Der Mörder

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Bildquelle: http://www.zoonar.de/photo/regen_101766.html

-Hallo Leseratten,
Das Kapitel ist echt kurz, aber ich musste bei dieser spannenden Stelle einfach unterbrechen. Viel Spaß beim Lesen!

Euer readerbunny01-

Gerade, als ich die Tür schloss, kam Jace die Treppe rauf. Er sah sehr gehetzt aus und hatte eine tiefe Sorgenfalte auf der Stirn. Als er mich wohlbehalten dort stehen sah, atmete er erleichtert auf, kam auf mich zu und nahm mich fest in die Arme. Alle Spannung fiel von mir ab und heiße Tränen rannen mir über das Gesicht. Ich war nur unendlich froh, noch am Leben zu sein.

„Wir haben deinen Schrei gehört und da dachte ich, und es waren so viele Stufen, ich dachte...“, sagte er mit tränenerstickter Stimme.

„Das dachte ich auch“, murmelte ich in sein T-Shirt. Dann hielt er mich ein Stück von sich weg, um zu überprüfen, ob es mir gut ging. Er strich mir meine Haare hinter die Schulter und runzelte besorgt die Stirn, als er meinen Hals betrachtete. Wahrscheinlich sah man noch Spuren.

Schließlich holte er meine Haare wieder nach vorne und sagte: „Zeig das lieber nicht Cole. Er würde sich nur unnötig Sorgen machen. Ich nickte.

„Was soll ich nicht sehen?“ Cole stand hinter Jace an der Treppe. Die anderen standen auf der Treppe. Mein Bruder trat einen Schritt zurück, um Cole zu mir zu lassen. Er legte ebenfalls seine Arme um mich und ich schmiegte mich an seine Brust. Es war ein ganz anderes Gefühl, als bei Jace. Bei Cole war so ein großes Gefühl von Zuhausesein und Geborgenheit. Bei Jace spürte ich, dass er da war, wenn ich ihn brauchte. Bei Cole, wusste ich, bei ihm konnte ich immer nach Hause kommen, zur Ruhe kommen. Bei Jace war ich dankbar für seine Nähe und ich fühlte mich sicher. Cole war meine Heimat und bei ihm war ich einfach nur glücklich. Doch missen wollte ich keinen von beiden und ich wollte mich auch nicht entscheiden. Das konnte keiner von mir verlangen. Ich wollte für keinen von beiden eine Gefahr sein.

Cole küsste mich und ich schloss die Augen.

„Können wir vielleicht jetzt gehen?“ Das war unverkennbar Lorelays ungeduldige Stimme. „Ich halt es nicht mehr lange hier aus.“

Wir lösten uns und jetzt war ich schon wieder so weit gefasst, dass ich lächeln konnte, als Cole ein Augenverdrehen andeutete. Dann gingen wir gemeinsam die Treppen runter. Währenddessen ließ Cole meine Hand nicht mehr los.

Den Mann mit den grauen Haaren und den vielen Bissnarben sahen wir nicht mehr. Ich war überaus erleichtert, als wir endlich aus diesem Irrenhaus rauskamen. Die Luft war kühl und ich atmete sie ein wie ein Ertrinkender. Wir mussten nicht lange auf unser Taxi warten. Wahrscheinlich hatte Jace schon angerufen, bevor ich wieder zu ihnen gestoßen war. Wir stiegen ein und machten erst einmal eine Lagebesprechung.

„Wie sieht denn der weitere Plan aus?“, fragte ich.

„Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht genau, wie wir unseren Gesuchten finden sollen. Unsere einzige Hoffnung ist Marlenes Telefon oder ein Hinweis. Oder hat jemand einen anderen Vorschlag?“, antwortete Jace.

„Wir könnten in die Stadt gehen und uns dort umsehen“, schlug Linda vor. „Vielleicht können wir uns ein bisschen mit den Leuten unterhalten.“

„Ja klar“, sagte Lorelay kalt, „wir quatschen einfach jeden an, der uns über den Weg läuft. Vielleicht ist ja der Mörder meines Bruders dabei und stellt sich uns freiwillig.“ Manchmal tat mir Linda leid. Sie war im Gegensatz zu uns ein ganz normaler Mensch und immer benachteiligt. Und wenn zum Beispiel Lorelay sie auch noch so runtermachte, wunderte ich mich, warum sie noch immer freiwillig unsere Nahrungsquelle sein wollte.

Daraufhin sagte keiner mehr was. Ich schaute aus dem Fenster. Die Häuser sahen schon sehr heruntergekommen aus. Wahrscheinlich, weil sich keiner mehr darum kümmerte. Die Hunde und Katzen, die auf den Straßen rumstreunerten, waren vom Leben gezeichnet und sahen so dürr aus, dass sie wohl nicht mehr lange zu leben hatten. Sie taten mir leid. Es wurde immer düsterer. Schließlich fing es an, zu regnen. Ich lehnte mich an Coles Schulter starrte auf die an uns vorbeirauschende Szenerie. Meine Gedanken verabschiedeten sich und wanderten ins Nirgendwo, weshalb ich erschreckt zusammenzuckte, als plötzlich die Stille unterbrochen wurde.

Es klingelte. In meiner Tasche. Marlenes Handy klingelte. Mit klammen Fingern holte ich es aus meiner Jacke und sah auf das Display. Es war die Nummer des Mörder. Diese würde ich immer wieder erkennen. Das Klingeln dröhnte ohrenbetäubend in meinen Ohren.

„Ja willst du nicht rangehen, Mädchen?“, fragte der Taxifahrer. Ich sah zu Cole. Er nickte kaum merklich. Mit zitternden Fingern drückte ich auf die grüne Taste und hielt mir das Telefon ans Ohr.

„Marlene, wie konntest du zulassen, dass mich Jace und die anderen finden? Sie wissen zwar nicht, dass sie mich suchen, aber sie wissen, dass der Mörder und ich in Detroit leben. Sie haben mich besucht, Marlene. Wie konnte das passieren? Marlene? Marlene? Verdammt, wer ist da?“

Die Stimme hätte ich ebenfalls überall wiedererkannt, zumal wir eben erst dagewesen waren. Mit lief ein Schauder über den Rücken und durch Mark und Bein. Ich hielt das Handy vor mich und drückte auf Rot. Ich schluckte hart. Dann sagte ich mit brechender Stimme: „Ich weiß, wer der Mörder ist.“

Tränen von BlutDove le storie prendono vita. Scoprilo ora