Dylan: "Seelentier" von The_queen_of_lions

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Heute nehme ich euch mit in den tiefen Dschungel der Seelentiere von The_queen_of_lions.

Zuerst einmal möchte ich alle Beschwerden hier am Anfang abwehren. Es ist nicht meine Schuld, dass das Ganze hier so kurz ausfällt (*sagte ich, während ich noch gar nichts geschrieben habe und nicht weiß, wie lang das hier wird*), die Geschichte ist erst fünf Kapitel lang. Don't judge me.

Schauen wir uns erst einmal an, worum es geht. Wir befinden uns im Stamm der Yurakok, wo jeder Mensch ein Seelentier bekommt, wenn er bereit dazu ist. Dann kann sich derjenige den Kriegern des Stammes anschließen, mit allen Rechten und Pflichten, die dazu gehören. Wie cool ist das? Ich will auch ein Seelentier.

Unschwer zu erkennen also: Das Konzept gefällt mir sehr, ich glaube, das ist deutlich geworden. Inwiefern es so etwas schon gibt ... habe ich keine Ahnung. Wahrscheinlich, aber mir ist es noch nicht untergekommen, also hundert Gummipunkte für Originalität!

In diesem Kontext lernen wir dann Soraya und Levin kennen, Zwillinge, die nicht gegensätzlicher sein könnten. Soraya ist beliebt, Levin nicht so sehr. Also eigentlich gar nicht. Und genau da würde ich jetzt genüsslich den Finger in die Wunde legen. Ich verstehe bisher nicht, warum das so ist. Bisher haben sie sich beide ganz normal verhalten, ich sehe nicht, warum einer beliebter sein sollte als der andere. Natürlich, natürlich, man kann mir hier zurecht vorwerfen, dass das nach fünf Kapiteln eine ziemlich heftige Forderung ist. Aber in den Ansätzen würde ich es schon gerne sehen. Insbesondere, weil es die Leben der beiden ja schon ziemlich entscheidend prägt. Damit meine ich nicht, dass beispielsweise die Abneigung gegen Levin gerechtfertigt sein muss, aber ich würde gerne deutlicher gezeigt bekommen, woher sie kommt, wenigstens in Andeutungen.

Wisst ihr eigentlich, wer definitiv eine zu hohe Meinung von sich hat? Kijana. Sie ist die erste der Altersgruppe von Soraya und Levin, die schon ein Seelentier hat. Und Himmel, sie bildet sich etwas darauf ein. Wird mir zumindest gesagt. Sehen tue ich davon recht wenig. Auch hier wieder: Ich mag die Idee. Sehr sogar, du zeigst damit schön, was es bedeutet, sein Seelentier erkannt zu haben. Aber du zeigst es mir mit Kijana wenig eindeutig. Als Leser muss ich mich größtenteils (das aktuell letzte Kapitel bildet da ein bisschen die Ausnahme) darauf verlassen, dass sie arrogant und selbstverliebt geworden ist. Dazu habe ich eigentlich nur eine Sache zu sagen: Shoooooow meee!

Ganz getreu dem ewigen Slogan "Show don't tell", den ich mir irgendwann auf die Stirn tätowieren werde, ist eine Geschichte generell effektiver, wenn du etwas zeigst, bevor du darüber redest. Oder im Idealfall anstatt dass du darüber redest, aber dass das nicht immer machbar ist, ist mir natürlich auch vollkommen klar. An manchen Punkten könntest du es aber in deiner Geschichte noch ein wenig ausbauen, auch wenn es dir stellenweise schon gut gelingt. Loben kann ich da vor allem Sorayas Charakterisierung, da war wenig "sie war immer freundlich" (Beispiel von mir) dabei, sondern du hast mir ihre Charakterzüge weitestgehend in ihren Handlungen gezeigt. Nur noch ein bisschen mehr davon!

Damit kann ich den Charakterpart auch schon abschließen. Mir gefallen die Konzepte, die ich durchschimmern sehen kann (It's shinyyyy *Disney-Referenz anyone?*), du könntest nur noch einmal den schreibtechnischen Schleifstein in die Hand nehmen und sie etwas klarer herausarbeiten, und das nicht nur direkt, sondern auch in ihren indirekten Handlungen.

Einmal abrupter Themenwechsel. Dein Schreibstil gefällt mir eigentlich schon ziemlich gut. Man kann der Handlung gut folgen, dein Erzähltempo ist angemessen und beinhaltet keine plötzlichen Sprünge. Du musst nur noch ein bisschen aufpassen, manchmal rutschst du ins Umgangssprachliche ab, so zum Beispiel:

"Sie wusste, dass er eh alles abstreiten würde."

oder

"Soraya und Malissa mussten sich nicht absprechen, weil sie eh zusammen machen würden."

Das sind Einzelfälle, gar keine Frage, aber insbesondere dieses "eh" ... mach das weg. Wirklich. Sonst habe ich aber keine weiteren Anmerkungen zum Erzählstil, da passt soweit alles.

Über eine letzte Sache will ich aber noch reden: Die Atmosphäre. Das Ganze spielt im Dschungel, was ich erst einmal ein cooles Setting finde. Nur kaufe ich dir den Dschungel aktuell nicht ab. Das liegt daran, dass du ihm nicht den Raum in deinen Beschreibungen gibst, die es bräuchte, um ihn vor den Augen entstehen zu lassen. Ja, das ist ein bisschen gemein, aber wenn du ein "exotisches" (aus meiner beschränkten mitteleuropäischen Sicht) Setting wählst, muss das ganz besonders ausgearbeitet sein. Außer "Sie liefen durch den Wald" (wieder ein sinngemäßes Beispiel) gibst du mir nicht viel, mit dem meine Fantasie arbeiten kann.

Überlege dir noch einmal ganz konkret oder recherchiere, wie die Lebenswelt deiner Charaktere aussieht. Welche Geräusche umgeben sie Tag und Nacht? Wie viel Sonnenlicht fällt auf ihre Heimat? Wie sehen die Bäume, Blätter, Pflanzen aus, von denen sie umgeben sind? Wie nehmen sie Einfluss auf das Leben deiner Hauptfiguren? Bisher denke ich nämlich offen gesagt nur an "Wald" und "Fluss", wenn ich versuche, mir die Umgebung deiner Geschichte vorzustellen. Das reicht nicht, es ist der Dschungel. Da tut sich definitiv mehr.

Jetzt sind wir (also ich mit dem Schreiben, du und ihr mit dem Lesen) tatsächlich schon durch. Lass es mich noch einmal zusammenfassen. Ich finde, deine Grundlagen sind alle da, und sie funktionieren alle und ich hatte definitiv Spaß am Lesen, was die meisten wohl als Hauptsache ansehen würden. Was deiner Geschichte aktuell noch ein wenig fehlt, ist der Glitzer, der kleine Lebenshauch. Das gilt sowohl für die Charaktere als auch für die Welt, in der sie leben. Aber auch hier muss ich noch einmal betonen: Aller Glitzer bringt nichts, wenn sich darunter ... *versucht, sich ein nicht ganz so unappetitliches Beispiel zu überlegen* ... *versagt* ... ein Hundehaufen verbirgt. Das ist bei dir nicht der Fall. Bei dir ist das Fundament gut gelegt, nur noch ein bisschen Feenstaub fehlt.

BewertungsbuchNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ