Dylan: "Heartbattle" von AnyDii

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Hallooooooo! Heute geht es um Herzschmerz und leckeres Gebäck. Vor allem letzter Punkt ist in der Geschichte von AnyDii von essenzieller Bedeutung, passend zur Vorweihnachtszeit, versteht sich (hat sie die Geschichte an Weihnachetn geschrieben? Wir werden es niemals wissen.) Aber bevor es losgeht, muss ich erst einmal ein Lob loswerden: AnyDiis Geschichte ist nämlich auf der Shortlist für die Wattys gelandet! Einmal Fanfare und Konfettiregen bitte!

Pause.

Pause.

Erwähnte ich, dass ich langsam bin? Ich habe diese Zeilen vor ... einer Weile geschrieben. Dammit. Aber das führt jetzt nur dazu, dass wir mehr zu feiern haben! Mittlerweile feiern wir nämlich nicht nur einen Shortlist-Platz, sondern sogar einen Wattys-Gewinn! Wirklich von ganzem Herzen herzlichen Glückwunsch AnyDii, das ist großartig, ich hoffe, du hast dich schon schön in deinen Lorbeeren gesuhlt (Ist das eine Redensart? Jetzt ist sie es).

Gut gut, springen wir also ins kalte Wasser (oder in den Kuchenteig, je nach Präferenz. Buttercreme wäre wahrscheinlich auch im Angebot ... ich schweife ab). Die Geschichte dreht sich um Hunter und Haylee, ein ehemaliges Traumpärchen, bis er sie sitzenlässt, um sich der Armee anzuschließen. Die Handlung setzt ein, nachdem er aus dem Dienst zurückkehrt und die beiden wieder aufeinandertreffen, während abwechselnd zu den Kapiteln in der Gegenwart erzählt wird, wie ihre gemeinsame Vergangenheit aussah.

Reden wir jetzt über Kuchen? Wir reden jetzt über Kuchen. Haylee hat nämlich ihren Traum verwirklicht und in Hunters Abwesenheit ein Café eröffnet. Ich habe bei den Beschreibungen regelmäßg Hunger auf Süßes bekommen. Hach. Warum ich ich daran aufhänge, von dem offensichtlichen Grund (KUCHEN!) abgesehen? Weil es Teil der sehr gelungenen Charakterisierung von Haylee ist.

Du hast es ausgezeichnet geschafft, ein dreidimensionales Bild von ihr als Person zu zeichnen. Dabei ergänzen sich die Rückblenden ihrer eifrigen Studentenvergangenheit mit ihr als eigentlich glücklicher Café-Besitzerin. Haylee hat Ambitionen, sie weiß, was sie will und wie sie das erreichen kann. Dem kommt es auch zugute, dass sie trotz des ganzen Chaos um Hunter noch zu einem Backwettbewerb (wenn ich das einmal abwertend so nennen darf) fährt und regelmäßig reflektiert, dass es ihr doch eigentlich gar nicht so schlecht ging.

Wäre da nicht Hunter. Der aus bis zu dem Punkt, an den ich gelesen habe, aus immer noch völlig ungeklärten Gründen abgehauen ist und jetzt unter den Konsequenzen des Militärdienstes zu kämpfen hat. Das geht bis dahin (SPOILER), dass er Haylee instinktiv angreift, als sie ihn einmal nachts erschreckt (SPOILER ENDE), auch wenn er nebenher schon wieder in einer Autowerkstatt arbeitet, also zu seinem Alltag zurückkehrt.

Und auch hier möchte ich es noch einmal hervorheben: Deine Figuren funktionieren, weil sie eben auch außerhalb ihrer Liebesbeziehung ein Leben haben. Sie leben nicht nur für den jeweils anderen, eine Falle, in die viele Anfängerautoren gerne mal tappen (steinigt mich bitte nicht!), und das macht sie authentisch.

Gleiches ist dann auch die Basis für die Liebesbeziehung der beiden, du schaffst es nämlich noch, die erwähnte Charakterisierung weiterzuentwickeln. Es ist nicht nur körperliche Anziehung(TM) zwischen den beiden, die sie zu einem guten Paar macht, sondern auch, dass sie sich gegenseitig gut tun, so bringt Hunter Haylee beispielsweise bei, ihr Leben nicht ausschließlich auf ihre Bücher und das Lernen auszurichten. Aber sie macht keine Kehrtwende, sie schließt ihr Studium immer noch mit guten Noten ab, doch sie ist glücklicher, weil sie gelernt hat, auch einmal loszulassen. Ich lehne mich an der Stelle einfach einmal weit aus dem Fenster und behaupte, dass genau das etwas ist, dass eine gute Beziehung ausmacht, auch in der Realität. Wenn es eben nicht nur die körperliche Anziehung und der gute ... naja, halten wir das Bewertungsbuch frei von Erwachseneninhalt.

Von daher geht an dieser Stelle ein großes Lob an dich, du hast das geschafft, was ich bisher noch an kaum einer Liebesgeschichte (mit einer Ausnahme) in diesem Buch lobend hervorheben konnte: Eine authentische, glückliche, gesunde Beziehung zu schreiben, wo auch eine suggeriert wird. Yay!

Hier gibt es jetzt für mich nur eine kleine Einschränkung: Die Flashbacks. Hä, kann man jetzt zurecht fragen, habe ich nicht eben noch gelobt, wie gut dargestellt die Beziehung der beiden in der Vergangenheit ist, insbesondere im Kontrast zu der Gegenwart, wo sie damit beschäftigt sind, wieder zueinander zu finden? Ja, habe ich, und dabei bleibe ich auch.

Aber wenn ich zu viele Plätzchen (oder KUCHEN!) esse, so gerne ich sie mag, wird mir trotzdem schlecht.

Schlecht geworden ist mir jetzt nicht, das wäre zu hart geurteilt. Aber mir waren die Flashbacks wirklich zu viele. Ich wäre an der Stelle gerne etwas vorsichtig, weil es natürlich möglich ist, dass du meisterhaft an jedem Punkt einen Hinweis darauf untergebracht hast, warum Hunter schließlich geht, aber den Eindruck hat es bei mir nicht gemacht.

Stattdessen kam es bei mir irgendwann als ein "Übrigens, sie sind ein glückliches Pärchen. Sie sind immer noch ein glückliches Pärchen. Habe ich erwähnt, dass die beiden ein glückliches Pärchen sind?" an. Es gibt schlimmere Sachen, die einen stören können, aber irgendwann habe ich mir einfach gewünscht, es würde etwas schneller vorangehen. 

Aber ja, es ist eine Gratwanderung - hättest du an der Stelle gekürzt, hätte ich mich vielleicht beschwert, dass die Vergangenheit nicht ausgefeilt genug ist. *seufz*

Alles in allem schaffst du es in einem sehr gelungenen Spannungsbogen aber, genau die richtigen Fragen aufzuwerfen, die es braucht, um eine Geschichte der Art, wie du sie ausgewählt hast, zu erzählen: Was zur Hölle ist passiert, damit Hunter gegangen ist? Wann und wie werden Haylee und er es schaffen, wieder zueinander zu finden? Gerade bei letzterem Punkt arbeitest du sehr gekonnt heraus, wie sehr sie eigentlich immer noch zueinander passen, während du gleichzeitig betonst, warum Haylee sich so dagegen wehrt. Oder warum auch Hunter möglicherweise noch seine Vorbehalte hat. Das machst du alles gut, ganz ganz ehrlich!

Um hier mit einer persönlichen Anmerkung abzuschließen: Trotz all meinem Lob werde ich selbst die Geschichte wahrscheinlich nicht fertig lesen. Und weißt du, was mich an dem Ganzen am meisten ärgert? Ich kann keinen rationalen Grund dafür nennen, von der Flashback-Sache einmal abgesehen! Was ist falsch mit mir. Für mich hat das emotionale Investment dann doch irgendwie nicht ganz gereicht und ich kann. Nicht. Sagen. Wieso. Glaub mir, ich habe gegrübelt, weil ich es hier ansprechen wollte - Ehrlichkeit siegt und so. Wahrscheinlich ist eine Romanze deswegen immer noch eines der schwierigsten Genres, wenn du es gut machen willst - weil du technisch alles richtig machen kannst, aber der Funke manchmal trotzdem nicht überspringt.

Deswegen hier die Aufforderung an alle, die auch nur irgendetwas mit dem Genre anfangen können: Schaut unbedingt bei "Heartbattle" vorbei. Es lohnt sich, es gibt ausgezeichnet umrissene Charaktere, eine Beziehung, die glaubhaft funktioniert und Präsens-Szenen, die Herzschmerz provozieren und euch dann doch irgendwie wünschen lassen, dass sie es bitte einfach noch einmal miteinander probieren.

Und falls wir uns vorher nicht mehr hören - ich wünsche allen wundervolle Feiertage, mit ganz viel Glitzer und Plätzchen so gut wie in Haylees Bäckerei.

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