Keine Manieren

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Seungmins Pov:

Es war nun kurz nach zwölf Uhr und ich war noch immer wach. Genau genommen hatte ich mich nicht einmal ins Bett gelegt, weil ich das Gefühl hatte, nicht einschlafen zu können. Egal was ich versuchte, meine Gedanken landeten schlussendlich wieder bei Chan. Sie überschlugen sich fast wenn ich daran dachte, dass er ein Prinz der Hölle war und er mich nun zum zweiten Mal erfolgreich getäuscht hatte. Er hatte mit mir gespielt, mit meiner Unwissenheit und Naivität, schlussendlich auch mit meinem Vertrauen und meinem guten Willen.

Erneut stieg diese Mischung aus Verzweiflung und Wut in mir auf und ich hatte beinahe das Bedürfnis danach, irgendetwas zu zerstören. Und sei es auch nur ein Bleistift, den ich zerbrach oder ein Papier, dass ich einfach wild zerriss. Mein Blick fiel auf meinen Block vor mir und meine Finger waren schon dabei eines der Blätter sauber abzutrennen, nur um dann mein kleines Massaker an dem unschuldigen Papierbogen zu verüben, als ein Räuspern hinter meinem Rücken erklang und eine angenehme Stimme belustigt fragte. 

„Solltest du nicht langsam ins Bett Minnie?"

Spontan hatte meine Hand die Richtung geändert und griff nun reflexartig nach der kleinen Skulptur eines Hundes, die mir meine Großmutter zu einem meiner Geburtstage geschenkt hatte. Gut für mich war in diesem Augenblick, dass die Figur aus massivem Stein war. Und ohne die Folgen zu bedenken, nahm ich das Geschenk, drehte mich in einer fließenden Bewegung um und warf die Figur mit einem erzürnten Knurren nach dem Dämon, der mir so viel Ärger und Sorge zuteilwerden ließ.

„Verpiss dich. Ich habe keine Lust mit dir zu reden." 

Eigentlich sollte ich nach Jungkooks Worten tierische Angst vor diesem Wesen haben und im Grunde genommen hatte ich sowas wie Furcht den ganzen Abend lang verspürt. Doch jetzt wo er in meinem Zimmer stand und mir näher war, da wich die Angst und machte nun meinem Zorn Platz. Ich wurde fast noch wütender als ich sah, dass Chan die Hundeskulptur dicht vor seinem Gesicht geschickt auffing und dann eingehend musterte. Seine Mundwinkel hoben sich spöttisch und dann blickte er wieder herüber zu mir.

„Du bist sauer auf mich", stellte er unbekümmert fest und allein der Tonfall seiner Bemerkung machte mich rasend.

„Ach wirklich? Wie hast du das denn so schnell herausgefunden? Stimmt ja, du kannst ja meine Gedanken lesen", knurrte ich ihn an und verschränkte die Arme vor der Brust. „Verschwinde. Du lügst ja schon wenn du den Mund aufmachst. Lass mich in Ruhe."

Chan blieb gelassen und statt meiner rüden Forderung Folge zu leisten, schlenderte er zu mir herüber und stellte die Figur vor mir auf dem Tisch ab.

„Ich nehme an, dann willst du nicht darüber reden was dieser Jungkook euch über mich erzählt hat."

Natürlich riss ich sofort meine Augen auf und starrte ihn an. „Woher? Also warum weißt du von Jungkook?"

Ein belustigtes Schnalzen mit der Zunge erinnerte mich spontan an das, was ich vor wenigen Sekunden selbst gesagt hatte. „Deine starken Emotionen machen es mir sogar noch einfacher die wichtigsten Gedanken zu extrahieren. Unterschätz mich also nicht." Seine Hand griff nach meinem Kinn, strich an meinem Kieferknochen entlang und seine gerade noch braunen Augen färbten sich allmählich gelb.

„Du willst doch sicher wissen mit wem du es zu tun hast... Immerhin zerbrichst du dir auch gerade jetzt dein hübsches Köpfchen über mich."

Immer noch ziemlich missgelaunt starrte ich ihn an und stieß dann ein weiteres unwilliges Brummen aus. Dummerweise hatte er ja recht und ich wollte mehr über ihn erfahren. Schon seit den Erzählungen von Jungkook hatte ich das Bedürfnis, mehr über den Dämon zu erfahren. Egal ob er gefährlich war oder nicht.

Dancing with DemonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt