Bekenntnis

1.4K 86 14
                                    

Bildquelle: http://spruchbilder.com/11689/was-ist-liebe

Am nächsten Tag saß ich draußen im Hof auf einer Bank und genoss die letzte Wärme des Jahres und die Blätter, die vom Wind erfasst wurden und die wie Schnee auf mich niederrieselten. Es war noch früh, aber ich hatte nicht mehr schlafen können. Es war etwas zu Ende gegangen. Das konnte man deutlich spüren, so wie sich der Herbst langsam dem Ende neigte, so war es ganz friedlich und still. Ich brauchte keine Angst zu haben, getötet zu werden. Ich brauchte keine Angst zu haben, die Kontrolle zu verlieren. Ich brauchte keine Angst mehr zu haben, jemanden zu verlieren, den ich liebte. Das Meer war ruhiger geworden und nun konnte ich mich ausruhen. Na ja, mal abgesehen von Cole, dessen Anwesenheit mich immer wieder in Aufregung brachte. Aber gleichzeitig war er ein Ruhepol für mich.

Er setzte sich neben mich und ich lächelte ihn an. Seine Augen strahlten, als er eine Hand auf meine legte und sagte: „Komm mit."

„Wohin?", fragte ich verwundert, doch er lächelte nur.

„Überraschung", meinte er verschwörerisch und stand auf. Ich erhob mich ebenfalls, zog meinen Schal vor dem Wind noch etwas enger um meinen Hals und folgte ihm. Er nahm meine Hand und zog mich aus dem Schultor und an der Mauer entlang, bis wir an der Garage ankamen. Es stand nur noch der schwarze Aston Martin darin, der grüne Ford Ranger war fort. Cole hielt mir die Tür auf und ich stieg ein. Er setzte sich auf den Fahrersitz und startete den Motor. Wir fuhren teils durch den Wald und das bunte Laub und teils über graue Straßen oder an kahlen Feldern vorbei. Der Himmel war von grauen Wolken verhangen und die Autos, die uns entgegenkamen, hatten alle Licht an. Bald erkannte ich, wo wir hinfuhren: in die Stadt.

Die Straßen waren noch nicht sehr gefüllt. Hier und da gingen Frauen mit dicken Halstüchern und Schals zum Markt, aber die meisten verkrochen sich in ihren Häusern.

Cole parkte vor einem großen, steril aussehenden Gebäude und stieg aus. Ich tat es ihm gleich und gemeinsam traten wir die große Freitreppe empor. Cole stieß die Tür auf und ließ mich durch. Er grüßte die Empfangsdame am Tresen und wechselte ein paar Worte mit ihr. Sie beschrieb ihm einen Weg und er kam wieder zu mir, nahm meine Hand, lächelte aufmunternd und führte mich durch weitere Türen und weitere Treppen hinauf. Überall roch es nach Chemie und Putzmittel, der Boden war mit Teppich ausgelegt und an den Wänden hingen Bilder von bekannten Künstlern. Schließlich standen wir vor einer letzten Tür, Cole klopfte und wir traten ein. Jace kam uns sofort entgegen und auf Stühlen weiter hinten konnte ich Emma und Linda mit Jace entdecken und sogar Elena war da. Ich fragte mich, was alle hier zu suchen hatten und was sie mit mir vorhatten.

„Da seid ihr ja endlich", meinte Jace und schob uns in Richtung des großen Tisches, der am anderen Ende des Raumes stand. Emma, Elena und Linda lächelten, nur der grauhaarige Mann, der hinter dem Tisch saß, sah etwas ungeduldig aus. „So, jetzt können wir anfangen", sagte Jace und setzte sich. Cole und ich folgten seinem Beispiel.

„Sind das alle?", fragte der grauhaarige Mann und musterte stirnrunzelnd Elena, Emma, Linda, Jace, Cole und mich.

„Ja", bestätigte Jace.

„Na gut, dann fangen wir an", sagte er und legte seine Blätter zurecht. Ich wusste immer noch nicht, womit. Cole nahm meine Hand. „Cole Adams, wollen Sie die hier anwesende Mira Leblanc als Ihre rechtmäßig angetraute Ehefrau nehmen, sie lieben und ehren in guten wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod euch scheidet? So antworten Sie mit Ja, ich will."

Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, als mir klar wurde, was wir hier taten. Das Glücksgefühl war unermesslich, das mich durchflutete, als Cole sagte: „Ja, ich will." Auf einmal klopfte mein Herz so heftig, ja, es klopfte wirklich, als wollte es mir aus der Brust springen und ich war so aufgeregt wie noch nie.

Tränen von BlutWhere stories live. Discover now