Verlangen

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Bildquelle: http://my-little-beauty-bag.blogspot.de/2013/10/vampirzahne-selber-machen.html

„Okay, komm mit“, sagte er und sprang auf. Er packte mein Handgelenk und zog mich mit sich. Ich passte nicht auf, wo er mich lang zog. Ich versuchte viel mehr, die roten Ränder aus meinem Blickfeld zu vertreiben und an etwas anderes zu denken, als an den Sturm in meinem Bauch. Doch meine Sicht verfärbte sich immer mehr und der Hunger war nicht mehr zu ertragen. Außerdem dröhnte sein Herzschlag so laut in meinen Ohren, dass ich sie mir am liebsten zugehalten hätte. Und schon setzten die Kopfschmerzen ein, das Gefühl als würde sich die Kopfhaut zusammenziehen und wieder ausdehnen. Aber dieses Mal kämpfte ich dagegen an, das Bewusstsein zu verlieren, in den Blutrausch zu fallen. Ich sagte mir immer wieder, dass es Cole sein würde, den ich aussaugen würde, wenn ich die Kontrolle verlor. Doch es war unmöglich. Ich blieb stehen.

„Cole“, stöhnte ich. Ich war schweißgebadet. Meine Knie gaben nach und ich fiel hin. „Cole, töte mich.“

„Was? Nein!“

„Doch, ich will dir nicht wehtun.“ Meine Stimme war nur noch ein Krächzen. „Verbrenne mich... Kerze... Wand.“

„Nein, niemals.“

„Bitte!“, flehte ich, doch er gab nicht nach. Stattdessen kniete er sich neben mich und hob mich hoch. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich explodieren. Er lag an seiner Schulter, an seinem Hals. Sein Blut rauschte, seine Ader pulsierte. Meine Lippen öffneten sich fast automatisch, genau wie sich die Eckzähne formten. Im letzten Moment riss ich meinen Kopf zurück.

„Cole, töte mich! Es tut so weh!“, schrie ich verzweifelt. Und noch einmal wimmerte ich: „Cole, bitte.“

Ich konnte nicht mehr. Mein Arm griff um seinen Hals und zog ihn näher. Meine Zähne gruben sich in seinen Hals. Das Blut rann kühlend durch meine brennende Kehle. Von den Kopfschmerzen blieb nur noch ein leises Pochen. Ich seufzte erleichtert. Doch es war mir unmöglich aufzuhören. Wie aus einer anderen Welt bekam ich mit, dass Cole eine Tür aufstieß und in ein Zimmer hastete. In diesem Zimmer war Jace. Er blickte gerade von seinem Sohn auf, der in seinem Bettchen schlief. Er kam sofort auf uns zu, nahm meinen Kopf in seine Hände und drehte ein Mal kräftig. Das Knacken verhallte in der unendlichen Schwärze, in die ich sank.

Tränen von BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt