18. Kapitel

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»Das hast du dich nicht gewagt, du dreckiger Bastard!«, schrie Gin und schubste ihn zurück.

Ich hörte, wie Jonathan mit voller Wucht gegen die Holzwand stieß und aufschrie.

»Du Verdammter ... du hast nicht das Recht, sie so anzufassen!«

Ich sah aus trüben Augen auf, spürte Gins Hände um meinen Körper, während ihre Augen riesengroß und tödlich wirkten. Wie eine Schlange kurz vor ihrem Angriff.

»Wenn du irgendetwas damit zu tun hast, dann ...«

»Sie glüht!" Ich erkannte Amanda, die mir eine Hand auf die Wange gelegt hatte. »Wahrscheinlich hat sie sich erkältet draußen im Regen.«

Meine Beine zitterten und mein Kopf schmerzte unangenehm.

»Das kann doch nicht ...« Gin verkniff sich eine unnötige Bemerkung und biss sich auf die Lippe. Etwas hilflos schaute sie durch die Gegend. »Legen wir sie auf die Karre«, meinte sie, ihr Blick immer noch haftend auf meinem Retter, der mich vor einem Sturz bewahrt hatte.

Es war so schön in seinen Armen gewesen.

»Mary, kommst du mal?«, rief Amanda sie zur Hilfe.

Ich spürte, wie mich meine Schwestern an meinen Armen packten und mich zusammen zur Karre führten.

Es war ein seltsames Erlebnis von ihnen aufgelesen zu werden, wo ich immer nur am Boden gelegen hatte, ohne auch nur einen kleinen Finger gereicht zu bekommen.

»Gut gemacht. Du machst einen auf krank und wir müssen gehen«, flüsterte Mary gerissen, als sie mich in die Karre hievten.

»Was?«, fragte ich und kämpfte gegen die Hitze an, die meinen Körper allmählich zu übernehmen schien.

Mary zog die Brauen zusammen. „ Das ist gar nicht gespielt?«

Amanda schaute irritiert zu Mary, ehe ihr Blick wieder zu mir schweifte. »Sie glüht«, machte sie ihr klar.

Mary fühlte mit einem Finger meine Stirn und zog ihn hastig wieder zurück. »War ja klar", lachte sie abwertend und zog sich zurück. »Wir kommen hier wohl nie wieder weg.«

Amanda deckte mich trotz der Hitze mit meinem Mantel zu und entfernte sich von mir. Gin hatte genau neben ihnen gestanden. Das sah ich aber erst jetzt. Mit trägen Augen blickte ich sie an. Sie betrachtete mich ohne etwas zu sagen, ehe sie der Gruppe einen weiteren Befehl erteilte, endlich weiterzugehen, während ihr Blick jedoch auf mir haften blieb. Das stetige Ruckeln unter mir hatte ich längst gespürt, nur immer wieder dagegen angekämpft, es nicht über meinen Schlaf bestimmen zu lassen.

Doch schließlich gewann es.

Mein Körper schaukelte hin und her, auf und ab, als ich mit einem Mal erwachte.

Meine Augen versuchten sich an die plötzliche Helligkeit zu gewöhnen. Ich war tatsächlich eingeschlafen und fühlte mich noch ein wenig schrecklicher als zuvor. Mein Hals brannte höllisch, genauso wie meine komplette Haut, die sich anfühlte, als würde sie in Flammen stehen.

»Alles in Ordnung?« Gin schaute über den Rand des Wagens zu mir herunter.

Ich konnte ihre bernsteinfarbenen Augen sehen und erkannte, dass sie dunkler wirkten als sonst. Die Umgebung und auch ihr Antlitz glichen nicht länger einem Aquarellgemälde, sondern waren scharf und klar.

Gin zog die Stirn kraus. »Ihr seht furchtbarer als unser Dorf nach dem Angriff der Moorinter aus.« Sie lief um die Karre herum. »Naja, vielleicht nicht ganz so schlimm.« Sie stellte sich breitbeinig vor mich hin und packte mich bei meiner Taille. »Stützt Euch auf mich.«

Kerrinia - Anuras AufstiegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt