Dancing with Demons

Der Tod im Wasser

Triggerwarnung: Gewalt, Blut, Tod 

Jeongins Pov: 

Und dann ging ein Ruck durch meinen Körper und ich öffnete hastig die Lippen, um wie reflexartig einzuatmen.

Jedoch trafen genau in dieser Sekunde weiche Lippen auf meine und pressten mir förmlich neue Luft in die Lunge und auf einmal konnte ich auch wieder atmen. Hektisch sog ich das Lebenselixier in mir auf und japste leise. 

Meine Sicht klärte sich ganz allmählich und ich erkannte silbrige Haare und zwei stechend blaue Augen. Vor Erleichterung wollte ich fast weinen, doch nun sah ich noch etwas anderes. Die Augen von Hyunjin hatten erneut diese raubtierhafte Form und langsam schimmerten sie ebenso silbrig wie sein Haar.

"Jeongin. Das wird jetzt kurz wehtun. Er deutete auf meinen Arm und ich schüttelte abwehrend den Kopf, da es ohnehin schon genug schmerzte. "Er ist nur ausgerenkt." Versuchte er mich zu überzeugen und schwamm dicht neben mir. Schlussendlich nickte ich zögerlich und schloss die Augen, als er eine Hand an meine Brust legte und die andere um den verletzten Arm. Noch bevor ich fragen konnte, ob er runterzählen wollte, zog er ruckartig an meinem Arm und ich hätte wohl unter Wasser geschrien, hätte ich es gekonnt. Stattdessen schossen mir nur heiße Tränen in die Augen, die jedoch sogleich vom salzigen Wasser abgewaschen wurden. Erschöpft ließ ich mich gegen seine Brust sinken. Probehalber bewegte ich meinen Arm und konnte beruhigt feststellen, dass es funktionierte und der Schmerz deutlich nachgelassen hatte.

"Danke", nuschelte ich und atmete erneut tief durch. Doch da wurde ich auch schon zu ihm gedreht. Er sah mir fest in die Augen und auch wenn ich gern zurückzucken wollte, weil seine Pupillen an ein gefährliches Reptil erinnerten und so aussahen als würde er mich gleich verschlingen wollen, starrte ich ihn einfach weiterhin an.

"Es ist noch nicht vorbei." Ich hatte es beinahe befürchtet doch er sprach bereits weiter. "Ich will, dass du jetzt die Augen schließt und sie nicht öffnest, bevor ich wieder bei dir bin. Hast du verstanden?"

Verunsichert nickte ich und fragte mich dennoch, warum er das von mir forderte. Was sollte schon groß passieren, was ich heute noch nicht gesehen hatte?

"Es wird nicht lange dauern." 

Unsicher ob mich diese Worte wirklich beruhigen sollten, nickte ich und schloss dann blinzelnd die Augen. Nun war alles zusätzlich zu der Nässe und leichten Kälte des Wassers auch noch vollkommen dunkel. Ich widerstand dem Drang die Augen gleich wieder zu öffnen und spürte nur noch eine rasche Bewegung seitwärts von mir. 

Aber ich war wohl doch nicht so gehorsam, wie ich geglaubt hatte. Denn ganz vorsichtig lugte ich durch ein Auge nach vorn und sah gerade noch einen blauen Schatten, der geschmeidig durchs Wasser glitt und dann verschwand. 

Kurz drauf ertönte ein ohrenbetäubendes Kratzen und Quietschen und ich kniff die Augen rasch wieder zusammen, so als hätte ich mit ihrem Öffnen eine Straftat begangen. Jedoch wurde das Geräusch lauter und dann zerbrach etwas mit einem hässlichen Knacken. Kurz darauf glaubte ich, ein tiefes Grollen zu hören und es war wirklich besorgniserregend, dass es sich wütend und zugleich zufrieden anhörte.

Ich konnte nicht anders. Meine Augen öffneten sich und ich blinzelte kurz, um durch das Wasser wieder scharf sehen zu können. Doch ich erkannte nicht viel mehr als zuvor. Das Meer hier unten war zwar ruhig aber eben auch dunkler und ich konnte nicht lokalisieren, woher diese schabenden Geräusche kamen, die nun wieder lauter wurden und dann ein weiteres markerschütterndes Knarzen und Bersten ertönte. Erneut zuckte ich zusammen und langsam stieg doch wieder die Panik in mir auf.

Was würde passieren, wenn Hyunjin in Gefahr war? Was geschah mit mir, wenn ihm irgendetwas zustieß und ich noch hier unten war?

Zitternd sah ich mich um und wusste, dass ich auftauchen sollte. Gleichzeitig würde ich damit Hyunjin enttäuschen oder verärgern. Aber die Angst wurde nur noch stärker, als ich für einen Moment glaubte, nicht mehr atmen zu können und so entschloss ich mich, mich den Worten des Dämonen zu widersetzen.