Polizei

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Bildquelle: http://www.gablenberger-klaus.de/wp-content/uploads/2009/12/Polizei1-P1780677.jpg

-Hallo Leseratten,
Das Kapitel ist zwar kurz und auch nicht so besonders spannend, aber ich hoffe, es gefällt trotzdem. Ich freue mich immer über K&V! Viel Spaß beim Lesen!

Euer readerbunny01-

Ich brauchte nicht lange, um in die Stadt zu kommen. Das Problem war eher, die Polizeiwache zu finden. Ich fragte die Leute, die mir auf dem Weg begegneten, aber manche gingen einfach weiter oder schauten mich nur komisch an. Das waren ja nicht gerade nette Leute, oder sie waren nur sehr fremdenfeindlich. Einer fing sogar an zu lachen, was ich schon etwas merkwürdig fand. Als ich endlich jemanden gefunden hatte, der mir etwas erzählen konnte, es war eine Frau mittleren Alters mit einem Kind in einem Kinderwagen, konnte ich den Ausdruck Entschuldigen Sie bitte schon nicht mehr hören. Meine Füße taten vom vielen Rumgerenne weh und mir war warm.

„Die Polizeiwache“, erklärte die Frau, „ist mitten im Zentrum der Stadt. So weit ist es gar nicht mehr. Du gehst weiter geradeaus und biegst die dritte rechts ein, Lessingstraße heißt die Straße, glaube ich. Dann gehst du weiter geradeaus, bis du zur Wache kommst.“

„Okay, vielen Dank“, sagte ich und wandte mich zum Gehen.

„Nichts zu danken. Schön, dass ich helfen konnte“, meinte sie und lächelte. Es gab wohl doch nette Menschen.

Ich beeilte mich, weil ich nun doch gespannt war. Hoffentlich würden sie mir dort helfen können. Die Beschreibung der Frau stimmte. Die Polizeiwache war nicht zu übersehen. Ein großes, blaues Schild hing über der Straße. Die Tür war aus Glas und innen konnte ich einen Empfangstresen sehen. Stühle aus Holz standen an der orangenen Wand unter einem großen Gemälde. Ich drückte die Tür auf und betrat den Raum. Hinter dem Tresen stand ein Mann in einer blauen Uniform und mit weißen Haaren.

„Hallo“, sagte ich, und begann, meine Geschichte zu erzählen. Die Geschichte, die ich mir ausgedacht hatte und die ganz bestimmt nicht der Wahrheit entsprach. Ich erzählte, ich hätte einen Bruder, was sogar wahr war, und dass dieser abgehauen wäre und ich jetzt wissen wollte, wo er streckte. Dabei versuchte ich, so hysterisch wie möglich zu klingen. Der weißhaarige Beamte brummte und nickte zwischendurch zum Verständnis. Er hörte mir bis zum Ende zu. Sein Gesichtsausdruck war unergründlich, weshalb ich nicht sagen konnte, ob er mir glaubte, oder nicht.

„Und jetzt wollen Sie sein Handy orten lassen, oder was?“, fragte er, als ich geendet hatte. Ich nickte. „Dann kommen Sie mal mit“, forderte er mich auf und ich gehorchte. Er führte mich durch eine Tür, die weiter hinten im Raum lag, durch einen Gang und schließlich durch noch eine Tür in einen mittelgroßen Raum, in dem vier Schreibtische und vier Stühle standen. Auf jedem Tisch stand ein Computer und an der Wand standen Komoden und Regale mit Ordnern. Vor den Fenstern hingen blaue Vorhänge und große Pflanzenkübel standen im Raum verteilt. Durch den Teppichboden und das warme Licht, erweckte alles einen sehr gemütlichen Eindruck.

Der Polizist setzt sich an einen der Schreibtische, auf dem eine leere Kaffeetasse steht, und winkte mich zu sich. Ich stellte mich neben ihn.

„Dann diktieren Sie mir nun die Handynummer Ihres Bruders“, forderte er mich auf. Mein Herz schlug schneller. Nun war der Moment gekommen. Ich holte Marlenes Telefon aus meiner Tasche und ging in die Liste der letzten Anrufe. Da stand die Nummer. Die Zahlen kamen mir irgendwie bedrohlich vor. Ich versuchte, das Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken, als ich langsam Zahl für Zahl laut vorlas.

Der Weißhaarige tippte die Ziffern ein. Als ich fertig war, las er sie zur Sicherheit noch einmal vor. Ich bestätigte und er klickte auf Los. Meine Hände begannen zu zittern und ich legte das Handy auf den Schreibtisch und trat einen Schritt zurück. Die Maschine suchte gefühlt ewig, bis endlich eine Weltkarte auf dem Bildschirm auftauchte. Irgendwo war ein roter Stecknadelkopf zu sehen, und das überraschte mich. Nicht, dass etwas zu sehen war, sondern, wo es war. Nämlich mitten in Nordamerika. Der Polizist zoomte heran. Der Punkt war in den USA. Noch genauer: in Detroit.

„Sicher, dass das die richtige Nummer ist?“, fragte der Mann vor mir.

„Ja“, sagte ich, „ganz sicher.“

„Dann ist Ihr Bruder aber ganz schön weit abgehauen“, meinte er.

„Ja, offensichtlich ist er das.“

„Tut mir leid, näher komme ich nicht heran“, entschuldigte er sich, aber ich war mit den Gedanken schon ganz woanders. Detroit, USA, Amerika. Der Mörder meines Vaters.

Plötzlich klingelte das Handy, das auf dem Tisch lag. Marlenes Handy. Das Klingeln durchdrang die Stille wie ein scharfes Messer Butter. Eine Nummer blinkte auf. Die Nummer, die ich gerade dem Polizisten diktiert hatte.

Tränen von BlutWhere stories live. Discover now