Tochter

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-Hallo Leseratten,
Ich habe eine kleine Ankündigung zu machen: Ich werde demnächst das Buch umbenennen. Es wird “Tränen von Blut“ heißen, für die, die keinen Namen auf Wattpad haben und es nicht in der Library haben:).
Viel Spaß beim Lesen!

Euer readerbunny01-

Die Situation hatte etwas formales. Obwohl wir in der Sofaecke in Julians Zimmer saßen, waren doch alle so angespannt, dass man es schon als steif bezeichnen konnte. Aber nun war die Nachricht endlich raus. Keiner sagte ein Wort. Alle starrten mich an. Ich hatte nicht die Kraft, zurückzustarren und deshalb schaute ich mir das Zimmer an. Ein Bett gab es nicht, denn, wie ich von Jace wusste, schliefen Vollblutvampire nicht. Stattdessen konnte man hier eine riesige CD-Sammlung bewundern. Ansonsten gab es einen großen Kleiderschrank und einen offenen Kamin. Die Fenster waren auch hier mit langen, schweren Vorhängen abgedunkelt.

„Nun“, sagte Julian. Dann herrschte wieder Stille. Ich schaute zu ihm. Er schaute zu mir. Mir fielen wieder seine grünen Augen auf. Ich hatte auch grüne Augen, vermutlich von ihm geerbt.

„Also... Ich habe Antwort von meiner Schwester erhalten.“ Mit einem so rasanten Themenwechsel hatte ich nicht gerechnet. „Sie ist einverstanden, euch aufzunehmen und dir, Mira, zu helfen, Kontrolle über deine Kräfte und deinen Hunger zu bekommen. Du solltest mit Jace so schnell wie möglich, also heute schon dort hin fahren. Cole, du kommst dann nach, wenn du in ein paar Wochen dein Abitur gemacht hast“, erklärte Julian, wobei alle froh waren, nicht mehr über mich und die Familie nachdenken zu müssen.

Meine Hände lagen auf meinen Oberschenkeln und meine Finger trommelten noch immer nervös, als Cole seine Hand auf meine legte. Ich schaute zu seinem Gesicht auf. Er lächelte mir beruhigend zu. Ich versuchte, zurück zu lächeln, doch es misslang mir.

Es stimmte schon: Auf der einen Seite war ich auch erleichtert, dass Julian das Thema gewechselt hatte. Aber auf der anderen Seite war ich mir nun noch unsicherer als vorher. Ich konnte meine Eltern, es war komisch, sie so zu bezeichnen, nicht einschätzen, hatte überhaupt keine Idee, was sie darüber dachten. Was, wenn sie mich innerlich nicht mochten und lieber nicht als Tochter hätten und nur äußerlich die Fassade bewahrten, dass sie mich mochten?

„Gut“, sagte Julian schließlich, „dann können jetzt alle wieder ihren Arbeiten oder Hobbys nachgehen. Jace, du kannst ja schon mal deine Sachen packen. Mira, dich würde ich bitten, noch dazubleiben.“

Alle standen auf, auch Cole, nachdem er noch einmal meine Hand drückte, und verließen den Raum. Nur Julian und ich blieben sitzen. Wir schwiegen eine Weile. Dann stand er auf, ging um den Wohnzimmertisch herum und setzte sich neben mich auf das Sofa, dort, wo Cole eben noch gesessen hatte. Er drehte sich zu mir und mich zu ihm, indem er mich an der Schulter packte. Ich schaute unsicher zu ihm auf, in seine grünen Augen. Sein Gesichtsausdruck sagte absolut nichts, doch dann nahm er mich in die Arme und drückte mir einen Kuss auf den Scheitel. Dann legte er seinen Kopf auf meinen und flüsterte: „Ich könnte mir keine bessere Tochter vorstellen als dich.“

Nun konnte auch ich mich entspannen und ließ mich in die Umarmung zwischen Vater und Tochter sinken, meine erste. Tränen rannen mir über die Wangen, doch dieses Mal waren es Tränen der Erleichterung und der Freude. Mir wurde klar, dass ich keinen besseren Vater bekommen konnte als ihn, denn er würde mich so gut unterstützen wie er konnte. Er würde mich lieben. Wie er auch Jace liebte. Wie es in einer Familie üblich war. Bedingungslos.

Tränen von BlutWhere stories live. Discover now