Die Hütte im Wald

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Hallo Leseratten,
Ich finde es so cool, dass Leute aus ganz Deutschland meine Geschichte lesen. Eine Frage: Wohnt jemand von euch in der Nähe von Kastellaun oder Simmern im Hunsrück/Rheinland-Pfalz?
Natürlich freue ich mich weiterhin ganz besonders über Kommentare von euch. Was haltet ihr von einem Perpektivenwechsel? Und was sind eure Lieblingsautoren?

Euer readerbunny01

Ich hielt erst wieder an, als es bereits dämmerte und sowohl Moritz als auch ich vollkommen erledigt waren. Das Gefühlschaos war ganz schön anstrengend gewesen und Weinen machte müde.

Nebel waberte zwischen den Bäumen des Waldes hindurch und es war schon so dunkel, dass man fast nichts mehr sah. Deshalb stachen die Lichtpunkte so hervor. Nur noch mit Mühe hielt ich mich auf dem Pferd, während ich auf sie zuritt. Als wir näher kamen, konnte ich ein kleines Haus, eher eine Hütte, erkennen und die Lichtpunkte als Fenster identifizieren. Ich fiel mehr von Moritz' Rücken, als dass ich abstieg, und stolperte auf die Tür zu. Dann klopfte ich an die hölzerne Tür und wartete. Erschöpft lehnte ich mich gegen den Türrahmen und schreckte auf, als sie jemand öffnete. Geblendet vom Licht, das mich plötzlich umgab, kniff ich die Augen zusammen und konnte meinen Gegenüber kaum sehen überhaupt nicht einschätzen.

„Oh, was macht denn ein junges Ding wie du so spät noch im Wald? Komm erst mal rein“, sagte eine weibliche und weiche Stimme, ein Arm wurd um mich gelegt und ich wurde in das Haus gezogen.

„Moritz“, murmelte ich schon halb schlafend, doch sie hatte mich nicht verstanden.

„Was?“, fragte sie.

„Pferd“, quetschte ich mit letzter Kraft hervor.

„Keine Sorge, ich kümmere mich darum. Du gehst jetzt erst mal ins Bett.“

Ich hatte weder eine Wahl, noch die Kraft und den Willen, zu protestieren und so ließ ich mich in ein Zimmer führen, auf ein Bett fallen und keine zwei Sekunden später schlief ich ein.

Am nächsten Tag wurde ich von den warmen Strahlen der Sonne geweckt. Ich fühlte mich wie neu geboren und frisch. Voller Elan sprang ich aus dem Bett und verließ das Zimmer. Die Frau hatte schon ein leckeres Frühstück vorbereitet und ich setzte mich zu ihr und wir frühstückten gemütlich. Ich erzählte ihr von meinem Leben und sie von ihrem und wir freundeten uns an.

So war es natürlich nicht.

Aber so hätte es sein können.

Als ich aufwachte, schien zwar tatsächlich die Sonne, aber was mich geweckt hatte, war Hunger. Und zwar nicht der Hunger nach Brot, Spiegeleier und Schokoladencreme, sondern der Hunger, der mir Kopfschmerzen bereitete. Der Hunger nach Blut.

Ich musste hier raus und das so schnell wie möglich und ohne der netten Frau zu begegnen, die mich aufgenommen hatte, ohne zu wissen, wo ich herkam. Sonst würde ich sie womöglich noch verletzten oder schlimmeres. Ich stieg langsam auf. Mein ganzer Körper schmerzte und meine Kehle brannte wie Feuer. Die Bettwäsche war in fröhlichen Farben gehalten und die Bilder an den Wänden zeigten schöne Sommerwiesen oder Wälder. Aber dafür hatte ich keine Aufmerksamkeit übrig.

Barfuß, sie hatte mir gestern Abend wohl die Schuhe ausgezogen, tappte ich zur Tür und öffnete sie einen Spalt. Der Raum, der dahinter lag, war die Küche und der Geruch von frischen Brötchen verursachte mir Übelkeit. Denn die Besitzerin des Hauses machte gerade Frühstück. In der Küche. Na toll. Ich wollte zurück in das Schlafzimmer und nachsehen, ob das Fenster groß genug war, um rauszuklettern, als sie mich entdeckte und erfreut rief: „Oh, du bist wach. Komm her und setz dich. Ich hoffe, du hast gut geschlafen?“

Ich rührte mich keinen Zentimeter. Noch war mein Körper durch den Hunger schlaff und erschöpft, doch das würde sich bald ändern. Als sie merkte, dass ich mich nicht bewegte, kam sie zu mir und öffnete die Tür ganz.

„Oh je, wie siehst du denn aus?“, fragte sie überrascht und legte ihre Hand an meine Stirn. „Hm... Fieber hast du jedenfalls nicht. Wie fühlst du dich? Krank?“

Ich schwieg. Sie war jung und schlank. Ihr Gesicht war hübsch und sie hatte lange schwarze Wimpern und graue Augen. Die Haare waren unter einem Tuch verborgen und ihr Hals lag frei. Mein Herzschlag und Atem gingen schneller und mein Kopf begann zu pulsieren.

„Was ist denn? Kannst du nicht sprechen?“

Wieso konnte sie nicht einfach weggehen? Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Hätte ich lieber nicht tun sollen, denn jetzt hörte ich ihr Herz nur noch lauter. Doch als ich die Augen wieder öffnete, war meine Sicht bereits verfärbt.

Der Frau stand das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben, als sie meine rote Iris sah, doch sie fasste sich recht schnell wieder, schubste mich zurück ins Zimmer und schlug die Tür zu. Ich rannte zum Fenster und wollte es aufschieben, als es sich plötzlich anfühlte, als würden meine Hände verbrennen. Ich schaute zu ihnen hinunter und dann zum.Fenster. Eisen. Ob das Zufall war?

Dann lief ich wieder zur Tür und rüttelte. Abgeschlossen.

Doch das hielt mich nicht auf.

Tränen von BlutWhere stories live. Discover now