NimeryTheBlueCat - Schatten der Nacht

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Kommen wir zu einer Ablehnung, die mir wirklich sehr schwergefallen ist: Die Tierfantasyerzählung von NimeryTheBlueCat.

Deswegen sei direkt zu Beginn einmal festgehalten: Ich mochte deine Geschichte im Prinzip und ich finde, sie hat auch durchaus Potential. Es geht um Schattengefährte, den Löwenjungen, der nach einer Möglichkeit sucht, sich endlich zu beweisen (jedenfalls bis zu dem Punkt, zu dem ich gelesen habe). Was mich aber davon abgehalten hat, in die Geschichte tatsächlich hineinzukommen, waren im Endeffekt drei Faktoren.

1. Die Anlehnungen an König der Löwen waren mir zu groß. Das Löwenjunge, das wild und ungestüm ist, aber sich eigentlich nach der Anerkennung durch den Vater sehnt. Die Freundin, die mindestens genauso gut ist wie er. Die Szene, bei der Schattengefährte durch eine herantrampelnde Herde in Gefahr gerät. Das hat mir das Gefühl gegeben, ich hätte das, was ich sehe, schon mehrfach gegeben.

2. Die langen Absätze und Redeblöcke. Ich würde dir ganz stark empfehlen, zumindest zwischen Redewechseln einen Absatz einzufügen. Das hat nicht nur einen optischen Einfluss, sondern Geschichten, die so in Blöcken geschrieben sind, wirken ganz oft (und so habe ich es hier auch empfunden) langatmiger, langsamer und allgemein unangenehmer zu lesen. Der Konzentrationsaufwand, der dadurch gefordert wird, liegt deutlich höher. 

3. Das ist jetzt wahrscheinlich mein wichtigster Punkt: Du lässt mich an den doch sehr entscheidenden Stellen in Schattengefährtes Leben nicht teilhaben. Lass mich da einmal eine Stelle herausgreifen, wo ich es besonders gut zu beschreiben finde, direkt aus dem Prolog:

"Er wurde von einem lodernden Ast getroffen und zu Boden geschleudert. Er hustete, Funken wirbelten um ihn herum, so wie eine Vielzahl an qualmenden Aschekörnchen. [...] Feuer! Dachte das Junge erschrocken das muss Feuer sein!"

Während der Schreibstil an sich wirklich nicht schlecht ist (!), nimmst du hier viel Tempo heraus, das du bräuchtest, um wirklich in die Geschichte hineinzuziehen. Das liegt einerseits an dem Passivsatz, dann an den mangelnden Sinneseindrücken des Jungen (beispielsweise: Wo tut es ihm weh?) und dann an den teilweise unnötig erklärenden Wörtern, insbesondere das "dachte das Junge erschrocken". Dass du die Gedanken kursiv setzt, ist eindeutig und eine kluge Entscheidung, dann benötigst du aber das "dachte" nicht. Und das "erschrocken" auch nicht, so in ein Adverb gepackt nimmst du dem Wort die Wirkung und außerdem würde es mich mehr interessieren, wie dieses Erschrecken aussieht. Sind seine Augen aufgerissen, weicht es zurück, erstarrt es? All solche Sachen. Das macht einen Stil anschaulicher und damit für den Leser fesselnder, was Punkte waren, die mir in deiner Erzählung leider zu oft gefehlt haben.

Aber, und das ist mir ganz wichtig, dass das richtig rüberkommt: Ich sehe definitiv, dass du auf einem guten Weg bist. Es gibt nämlich auch andere Stellen, bei denen das richtig gut funktioniert, beispielsweise, als das Junge weiter unten im Prolog trauert. Die Emotionen hast du toll und lebendig eingefangen. Schau dir die Stelle noch einmal an und vergleiche, was du auf Handlungen übertragen kannst.

So, ich denke, das war es von meiner Seite. Wenn du noch Fragen zu etwas hast oder dich sonst austauschen willst, stehen dir und allen anderen die Kommentare hier oder meine PN jederzeit offen.

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