Immer wieder Montags

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Seungmins Pov:

Montagmorgen. Es gibt doch nichts Schöneres.

Die ersten beiden Stunden würde ich mich mit Englisch abmühen müssen. Das würde ein Spaß werden. Keine Ahnung warum, aber Englisch lag mir einfach gar nicht.

Mit einem herzhaften Gähnen und einem gelangweilten Blick machte ich mich daran, das Schulgelände zu betreten. Ich war noch nicht einmal richtig wach und setzte monoton einen Schritt vor den nächsten, um irgendwann da anzukommen, wo ich die nächsten Stunden absitzen musste. Einige Schüler und Schülerinnen liefen in die gleiche Richtung und sahen ähnlich motiviert aus wie ich selbst. Fast schon zufällig fiel mein Blick auf einen älteren Jungen, der lässig neben dem Schultor an der roten Backsteinmauer lehnte und strahlte, als wäre ihm gerade ein Engel erschienen. Auf seinen Wangen zeigten sich kleine Grübchen und sein kurzes, dunkelbraunes Haar war perfekt gestylt, so als hätte er heute Morgen stundenlang vor dem Spiegel gestanden und jedes Haar einzeln an seinen Platz gebracht. Er war recht breitschultrig und das Hemd der Schuluniform spannte über seiner trainierten Brust ein wenig. Alles in allem sah er schon verdammt gut aus.

Ich schüttelte leicht ungehalten den Kopf über meine Gedanken und lief einfach weiter, um möglichst schnell im Gebäude verschwinden zu können. Dann waren nämlich die Schließfächer noch unbelegt und man musste keine nervigen, knutschenden Paare bitten, sich einem anderen Spind zuzuwenden. Vielleicht würde die erste Stunde~

„Hallo mein Hübscher."

Maximal verwirrt drehte ich meinen Kopf in einer schnellen Bewegung zur Seite und sah zielgenau in zwei leuchtend braune Augen. Dann erkannte ich die dunklen Haare und die Grübchen. Das war doch ernsthaft der Typ, der am Schultor gelehnt hatte. Was wollte der denn jetzt bitte? Ob er mich mit jemandem verwechselte?

„Was ist?", fragte ich nicht gerade freundlich zurück. Normalerweise bemühte ich mich wirklich, einen gut gesitteten Eindruck zu hinterlassen. Doch gleich mehrere Faktoren verstärkten meine Vorsicht und meine ablehnende Haltung. Zum einen war es das nahezu makellose Äußere meines Gegenüber, er wirkte einfach viel zu elegant und beliebt, um etwas mit mir zu tun haben zu wollen. Zweitens war er an einem Schulmontag so gut gelaunt, dass sogar jeder Streber am liebsten das Kotzen bekommen hätte und drittens schrillten bei mir alle Alarmglocken, sobald ich nur in seine Richtung sah.

„Wow, du hast ja schlechte Laune, Sonnenschein. Dabei bist du so niedlich, dass selbst die Sonne für dich strahlen würde."

Oh Gott, bitte was passierte hier gerade? War ich in einen schlechten Film geraten? War das ein Scherz und gleich würde einer meiner Freunde vor mir aus einem Gebüsch springen und sich über mein verdutztes Gesicht kaputtlachen? Leicht angewidert blickte ich auf den Jungen vor mir. Sowas musste ich mir doch nicht antun. Selbst wenn er wirklich atemberaubend gut aussah, dann war seine überschwängliche Art und diese nervtötende gute Laune am frühen Morgen ein klares No-Go.

„Und tschüss." Ich drehte mich um und lief zielstrebig weiter Richtung Schulhaus. Schließlich hatte ich noch immer ein klares Ziel vor Augen: meinen Klassenraum und zwar pünktlich und am besten nicht mit allzu schlechter Laune.

„Ach komm schon... schmoll doch nicht gleich, nur weil dich jemand heiß findet." Ich konnte das Grinsen förmlich aus seiner Stimme hören und ich schnaubte unwillig.

Was sollte das nur werden? Konnte er nicht einfach aufhören, mir auf den Keks zu gehen? Es war MONTAG... und definitiv zu früh, um mich jetzt auch noch mit einem so aufdringlichen Typen abzugeben.

„Danke und tschüss." Ich beschleunigte meine Schritte und nahm mir vor, jede weitere Aussage seinerseits zu ignorieren.

„Das ist nicht besonders nett... behandelts du neue Bekannte immer so? Vor allem die, die dich hübsch nennen?" Noch immer schien ihn meine kühle Art nicht abzuschrecken. Ich hatte eher den nagenden Verdacht, dass es ihn sogar noch mehr anspornte. Was ganz und gar nicht gut wäre.

Dancing with DemonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt