31.

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An diesem Wochenende zwang Kayla mich dazu, endlich mit meiner Familie über meinen neuen Job zu reden. Ich hatte mich zuvor immer davor drücken können, doch im Grunde hatte sie ja recht. Ich rief meine Schwester an und erzählte ihr, was ich getan hatte. „Das hätte ich dir nicht zugetraut", meinte sie lachend, nachdem ich fertig erzählt hatte. Sie freute sich für mich und würde mich unterstützen. Meine Mutter hörte mir kritisch zu und wirkte etwas überfordert von den Informationen. Ich bat meine Schwester, sie etwas aufzuklären, aber den Teil mit meiner Sexualität wegzulassen. Nach dem Telefonat ging ich eine Runde joggen, um den Kopf frei zu bekommen. Abends ging ich zu Kayla ins Restaurant und aß mein Lieblingsgericht bei ihr. Ihre Freunde setzten sich zu mir und wir plauderten nett. Es war schön zwischen dem ganzen Stress mal kurz abschalten zu können.

Früh am Montagmorgen kam ich in die Firma und lief im Flur volle Wucht in jemanden hinein. „Fuck", gab mein Gegenüber unterdrückt von sich. Mich hatte der Zusammenprall nicht so heftig getroffen, doch es war natürlich Vanessa, die ich mal wieder übersehen hatte. Sie hielt sich ihr Handgelenk, das ich wohl getroffen haben musste. Als sie mich erkannte, wich die Wut aus ihrem Blick und sie seufzte: „Wirst du das jemals sein lassen?" Ich konnte nicht anders als leicht zu grinsen und meinte: „Nicht, wenn das die einzige Möglichkeit ist, dir nahe zu sein." Sofort flackerte etwas in Vanessas Augen auf und mir fiel auf, wie sehr es mir fehlte, mit ihr zu flirten. Die Art, wie wir uns immer gegenseitig geärgert hatten, liebte ich. Vanessas Blick schweifte über meinen Körper und sie versuchte ein Grinsen zu verstecken. Ein Geräusch im Treppenhaus ließ sie allerdings wieder ernst werden und sie ging mit einem „Bis später".

In den nächsten Tagen passierte es immer wieder, dass unsere Blicke sich trafen oder wir uns zufällig berührten. Hin und wieder schenkte sie mir ein winziges Lächeln, doch sobald andere dabei waren, war sie kühl zu mir. Mit jedem Tag wuchs die Sehnsucht in mir, ihr wieder nah zu sein. Am Ende der Woche hatten wir eine Konferenz und es wurde Kritik an dem neuen Coverentwurf geübt. Vanessa war davon sichtlich unbeeindruckt und schien keine Einwände zulassen zu wollen. Ich sah in den Gesichtern der anderen, wie die Stimmung zu kippen drohte. Also stand ich kurzentschlossen auf und meinte: „Ich finde wir sollten einfach abstimmen." Alle Blicke richteten sich auf mich, doch ich versuchte mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Vanessas Ausdruck war kalt wie Eis, doch ich hielt ihm stand. Schließlich spannte sie ihren Kiefer an und nickte. Die Abstimmung ergab tatsächlich, dass ein neues Cover gestaltet werden würde. Es war Vanessa anzusehen, wie genervt sie davon war. Sie ließ alle stehen und verließ den Raum mit schnellen Schritten. Die meisten nickten mir dankbar zu, doch ich bekam ein schlechtes Gewissen. Schnell beendete ich für alle das Meeting und lief Vanessa hinterher. Ich holte sie erst bei ihrem Büro ein, wo ich wie immer ihre Assistentin ignorierte. Ich schloss die Tür hinter uns und meinte: „Es tut mir leid." Erst jetzt schien sie überhaupt zu merken, dass ich ihr gefolgt war und drehte sich um. Sie musterte mich, ihr Blick war gehetzt und sie wirkte nicht so souverän wie sonst. „Lass es", meinte sie und strich sich genervt eine Strähne aus dem Gesicht. Verwirrt runzelte ich die Stirn: „Was denn?" Sie ging einen Schritt auf mich zu und hob die Hand: „Ich kann es nicht ertragen, wenn du mir widersprichst." Ich runzelte die Stirn und kam ihr ebenfalls einen Schritt entgegen: „Wieso?" Ihr Blick traf meinen mit solch einer Intensität, dass eine Gänsehaut über meinen Rücken fuhr. Ihr Atem beschleunigte sich und sie schüttelte den Kopf: „Weil ich mich dann nicht beherrschen kann." Mit einem Schritt war sie bei mir und ich spürte ihre weichen Lippen auf meinen. Überrascht schnappte ich nach Luft und ging einen Schritt rückwärts, um ihren Schwung abzufangen. Sofort schlangen sich ihre Arme um meine Hüfte und zogen mich dichter an sie. Ich schloss die Augen wie von selbst und erwiderte den Kuss, nach dem ich mich schon so lange sehnte. Es war als würden all unsere unterdrückten Empfindungen der letzten Tage aus uns herausbrechen. Ich sprang in ihre Arme und sie setzte mich mit einer schnellen Bewegung auf ihrem Schreibtisch ab. Ihre Hände fanden den Weg unter meine Bluse und ich zog ihr ihren Blazer aus. Ich wusste genau, dass dieser Kuss nicht bedeutete, dass sich etwas zwischen uns ändern würde. Es war keine Liebeserklärung, sondern pures Verlangen. Vielleicht würde ich mir damit mein Herz brechen, aber ich konnte ihren Berührungen niemals widerstehen. Zu sehr brauchte ich ihre Haut an meiner und ihre Lippen an meinem Körper. Ich verlor mich in ihrem Geruch und der Art, wie sie mich küsste. Mit meiner Hand griff ich an ihren Gürtel und zog sie zwischen meine Beine. „Ich will dich, Lia", raunte Vanessa mir zu und ich spürte genau, wie sehr ich sie wollte. Für eine Sekunde trafen sich unsere Blicke und ich sah in ihren Augen, dass sie mich um Erlaubnis bat. Ich nickte leicht und sofort trafen ihre Lippen wieder auf meine. In diesem Moment war mir egal, aus welchem Grund Vanessa mich wollte. Es war mir egal, ob ich nur ihr Mittel gegen den Stress war.

Ich brauchte diese Frau mehr als alles andere und ihre Lippen machten mich wieder lebendig.

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