Juliana: "Die Traumreiter" von LateeshaHalmen

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Heute habe ich eine Einladung auszusprechen: In die träumerisch-poetische Welt von LateeshaHalmen.

Wer "Momo", "Peter Pan", "Die unendliche Geschichte" oder "Der versteckte Garten" liebt, der wird auch diese Geschichte lieben und ich zähle mich zu dieser Gruppe. Bevor wir also zum Eingemachten kommen, sei das einmal zu Beginn festgehalten: Ich kann diese Geschichte nur empfehlen, denjenigen, die sich gerne davonträumen. 

Gehen wir ein wenig mehr ins Detail. 

Kinder als Hauptfiguren und Zielgruppe

Einmal für alle "Außenstehenden": LateeshaHalmen schreibt nach eigener Aussage ein Kinderbuch, das aber durchaus auch unter Erwachsenen noch seine Leser finden kann. Die Hauptfiguren sind die Geschwister Charlie, Momo und Pan, die sich im Land der Nacht auf die Suche nach ihrer verstorbenen Mutter machen. 

Es ist nicht leicht, Kinder zu Hauptfiguren zu machen. Häufig fallen sie in ein Klischee davon, entweder sehr weise oder einfach nur dauerhaft niedlich zu sein. Keines von beiden passiert dir hier, du schaffst es, deine Hauptfiguren sehr glaubhaft darzustellen. Die Handlungen von Erwachsenen werden durch die Kinderaugen präsentiert und es bleibt dem Leser selbst überlassen, daraus die Schlüsse zu ziehen, was in der Welt der Erwachsenen vor sich geht. Die geringen Einbußen, die stellenweise einfach daraus resultieren, dass eine vernünftige Konversation (mit Vierjährigen sicher nicht immer möglich) nötig ist, um die Handlung voranzutreiben oder den Charakter der Kinder zu zeigen, finde ich absolut verzeihlich. Ganz ohne geht es nun einmal nicht. Und auch, dass die zehnjährige Charlie schnell die Rolle der Erwachsenen schlüpft, um ihre Geschwister zu schützen, ist sehr schön dargestellt. 

An der Stelle muss ich einmal hervorheben, wie schön und unauffällig du die Geschichte des Vaters einfließen lässt, der um seine Frau trauert und trotzdem für seine Kinder da sein möchte. Am rührendsten fand ich persönlich die Stelle, wo eines der Kinder bemerkt, dass sie früher alle gerne Nudeln mit Tomatensoße gegessen haben, es das aber mittlerweile mehrfach in der Woche gibt. Das hebt so herrlich hervor, wie traurig und zerbrechlich die Situation in der kleinen Familie ist, ohne den Leser jeweils ungeschickt direkt mit der Nase darauf zu stoßen. 

Ein paar Worte hätte ich aber dazu zu sagen, dass du auch Kinder als deine Zielgruppe nennst. An sich finde ich das absolut glaubwürdig, die Geschichte und die Figuren funktionieren definitiv auf diesem Level. Aber: Ich würde dir raten, am Anfang deiner Erzählung noch einmal ein wenig Zeit zu investieren und die Kinder optisch einprägsamer zu machen und charakterlich stärker voneinander abzugrenzen, um die Unterscheidung leichter zu machen. Ich persönlich hatte keine allzu großen Probleme, aber die drei Geschwister waren nicht ganz eindeutig differenziert und ich glaube, gerade junge Leser dürften in dieser Hinsicht Probleme haben. In Kinderbüchern haben Figuren ganz häufig ein entscheidendes optisches Attribut (Momos wilde Haare, die nackten Füße, der Flickenmantel/Harry Potter die Blitznarbe, die unordentlichen schwarzen Haare, die Brille/Pippi Langstrumpf die roten seitlich abstehenden Zöpfe, die Kniestrümpfe), das die Identifizierung leichter macht und den Wiedererkennungswert erhöht. Das könnte sich bei deinen drei Geschwistern ebenfalls lohnen. Nicht, dass es extrem sein muss, aber etwas fällt dir bestimmt ein. 

Gleiches gilt für den Charakter - dass du dort klare Vorstellungen hast, wird später hinreichend deutlich, aber gerade für jüngere Leser würde es sich meiner Meinung nach lohnen, das noch früher eindeutig zu betonen. 

Dann finde ich, dass du teilweise recht komplexe Konzepte verwendest, zum Beispiel den Lebenskreislauf der Sternenkinder. Während ich überhaupt nicht der Meinung bin, dass Themen wie dieses in Kinderbüchern keinen Platz haben, könntest du dir insbesondere an der Stelle überlegen, ob du es vielleicht etwas anders erklären kannst als in einem einmal erzählten Monolog. Du bringst später in deiner Erzählung wunderschön noch Auswirkungen dieses Lebenszyklus' ein und ich glaube, du könntest das noch sinnvoller verbinden, wenn die betreffenden Ereignisse mit der Erklärung direkter im Zusammenhang stehen. Gerade für jüngere Leser. 

BewertungsbuchWhere stories live. Discover now