Das Königreich der Finsternis

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Felix Pov:

Die Schulstunden wollten an diesem Mittwoch irgendwie gar nicht vergehen und als dann auch noch unsere Ethiklehrerin den Raum betrat, fragte ich mich wirklich, wofür mich das Schicksal heute noch alles bestrafen wollte. Auch die restliche Klasse wirkt eher so, als würde sie sich lieber gleich in ein Schwert stürzen, als jetzt auch noch Ethik zu machen. 

„So liebe Klasse. Ich habe die letzten beiden Stunden Vertretung bei euch. Ich weiß, es wäre jetzt eigentlich Politik und Wirtschaft an der Reihe, aber Herr Jung ist krank. Aber er hat mich noch auf den neuesten Stand gebracht und deshalb betreiben wir jetzt in kleinen Gruppen Recherche zu eurem neuen Thema, das übrigens auch ganz wunderbar in den Ethikunterricht passt. Mal sehen, vielleicht greife ich es nächste Woche nochmal auf."

Schon bei dem Wort Gruppe war mein Blick zu Jeongin und den anderen beiden geschnellt und ich erhielt ebenso hoffnungsvolle Blicke zurück.

Dann drehte ich mich wieder nach vorn, wo die Lehrerin gerade einen Namen in Großbuchstaben an die Tafel schrieb.

THOMAS HOBBES.

Und darunter platzierte sie dick und fett und Anführungszeichen ein weiteres Wort.

„Leviathan"

Dann deutete sie mit dem Stück Kreide auf den Namen. „Mit diesem guten Mann werden sie sich die nächsten Wochen in der politischen Theorie vertraut machen. Mit ihm und seinem erfolgreichen Werk Leviathan."

Schon jetzt kannte meine Motivation keine Grenzen und ich hätte meine Stirn beinahe auf die kühle Tischplatte gepresst, um meinen Unwillen auszudrücken doch ich wollte nicht negativ auffallen.

„Hat einer von ihnen schon von diesem Werk gehört oder es möglicherweise sogar gelesen?" Frau Wong machte eine kleine Pause und sah sich aufmerksam in der Klasse um aber nicht ein einziger Schüler meldete sich oder ließ durch Zwischenrufe wissen, dass er etwas zum Thema beitragen konnte.

„Gut, das sind doch tolle Voraussetzungen, um sich diesem Werk vollkommen unvoreingenommen zu nähern und es nicht nur aus seiner wirtschaftlichen Position, sondern auch aus der Philosophischen zu betrachten." Frau Wong klang so begeistert dass ich sie vollkommen verständnislos anstarrte und beim besten Willen nicht erkannte, was so großartig an diesem Buch war. 

„Ich schlage vor, sie finden sich jetzt in kleinen Gruppen, maximal fünf bis sechs Leute, zusammen und dann teile ich ihnen ihren Forschungsschwerpunkt der heutigen Stunde zu."

Diesmal reagierten die anderen wahnsinnig schnell und beinahe in Sekundenbruchteilen hatten sich Jisung und Seungmin mit ihren Stühlen an unseren Tisch gesetzt. Da wir nur zu viert waren, drehte ich mich zu den beiden Neuen um und erkannte, dass sie noch keine Gruppe gefunden hatten. Deshalb winkte ich ihnen zu und bot ihnen an, sich zu uns zu setzen.

„Kommt her. Wir haben noch Platz."

Hwanwoong strahlte uns an und bedankte sich, während sein Stiefbruder sich nur mit einem knappen Nicken setzte und einen Notizblock hervorzog. „Das kann ja mal spannend werden. Was meint ihr, was wir für ein Themenbereich bekommen?" Der Junge mit den pinken Haaren schien ernsthaft neugierig zu sein und ich lehnte mich kopfschüttelnd zurück.

„Ach, ist doch auch egal. Wahrscheinlich wird es nicht so cool wie du hoffst." Sogleich warf mir Woong einen skeptischen Blick zu, den ich nicht wirklich deuten konnte, doch da trat schon die Lehrerin zu uns an den Gruppentisch.

„Oh, sehr schön, dass sie die beiden Neuen einbeziehen. Dann würde ich sagen, sie widmen sich dem Titel des Werkes auf der mythologischen Ebene. Stellen sie Nachforschungen zum Leviathan als Namen an und beziehen sie dabei die Religionen mit ein. Ich will, dass am Ende der Stunde alle Ergebnisse kurz und knackig präsentiert werden. Also viel Erfolg." Und schon rauschte sie zum nächsten Tisch und verteilte die Aufgaben.

Dancing with DemonsWhere stories live. Discover now