44.

2K 112 2
                                    

5 Monate später

POV Lia

„Wusstest du, dass Diana jetzt schwanger ist?" Ich schmunzelte über die Begeisterung meiner Kollegin, wenn sie den neuesten Klatsch verbreiten konnte. Sie nannte das immer den Charme des Landlebens und wahrscheinlich hatte sie Recht. Seit drei Monaten arbeitete ich mittlerweile bei der regionalen Zeitung meiner Heimat und wohnte wieder auf dem Hof bei meinen Eltern. Sicher war das kein Job oder Zuhause für die Ewigkeit, doch für den Übergang reichte es. Mithilfe meiner Familie hatte ich es geschafft über die schweren Wochen nach meinem Umzug hinwegzukommen. Außer meiner Schwester wusste keiner hier, was wirklich geschehen war. Meine Mutter ging immer noch davon aus, dass ich mich einfach übernommen hatte. Ich ließ sie gerne in dem Glauben, der ja auch nicht völlig falsch war. Meine Karriere war so schnell bergauf wie ab gegangen und ich war selbst schuld daran.

„Dann trägt sie bald zumindest mal menschliche Kleidergrößen", meinte Josie und nippte an ihrem Kaffee. Ich lachte über ihre Gehässigkeit und verdrehte die Augen. Wie immer nach der Arbeit holten wir uns noch einen Kaffee und machten uns dann auf den Heimweg. Zuhause half ich bei der Hausarbeit und las sehr viel. Ans Schreiben hatte ich mich nicht wieder rangetraut, weil es mich sofort zurückwarf. Ich bereute meine Entscheidung keine Sekunde lang, trotzdem brach mir die Sehnsucht das Herz. Ich hatte meine Handynummer nach meinem Umzug sofort gewechselt und die neue Nummer lediglich Kayla gegeben. Sie hatte mir damals erzählt, dass Vanessa vor ihrer Tür gestanden hatte und förmlich darum gebettelt hatte zu wissen, wo ich bin. Kayla hatte mir versprochen, ihr nichts zu sagen, sodass sie sie schließlich wieder weggeschickt hatte. Es hatte mich innerlich zerstört, dass Vanessa wegen mir leiden musste. Es war das beste für sie, da war ich mir sicher. Nur diese Sicherheit brachte mich dazu, jeden Tag aufzustehen und nicht sofort zu ihr zu fahren. Ich hatte hin und wieder die Zahlen von Limax nachgesehen und es lief wieder wesentlich besser. Mein Plan war aufgegangen, ein Teil von mir hatte gehofft, dass es nicht so kommen würde.

Woche für Woche verging und ich gewöhnte mich wieder an das ruhige Leben auf dem Land. Meine Schwester hatte mittlerweile einen niedlichen Freund und meine Mutter versuchte mich ständig zu verkuppeln. „Du solltest ihr vielleicht irgendwann mal gestehen, dass du einfach nicht auf Typen stehst", flüsterte meine Schwester mir zu, als meine Mutter beim Wochenmarkt mal wieder angeregt mit einem jungen Mann redete. Ich schubste meine Schwester leicht, musste jedoch auch lachen. Wahrscheinlich sollte ich meine Mutter wirklich endlich erlösen. „Kinder, hört auf über eure Mutter zu lachen", ermahnte Logan uns mit einem Grinsen auf den Lippen und seiner Zigarre zwischen den Zähnen. Ich lächelte und merkte, dass ich hier zuhause sein konnte.

Ich versuchte Vanessa nicht in meine Gedanken zu lassen, um nicht traurig zu sein. Das Einzige, was ich immer machte, war ihre Bücher zu kaufen. Als ich Jenny besuchte, hatte sie gerade ein neues herausgebracht. „Also jetzt die Wahrheit, bist du über sie hinweg?", fragte Jenny mich bei einem Abendessen mit Tyler und den anderen. Ich seufzte und versuchte vom Thema abzulenken, doch sie ließ nicht locker. „Es ist irrelevant, was ich fühle. Ihre Arbeit ist wichtiger", meinte ich schließlich. Tyler runzelte die Stirn und fragte: „Wenn sie den Job nicht mehr hätte, könntet ihr zusammen sein?" Ich zuckte die Achseln, weil diese Frage wirklich abwegig war. „Ja, wahrscheinlich schon." Jenny seufzte: „Das wird nur nicht passieren." Alle nickten zustimmend und zum Glück wechselten wir schnell wieder zu schöneren Themen. Wir feierten in Jennys WG eine kleine Party und ich hatte wirklich Spaß. „Die Großstadt hat dir gut getan", meinte Jenny zu mir, als wir miteinander Kurze tranken. Ich verdrehte die Augen, obwohl sie recht hatte. Ich war selbstbewusster und offener geworden und verstand meine Freunde mittlerweile besser. Den nächsten Tag verbrachten wir damit unseren Kater auszuschlafen und dann nur auf dem Sofa zu liegen. „Ich werde morgen früh nochmal in meiner Buchhandlung vorbeischauen", meinte ich, weil ich mir Vanessas Buch holen wollte. Tyler drehte sich eine Zigarette und erwiderte: „Guck doch mal bei dem neuen kleinen Laden beim Theater vorbei. Das Kingbuch haben die da sicherlich auch."

Ich streckte ihm die Zunge raus, doch er lachte nur, weil er mich genau durchschaut hatte.

Show me your dark linesWhere stories live. Discover now