Gemeinsam gegen die Welt

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Bildquelle: http://www.discoguide-oberpfalz.de/kurze-trauertexte-kranz-schleifen-beerdigung-spruch.html

-Hallo Leseratten,
Ich habe eine kleine Ankündigung zu machen: Ich werde demnächst das Buch umbenennen. Es wird “Tränen von Blut“ heißen, für die, die keinen Namen auf Wattpad haben und es nicht in der Library haben:).
Viel Spaß beim Lesen!

Euer readerbunny01-

Ich besaß kein schwarzes Kleid. Ich hatte auch keine schwarze Hose oder ein schwarzes Oberteil. Da man als Gestaltenwandler nicht in die Stadt durfte, wenn man sich noch nicht unter Kontrolle hatte, konnte sich auch keiner eigenen Kleidung kaufen. Ich wusste nicht, wer mir damals Sachen zum Anziehen gegeben hatte. Normalerweise machen das die Eltern. Weil ich aber keine Eltern gehabt hatte, als ich auf das Internat kam, und ich aus dem Kinderheim nur ein schmutziges, weißes Kleid mitgenommen hatte, fehlte mir an dem. Ich musste also anziehen, was man mir gegeben hatte und da war nichts Schwarzes dabei gewesen.

Außer mir waren zu der Beerdigung alle fein gekleidet. Sowohl Jace als auch Cole hatten schwarze Anzüge und weiße Hemden an, Marlene, Linda, Lorelay und Emma trugen schwarze Kleider. Nur Finn hatte wie ich normale Alltagskleidung an.

Wir wollten ihn im Wald begraben. Emma hatte den Wunsch geäußert, dass wir eine Stelle in der Nähe ihres Hauses aussuchten. Sie wollte öfter zu ihm gehen und sich um das Grab kümmern. Wir befanden eine kleine Lichtung, die in Sonnenlicht getaucht wurde, wenn die Sonne im Zenit stand, als passend. So würde Julian wenigstens nach seinem Tod die Sonne genießen können.

Cole und Jace hatten das Loch schon im Vorfeld gegraben, sodass wir jetzt alle zusammen den Sarg tragen konnten. Emma hatte ununterbrochen Tränen in den Augen und mir wurde klar, dass sie Julian wirklich sehr geliebt hatte. Es tat mir leid für sie, aber andererseits hätte sie bei ihm bleiben können. Dann hätte sie nämlich mehr Zeit mit ihm gehabt. Manchmal verstand ich nicht, was in den Köpfen der Leute vorging, aber diesmal wusste ich es genau. Ich hatte dasselbe getan, oder zumindest versucht. Zum Glück hatte Cole nicht nachgegeben.

Auch Linda schluchzte leise vor sich hin. Jace war ganz blass und starr. Meine Augen waren noch trocken, aber ich wusste, dass das nicht lange so bleiben würde.

Wir ließen den Sarg in die Erde und traten einen Schritt zurück. Cole begann damit, etwas Erde auf den Sarg zu werfen. Dann warfen Marlene, Linda, Emma und ich nacheinander eine Blume, die wir mitgebracht hatten, in die Erde. Das war der Moment, in dem auch ich zu weinen begann. Ich faltete die Hände und tat etwas, das ich ganz lange nicht mehr getan hatte. Ich betete. Ich betete, Gott würde Julian doch bitte in sein Himmelreich führen und behüten.

Dann trat ich zurück neben Jace. Er ging vor und warf ein Stück Papier auf den Sarg. Ich konnte es nicht genau erkennen, aber ich vermutete, dass es ein Foto war.

Lorelay zeigte nicht viel von ihrer Trauer. Sie stand so steif und blass dar wie eh und je, aber ich konnte in ihren Augen sehen, dass sie wirklich traurig war um ihren Bruder.

Plötzlich fühlte ich eine Hand in meiner. Cole hatte meine und Jace' genommen und drückte sie. Ich dachte zuerst, er täte es, um uns zu trösten, doch dann schaute ich in sein Gesicht. Er weinte auch. Mir wurde klar, dass auch ihm Julian wichtig gewesen war. Ich wusste nicht viel über seine Eltern. Nur, dass sie sehr reich waren und ihnen, wie Cole erzählt hatte, die Arbeit wichtiger war, als er. Julian war für ihn so eine Art Ersatzvater gewesen. Ich drückte seine Hand noch fester und versuchte, ihn aufmunternd anzulächeln. Es funktionierte nicht.

Schließlich ließ er unsere Hände wieder los und begann, das Grab zuzuschütten.

Die anderen gingen schon. Jace und ich blieben und schauten Cole zu, bis er fertig war. Dann stellten wir uns nebeneinander hin. Jeder wusste, was der andere dachte, denn wir dachten alle dasselbe: Jetzt waren wir auf uns alleine gestellt. Jetzt gab es nur noch uns. Es gab jemanden, der uns höchstwahrscheinlich nach dem Leben trachtete und wir mussten gegen diese Gefahr kämpfen. Wir würden zusammenhalten, wir drei. Gemeinsam gegen die Welt.

Dann gingen auch wir.

-Hallo Leseratten,
Sorry dass das Kapitel so kurz ist, aber an dieser Stelle dachte ich, dass es gut passt, es zu beenden. Schreibt mir, wie ihr's findet und danke für die Votes. Das freut mich wirklich sehr. Viel Spaß beim Lesen!

Euer readerbunny01-

Tränen von BlutWhere stories live. Discover now