Hand. Dann kam sie um meinen Schreibtisch herum und beugte sich zu mir, um mir einen Kuss auf die Wange zu geben. „Guten Morgen", flüsterte sie mir zu und ich musste automatisch lächeln. Erleichterung durchfloss mich und ich atmete zum ersten Mal heute richtig auf. Sie schien das zu bemerken und grinste: „Schon klar, du dachtest, ich kneife. So leicht wirst du mich aber nicht mehr los." Ich lachte und stand auf, um sie in einen kurzen Kuss zu ziehen. Sie hatte ja keine Ahnung, was mir ihre Worte bedeuteten. Ich schmiegte mich in ihre Arme und spürte, wie sie schmunzelte. Als wir uns wieder voneinander lösten, lehnte sie sich an meinen Schreibtisch und meinte: „Wenn wir das geklärt hätten.." Ich zog fragend eine Augenbraue hoch und sie verschränkte ihre Arme und grinste: „Lass uns Geschichte schreiben." Ihre Augen leuchteten bei den Worten, die ich sie schon öfter am Ende von Reden an unsere Angestellten hatte sagen hören. Ich nickte und zeigte ihr meine Ideen und Gedanken, innerhalb von Sekunden waren wir in unserem Element. Zum ersten Mal zeigte ich ihr, dass ich vorhatte ein eigenes Werk zu veröffentlichen und sie war begeistert davon. Sie bot mir an, für mich Korrektur zu lesen und mir Pflichten abzunehmen. Wir arbeiteten den ganzen Tag ohne Pause zusammen, bis uns die Arbeit irgendwann egal war und ich auf ihrem Schoß saß und sie voller Leidenschaft küsste. Sie fuhr mir mit ihrer Hand in meine Strähnen und biss leicht in meine Lippe. Als mir ein Stöhnen entfuhr, zog sie mich noch dichter an sich. Als mein Telefon klingelte, zog es uns zurück in die richtige Welt und ich stand verlegen auf. Vanessa grinste nur, ihre Wangen waren vor Lust ganz rot. „Ich hol dich in einer Stunde ab", meinte sie und wie immer war es keine Frage. Sie drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn und verließ dann mein Büro. Ich atmete tief durch, strich meine Bluse glatt und nahm den Hörer ab. Es meldete sich die Stimme einer jungen Frau, die sich als Reporterin einer Zeitung vorstellte. Sie wollte gerne ein Interview mit mir führen, doch ich schaffte es sie mit einigen Ausreden abzuwimmeln. Als ich meine Mails checkte sah ich noch mehr Anfragen von irgendwelchen Boulevardmagazinen. Natürlich war es für die Medien an der Zeit, die Geschichte um Vanessa King auszuschlachten. Ich machte mir sofort Sorgen um meine Freundin oder was wir auch füreinander waren. Als sie mich wenig später an meinem Büro abholte, waren nicht mehr viele Angestellte im Verlag. Wir liefen durch die Gänge und Vanessa fragte: „Hast du Lust, was zu essen zu bestellen?" Ich musterte sie von der Seite und konnte mir unmöglich vorstellen, dass sie mit der Situation so locker umging.

Im Wagen auf der Fahrt zu Vanessas Haus erzählte sie mir von einer Buchidee und wir hielten kurz, um uns eine Pizza abzuholen. Bei ihr angekommen, zog Vanessa sich sofort die Schuhe und ihren Blazer aus. Sie musterte mich und fragte: „Brauchst du was bequemes?" Ich musste unwillkürlich grinsen, weil für sie „etwas bequemes" eine völlig andere Bedeutung hatte als für mich. Ihr Blick fiel kurz auf meinen Ausschnitt und sie biss sich auf ihre Lippe. „Ich habe eine bessere Idee", meinte sie und griff nach meiner Hand. Sie zog mich die Treppen hoch in den ersten Stock und hinein in ein geräumiges Bad. Dort drehte sie das Wasser an der großen Badewanne auf und schmiss irgendwelche Schaumbäder hinein. Sie zog sich ihre Bluse und Hose aus und blickte mich dann an. In meinem Kopf waren so viele Gedanken, dass ich nur stumm herumstand. Sie schmunzelte und kam nur in Unterwäsche auf mich zu. „Hey, ich wollte eigentlich nicht allein baden", murmelte sie und strich mit ihrem Finger an meinem Ausschnitt entlang. Ich griff nach ihrer Hand und hielt sie fest: „Wie schaffst du das?" Sie runzelte die Stirn und schien nicht zu wissen, was ich meinte. „Wie kannst du so locker sein? Unser ganzes Leben ändert sich gerade." Sie musterte mich kurz nachdenklich und meinte dann: „Ich sage es dir, aber erst wenn du mit mir kommst." Dann zog sie auch noch ihre Unterwäsche aus und ich konnte ihren gesamten Körper betrachten. Ich biss mir auf meine Lippe, sie war wunderschön. Wie von selbst zog ich mir meine Bluse über den Kopf und die Hose von den Beinen. Das Wasser war wärmer als ich erwartet hatte, doch richtig warm wurde mir erst, als Vanessa mich an sich zog. Sie platzierte mich vor sich zwischen ihren Beinen und schlang ihre Arme um meinen Bauch. Ich spürte ihre Brüste an meinem Rücken und ihren Atem an meinem Hals. „Schließ die Augen", flüsterte sie und wie immer klang ihre Stimme wie die eines Engels. Ich tat, was sie sagte und genoss die Wärme des Wassers und ihres Körpers. Sie strich mit ihren Fingern über meinen Arm und erzeugte damit eine leichte Gänsehaut. „Ich weiß, dass vielleicht bald die ganze Stadt über uns spricht", flüsterte sie mir zu, doch ich konzentrierte mich viel zu sehr auf ihre Berührungen, sodass ich mich nicht anspannte. Sie streichelte meinen Hals und hauchte einen Kuss auf die weiche Haut hinter meinem Ohr. „Ich war lange genug vorsichtig", hauchte sie und ihre Hand fuhr an der Innenseite meines Oberschenkels entlang. „Ich will nicht mehr aufpassen", hörte ich sie sagen und spürte ihre andere Hand an meiner Brust. Ich lehnte meinen Kopf weiter zurück und schmiegte meine Wange an ihre. Meine Hand krallte sich wie von selbst in ihr Bein, als sie mich zwischen meinen Beinen streichelte. „Ich denke den ganzen Tag nur an deinen Körper", flüsterte sie mir zu und erstickte mein Stöhnen, indem sie mich küsste. Ich wand mich in ihren Armen, doch sie ließ nicht zu, dass ich auswich. Lust durchströmte jede Faser meines Körpers und ich merkte wie mein Blut anfing zu kochen. Sie brachte mich dazu, alles um uns herum zu vergessen und nur noch sie zu spüren. Vanessa, pur und ehrlich, heiß und unwiderstehlich. Wir verloren uns ineinander und fanden uns gleichzeitig in unserer eigenen Welt.

Wie hatte ich je denken können, ich wüsste was guter Sex war, bevor ich mit einer Frau geschlafen hatte?

Show me your dark linesWhere stories live. Discover now