Vampir (Jace)

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Bildquelle: http://spruchbilder.com/2298/alles-ist-vergaenglich-nur-was-wir-in-unserem-herzen-tragen-bleibt-ewiglich

-Hallo Leseratten,
Letztes Kapitel. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Danke, dass ihr meine Geschichte gelesen habt. Nun ist sie zu Ende. Ich hoffe, dieser Teil überzeugt euch noch ein letztes Mal. Viel Spaß mit dem letzten Kapitel.

Euer readerbunny01-

Ich stand auf dem Berg, auf dem auch die Schule errichtet worden war. Gerade hatte ich die Papiere unterschrieben, heute musste ich viel unterschreiben. Erst die Hochzeitspapiere für Mira und Cole und nun die, die bestätigten, dass ich der neue Direktor, also Julians Nachfolger war. Unter mir im Tal waren die Bäume und Wälder zu einer einzigen bunten Decke geworden. Der Wind zerrte an meinen Kleidern und spielte mit meinen Haaren, aber mir war nicht kalt.

Ich dachte an Richard und daran, wie versessen er gewesen war. Peter, der Verrückte, den wir schon vorher auf dem Gang getroffen hatten, hatte uns erzählt, warum Richard all das getan hatte. Ich wusste, ich würde den Moment nie vergessen, wie Peter dort an der Wand gestanden hatte, als wir runterkamen, die Ärzte und ich. Die weiß gekleideten Männer und Frauen waren vorgegangen, ich hatte mich kurz zu ihm gestellt. Er hatte so verloren und unsicher ausgesehen und er hatte nicht viel gesagt, nur zwei Worte, die fast von der rauen Stimme verschluckt worden wären: „Helft mir." In dem Moment hatten Tränen in seinen stumpfen Augen geglitzert.

Ich hatte ihn mitgenommen und auf dem Weg zur Irrenanstalt hatte er mir den Grund für die Morde erzählt. Richard hatte all die Tötungen angezettelt, um die Vampire zu vernichten. Er wollte alle Vampire tot sehen, denn sie hätten ihm eine Konkurrenz sein können. Eine Konkurrenz und eine Hürde auf dem Weg zur alleinigen Weltherrschaft.

Ich konnte darüber nur den Kopf schütteln. Wie alleine musste man denn dann sein, wenn niemand anderes mehr da war? Wenn man der einzige seiner Art war? Ich schob meine Hände noch tiefer in die Taschen meines langen, schwarzen Mantels, doch kalt war mir noch immer nicht. Mir war nicht kalt, weil ich Familie und Freunde hatte, die in meinem Rücken standen und mich wärmten, die mich schützten vor dem eisigsten Sturm.

Ich spürte sie, bevor ich sie sah. Manchmal fragte ich mich, ob sie diese tiefe Bindung auch fühlen konnte. Ich wartete, bis sie meinen Namen sagte. Dann drehte ich mich um. Miras Haare leuchteten in ihrem Rot wie eh und je und ihre Augen strahlten vor Freude. Es tat mir gut, sie glücklich zu sehen. Sie hatte einen Stock in der Hand. Ich erkannte ihn sofort. Es war der Stock, mit dem sie sich damals hatte umbringen wollen, auf meine Aussage hin. Das tat mir heute noch leid. Ich hätte nie geahnt, dass sie wirklich zur Tat schreiten würde, denn für so etwas brauchte man eine gehörige Portion Mut. Ich glaubte nicht, dass ich es gekonnt hätte.

„Hier", sie hielt mir den Stock entgegen. Ich schaute sie fragend an. „Ich habe mich entschieden."

„Was?", fragte ich noch immer verständnislos und nahm den Stock. Ich konnte noch ihr Blut daran riechen.

„Du hast mich immer wieder gefragt, was ich bin und was ich sein möchte. Ob Monster oder Vampir. Ich habe mich entschieden", erklärte sie.

„Zu was?", fragte ich, doch an dem Leuchten in ihren Augen konnte ich die Antwort ablesen.

„Vampir", antwortete sie und lächelte. Ich lächelte ebenfalls. Dann trat sie einen Schritt auf mich zu und umarmte mich. Ich drückte sie fest an mich. „Danke, dass du mein Bruder bist", murmelte sie und ihre Worte machten mich glücklich. Sie ließ mich wieder los und ging einen Schritt zurück, sodass Cole mich umarmen konnte.

„Danke für alles", murmelte er und ich wusste, er meinte nicht nur die Hochzeit. Dann ließ auch er mich los. Er legte einen Arm um Mira und die beiden wandten sich zum Gehen. Sie passten perfekt zusammen. Mira war glücklich, auch wenn es nicht für immer sein würde. Sie wusste noch nicht, dass Elena wieder zurück ins Kinderheim gehen würde, denn die Kinder brauchten sie. Sie war das einzige, was die kleinen hatten. Und auch wenn Mira nicht für immer glücklich sein konnte, so konnte sie es wenigstens für den Moment. Denn ein für immer gab es nicht. Nichts hielt für ewig, alles war vergänglich, selbst oder gerade wenn man ein Vampir war. Und deshalb musste man jeden Moment auskosten.

Als sich Mira und Cole küssten, drehte ich mich wieder dem Horizont zu. Mein Vater und meine Tante waren tot. Ich hatte eine Zwillingsschwester und einen besten Freund, für die ich alles tun würde, weil sie meine Familie waren. Und ich hatte Linda und einen Sohn. Ja, mit Finn würde ich noch viel Freude erleben. Seine Zeit würde auch noch kommen. Alles kam und ging. Kam der eine auf die Welt musste der andere sterben. So war der Lauf der Zeit und des Schicksals und daran ließ sich nichts ändern. Genau, wie an das Ende des Sommers der Herbst grenzte und genauso, wie der Winter auf den Herbst folgte und dann wieder der Frühling kam, so hatte alles seine Zeit. Aber meine Zeit zu gehen war noch lange nicht gekommen.

Ich holte weit aus und warf den Stock in die Tiefe. Zurück blieb das bunte Blättermeer und der Wind.

Aber mir war nicht kalt.

Tränen von BlutWhere stories live. Discover now