Das Blut des Bruders

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Triggerwarnung: Erwähnung von Blut 

Jeongins Pov:

Da saßen wir vier also wieder. Zusammengedrängt auf der Ledercouch im Halbdunkeln von Jungkooks Arbeitszimmer und sahen dem Dämonenexperten neugierig und teilweise besorgt dabei zu, wie er hin und her lief und unverständliche Satzfetzen murmelte. Selbst Taehyung, der mit verschränkten Armen und leicht nach oben gezogener Augenbraue am Schreibtisch lehnte, schien von dem Verhalten seines Partners etwas verunsichert. Der Dämon war es auch schließlich, der Jungkook am Ärmel packte, als dieser erneut an ihm vorübergehen wollte. Dann zog er ihn an sich und blickte ihm eine Weile forschend in die Augen.

„Kookie? Ich weiß, wir haben gerade dasselbe gehört und mir ist bewusst, was das bedeutet. Aber könntest du mal für einen Moment stillstehen?" Er deutete mit einer Bewegung seines Kopfes zu uns. „Die Menschen hier sind ebenso aufgewühlt wie du... Aber wir sollten einen kühlen Kopf bewahren."

Jungkooks Augen wurden dunkler und er stemmte seine Hände gegen Taehyungs Oberarme.

„Wenn du dasselbe gehört hast wie ich, wie kannst du dann noch ruhig bleiben?!", fragte er aufgebracht und deutete auf Jisung, der direkt neben mir saß. Ich bemerkte, wie sich dessen Haltung anspannte und wusste genau, dass es ihm ebenso nahe ging. Sanft griff ich nach seiner Hand und drückte sie kurz aber fest.

Diesmal war Jungkooks Stimme lauter, beinahe aufgebracht. „Wie zum Teufel soll ich ruhig bleiben, wenn ein Dämon diesem Jungen Blut verabreicht hat?"

Taehyungs Augen zuckten zu Jisung und dann zurück zu Jungkook. „Offenbar wäre er fast gestorben und sein Dämon hat sich dafür entschieden, das nicht zuzulassen." Er klang erstaunlich beherrscht und sekundenlang schwang sogar sowas wie Verständnis in seinem Ton mit. Seinen Partner schien das aber keinesfalls zu beruhigen, denn er tigerte wieder durch den kleinen Raum und raufte sich das Haar. Ich merkte, wie Ji neben mir unruhig auf dem Sofa umherrutschte und sich sichtlich unwohl fühlte. Aber da sprach Jungkook schon wieder.

„Verdammt nochmal, warum? Warum passiert euch sowas? Kann man euch keine Sekunde mehr aus den Augen lassen?"

Im ersten Moment klang es nach einem harten Vorwurf, doch mir wurde bewusst, dass er nur versuchte seine eigene Hilflosigkeit gegenüber den Tatsachen auszudrücken.

„Es tut mir so leid", nuschelte Jisung und nun legte sich auch Felix Hand auf seinen Rücken.

„Schon gut, Sungie. Du kannst nichts dafür."

„Nichts ist gut." Taehyung stieß sich vom Schreibtisch ab, betrachtete prüfend seinen Partner, der immer noch sehr emotional wirkte und wandte sich dann aber entschlossen an Jisung.

„Du hast selbst gesagt, du merkst die Veränderungen an dir. Dämonisches Blut ist nicht wie eine Transfusion, die deinen Verlust wieder ausgleicht. Du meintest, du warst für Sekunden bereits dem Tod nahe. Dein Blutverlust war also enorm... und nachdem er dir sein Blut gegeben hat, ging es dir schlagartig besser. Wie du es geschildert hast, hat es nicht einmal eine halbe Minute gebraucht. Sicher erkennst du das Problem. Das dämonische Blut hat schlagartig die Kontrolle über deinen Organismus übernommen, sobald es mit deinem Körper in Kontakt gekommen ist. Es hat dich in einem schwachen Augenblick durchdrungen und rasch das geheilt, was kaputt war. Für den Moment war das alles, was du brauchtest... Aber jetzt versucht dein Körper um eine Balance zu kämpfen." Taehyung machte selbst eine kurze Pause und stellte sich dicht hinter Jungkook, der neben einem der Regale stand und seine Lippen fest zusammenpresste. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Auf lange Sicht wirst du leider nur verlieren können. Unser Blut ist viel stärker als das eure. Selbst wenn sich alles in dir noch dagegen wehrt, wirst du schlussendlich nicht gewinnen. Du siehst es jetzt schon. Die Flammen brechen hervor und du kannst sie nicht kontrollieren. Ebenso geht das mit deinem inneren Abwehrsystem. Es wird langsam infiltriert, egal wie viel Widerstand aus dir selbst kommt." 

Dancing with DemonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt