Auf Jungfernfahrt

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Triggerwarnung: Thalassophobie 

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Jeongins Pov: 

Dann auf einmal kam die Antwort wie ein Donnerschlag und ich sah mit offenem Mund und großen Augen zu Hyunjin auf.


„Die Titanic?"

Die silbrigen Augen glommen erfreut und mit einem fast schon ausgelassenen Kichern schritt Hyunjin nun den breiten Pier entlang.

„Die Titanic." Bestätigte er mir gut gelaunt. Mit einer schnellen Bewegung griff er nach meiner Hand und zog mich mit einem kräftigen Ruck an seine Brust. Er blickte auf mich herab und strich durch meine mittlerweile fast zu langen Haare und befeuchtete seine Unterlippe mit der Zungenspitze.

„Diesmal müssen meine Vorkehrungen etwas gründlicher sein... Immerhin liegt sie nicht nur ein paar Meter unter dem Meeresspiegel." Seine Augen blitzten. „Dort wo ich dich heute hinbringe, ist der Wasserdruck über 300-mal stärker als normal für euch Menschen." Er presste eine Hand gegen meine Brust. „Das Wasser könnte dein Herz mit diesem Druck einfach aufhören lassen zu schlagen, weil deine Organe keine Kraft hätten sich zu bewegen." Er lehnte sich zu mir und küsste meine Lippen ganz zärtlich, bevor er seine Hand genauso behutsam meinen Hals und meine Wange streifen ließ. „Und das wäre doch wirklich schade."

Ich spürte die Veränderung, die er vorgenommen hatte. Sie ließ mich irgendwie sicherer fühlen und ich atmete selbst tief durch.

„Danke. Und auch danke dafür, dass du mich das sehen lässt."

Er nickte lediglich und strich ein weiteres Mal zuvorkommend durch meine Haare. „Ich werde uns nicht bis nach unten teleportieren können. Das wäre immer noch zu gefährlich für dich. Du bist das nicht gewöhnt... also müssen wir eine langsamere Methode wählen." Er schien sich seiner Vorgehensweise bereits sicher zu sein, aber er gab mir die Zeit, um seine Worte zu verarbeiten. „Ich werde mich verwandeln und dich nach unten bringen."

Erst blinzelte ich nur verunsichert, nickte dann aber als mir klar wurde, dass er nur rücksichtsvoll war und mir nicht schaden wollte. Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Allein bei dem Gedanken daran ihm wieder in seiner Drachenform zu begegnen, erschauderte ich kurz und dennoch wollte ich ihn wiedersehen.

„Okay."

Ein Schmunzeln huschte über seine Lippen und bevor ich noch einen Rückzieher machen konnte, zog er mich dichter zu sich und alles verschwamm. 

Diesmal dauerte es nicht lang bis ich die Kälte des Wassers spürte. Obwohl es vermutlich kälter war als gut für mich sein sollte, fror ich nicht. Dies bewies mir erneut dass die Kräfte des Leviathans wunderbar wirkten.

„Ich bin gleich wieder da." Hörte ich noch von rechts und während ich meine Beine und Arme im Wasser rhythmisch bewegte um zu schwimmen, tauchte der silbrige Haarschopf ab. Ich selbst nutzte die Zeit und sah mich um. Das Wasser war erstaunlich klar und so weit mein Sehvermögen nun reichte, war kein Schiff oder ein anderes Quäntchen Zivilisation zu entdecken. Alles war so ruhig und friedlich dass man kaum glauben konnte, dass hier vor über hundert Jahren eines der größten Schiffe seiner Zeit gesunken war.

Bevor ich mich aber langweilte, erkannte ich die blauen Schuppen, die sich unter mir entlangschlängelten. Sekunden später kam der schlanke Drachenkopf mit den elfenbeinfarbenen Hörnern aus dem Wasser empor und durchbrach anmutig die Oberfläche. Ein Schnauben ertönte und tausende kleine Wassertropfen regneten auf mich herab.

Und dann war ich erneut gefangen in dem wunderschönen Anblick der Bestie. Die Schuppen waren immer noch sattblau und schillerten in allen Nuancen der Farbe, je nachdem wo genau sie sich am Körper des Leviathans befanden. Nun senkte sich der Kopf, sodass er direkt vor meinem Gesicht hing. Ich sah gerade noch so das große silbrige Augen und die umliegenden Schuppen, bevor ich Hyunjins Stimme in meinen Gedanken hörte.

Dancing with DemonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt