Paris, die Stadt der Liebe

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Bildquelle: http://ais.badische-zeitung.de/piece/00/cb/e9/59/13363545.jpg

Es war unglaublich. Ich denke, es war mindestens genauso überwältigend, das Wahrzeichen zu sehen und darunter zu stehen, als letztendlich die Treppe hochzugehen. Wir mussten lange anstehen. Als wir schließlich im ersten Stock ankamen, waren wir schon etwas außer Puste, da es auch so warm war. Ich war froh, nicht den Rucksack tragen zu müssen. Hier gab es kleine Läden mit Souvenirs oder Stärkungen. Es kam mir schon ziemlich hoch vor, als wir uns ans Geländer stellten und unsere Blicke über die Stadt gleiten ließen. Für diesen Ausblick hatte sich alles gelohnt. So weit das Auge reichte konnte man nur Häuser sehen und das Ausmaß, wie groß die Stadt wirklich war, konnte ich erst jetzt ergreifen. Der Himmel war strahlend blau und ein leichter Wind wehte. Ich schloss die Augen und genoss es, auch wenn die anderen Stockwerke die Sonne abgeschirmten.

„Komm, lass uns weitergehen", sagte Cole und holte mich wieder in die Gegenwart zurück.

Ich nickte und wir traten die nächste Etappe an. Zum Glück hatte ich keine Höhenangst.

Die zweite Etage war logischerweise kleiner als die erste. Auch hier führte ein Gitter zusätzlich rund um das Geländer, damit keiner auf die Idee kam, hinunterzuspringen.

„In welchen großen Städten warst du schon?", fragte ich Cole, während ich meinen Blick über die Häuser wandern ließ.

„Die einzige große Stadt, in der ich je war, ist London."

„Cool."

Er nahm meine Hand. „Komm, lass uns noch weiter hoch."

Die nächste Etage gehörte sozusagen noch zum zweiten Stock, denn sie war nur wenige Meter über der Plattform, auf der wir eben gewesen waren. Sie war noch kleiner als die vorige und brauchte keinen Zaun. Das hatte den Vorteil, dass man besser Fotos machen konnte, hätten wir denn einen Fotoapparat dabei gehabt. Es gab allerdings keine weiteren Stufen, man konnte nur mit dem Aufzug in den dritten und damit letzten Stock des Eiffelturms gelangen. Ich meinte, es sei nicht unbedingt notwendig, denn die Aussicht war bereits hier mehr als perfekt, aber Cole bestand vehement darauf, noch die letzte Etappe zu bewältigen. Ich hatte natürlich nichts dagegen. Also fuhren wir noch höher. Jetzt wurde mir doch ein wenig mulmig, als ich die Dächer der Stadt sich so schnell entfernen sah. Doch das Gefühl verschwand wieder und als wir oben aus dem Lift stiegen, war sowieso alles vergessen. Die Aussicht raubte mir schier den Atem, genauso wie das leise Lüftchen, das hier oben wehte. Nie meinte ich, der Sonne näher gewesen zu sein.

Ich ging bis zum Rand der Plattform. Cole trat hinter mich und schlang die Arme um meinen Körper. Ich lehnte mich zurück, meinen Kopf an seine Brust, und genoss den Moment.

„Mira, die fünf Wochen, in denen du schon hier warst und ich noch in der Schule sind die Hölle für mich gewesen", flüsterte er an meinem Ohr. Sein warmer Atem strich über meine Wange. „Nie wieder möchte ich von dir getrennt sein."

„Ich auch nicht von dir, Cole", seufzte ich und schloss die Augen, atmete seinen Geruch ganz tief ein. Hier oben war wohl der einzige Ort, der draußen war und nicht nach Abgasen stank.

„Ich liebe dich", sagte er und griff nach meiner Hand.

„Ich liebe dich auch." Es tat ebenso gut, die Worte zu hören, wie sie auszusprechen.

Plötzlich spürte ich einen Fremdkörper an meiner Hand, genauer gesagt, an meinem Finger. Ich schlug meine Augen auf und schaute auf unsere verschlungenen Hände hinunter. Da war ein wunderschöner Ring an meinem Finger. Er war silbern und ganz detaillierte Muster rankten sich Drumherum. Ein kleiner, im Sonnenlicht funkelnder Diamant krönte das ganze.

Keine Ahnung, ob ich schon begriffen hatte, was das bedeutete, oder nicht, als er sagte: „Heirate mich, Mira."

Mein Herz begann wie wild zu klopfen. Ich schaute zum Horizont, auf den Ring, zum Horizont und wieder zurück auf den Ring. Dann nickte ich langsam.

Cole ließ seine Arme locker und drehte mich um, sodass wir uns nun gegenüber standen. Er legte eine Hand an meine Schläfe, während die andere noch immer die Hand mit dem Ring hielt und sein Daumen über meine Knöchel strich.

„Was?" Seine Stimme klang ganz rau, während er mir tief in die Augen blickte. Wahrscheinlich suchte er in ihnen nach der Antwort.

Meine Mundwinkel wanderten nach oben, als ich noch einmal nickte und flüsterte: „Ja, Cole, mach ich."

Ich sah noch das Lächeln in seinen Augen, bevor er mich küsste. Er brauchte mir nicht zu sagen, was er dachte, denn ich konnte es in seiner starken Umarmung fühlen, dass ihn meine Antwort überglücklich machte. Genau wie mich. Ich hatte zwar noch lange nicht alle Pro und Contras abgewogen, aber ich war mir sicher, dass diese Entscheidung die richtige war, denn sie kam tief aus meinem Herzen. Und an dieser würde keiner mehr etwas ändern können.

Tränen von BlutWhere stories live. Discover now