Naturschauspiel

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Bildquelle: https://elenaundlinainaustralien.files.wordpress.com/2013/08/img_8499.jpg

-Hallo Leseratten,
Ich hab hin-und herüberlegt und mich dazu entschieden, noch einmal einen Cut zu machen. Verübelt mir nicht, dass sie immer noch nicht in Detroit gelandet sind. Wie immer freue ich mich über K&V!
Viel Spaß beim Lesen!

Euer readerbunny01-

Während der halben Stunde Wartezeit, aßen wir in einem kleinen Café in der Stadt ein kleines Frühstück, bevor wir uns zum Flughafen aufmachten. War es am Bahnhof, wo wir losgefahren waren, verlassen und still, so war die Stadt und auch der Flughafen voller Menschen. Ich hatte absolut keine Ahnung, wo wir hinmussten. Auch Jace und Cole sahen in dem ganzen Durcheinander sehr verloren aus. Zum Glück wussten aber Linda und Lorelay, was zu tun war. Sie führten uns durch die Menge und wir versuchten, möglichst gut nachzukommen und nicht verlorenzugehen. Als wir schließlich aus dem stickigen Gebäude traten, atmete ich erleichtert aus, um danach voller Erstaunen die Augen aufzureißen. Auf dem riesigen asphaltierten Platz stand eine monströse Maschine. Sie war mindestens fünfzig Meter lang und große Flügel sorgten für Schatten. Ich hatte auf Bildern schon Flugzeuge gesehen, oder, wenn sie am Himmel flogen, aber noch nie in echter Lebensgröße. Ich fragte mich, wie sich ein so schweres Ding überhaupt in der Luft halten konnte. Umso mehr Respekt hatte ich, als wir schließlich auf unseren Plätzen saßen und anfuhren. Mein Herz klopfte wie wahnsinnig. Ich hatte auch schon von Flugzeugabstürzen gehört und war nicht wild darauf, zu erfahren, wie es war, einen solchen zu erleben. Ich krallte meine Hände ineinander, bis sie kein Blut mehr erreichte und sie ganz weiß wurden, während wir immer schneller fuhren. Cole sah meine ineinander verschlungenen Händen und legte seine auf meine. Ich entspannte mich ein wenig, aber nur bis wir abhoben. Aus dem kratzenden Rollen und Vibrieren der Sitze durch den Motor wurde ein weiches Gefühl, wie wenn wir schweben würden. Oder fliegen. Wir flogen wirklich. Nun konnte ich sowieso nicht mehr aussteigen, jetzt gab es kein Zurück. Also konnte ich mich genauso gut zurücklehnen und den Flug genießen. Voll Faszinierung beobachtete ich den Boden, ich hatte das Glück, am Fenster zu sitzen, der immer kleiner wurde. Schließlich stießen wir durch Wolken und unter uns konnte ich nur noch weiß sehen. Es war einfach nur traumhaft schön. Ich war so müde, dass ich irgendwann gar nicht anders konnte, als einzuschlafen.

Ich wachte wieder auf, als mir jemand mit dem Finger die Schläfe entlangstrich und schließlich bei meinen Lippen ankam. Langsam schlug ich die Augen auf. Mein Kopf lag auf Coles Schulter. Er lächelte. Dann beugte er sich vor und gab mir einen Kuss.

„Ich dachte, das willst du vielleicht sehen“, murmelte er und deutete eine Kopfbewegung zum Fenster an. Ich drehte mich um. Der Ausblick war wunderschön, märchenhaft. So weit das Auge reichte weites, tiefblaues Meer. Am Horizont eine dünne Linie, die das Wasser vom ebenso klaren, blauen Himmel teilte. Schaumkronen, die auf den Wellen tanzten und das Sonnenlicht, das auf den Hügeln glitzerte. Und Wale. Die riesigen Monster tauchten aus dem Meer und glitten elegant wieder unter Wasser, nur um danach wieder aufzutauchen und zu verschwinden. Es war ein so traumhafter und wunderschöner Anblick, dass sogar meine Augen feucht wurden. In diesem Moment gab es für mich keine Probleme, keine Sorgen, sondern nur das Glück, diesen Moment mit Cole teilen zu können. Es war, als wollten die Ungeheuer mit uns schwimmen, uns auf unserem Flug begleiten. Sie flogen auch, nur sie pflügten das Wasser, während wir den Luftweg nahmen.

Ich lehnte mich an Coles Brust und er schlang seine Arme um mich, während wir das wunderschöne Naturschauspiel bewunderten. Ich konnte seinen Herzschlag hören, gleichmäßig und kräftig. Es machte mich glücklich. Es gab mir das Gefühl, zu leben. Ich wünschte, Anna könnte das sehen. Sie wäre bestimmt begeistert. Wir würden als Familie in Urlaub fliegen und dann würde ich ihr alles zeigen und selbst entdecken. Ich würde alles tun, damit sie die Zeit im Kinderheim vergessen konnte.

Auf dem Meer sah man den Schatten unseres Flugzeuges, der über die Wellen raste. So ein Leben wollte ich und nichts anderes. Ein Leben voll Glück und Liebe und keine Probleme. Ein Leben voller Freude und Frieden und keine Sorgen. Wenn ich es schon nicht für ewig haben konnte, dann wenigstens für den Moment.

Doch dann tauchten die Wale wieder unter und kamen nicht mehr zurück. Wolken schoben sich vor die Sonne und das Glitzern erstarb. Nichts war endlos, alles war vergänglich. Nur Coles Herzklopfen blieb und ich wusste, ich wollte dies nicht aufgeben, es nie wieder missen. Und noch eines wusste ich: Ich würde dafür kämpfen.

Tränen von BlutOn viuen les histories. Descobreix ara