24. Kapitel

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Als ich aufsah, erkannte ich, wie die roten züngelnden Flammen in Masons Augen tanzten.

»Obwohl wir schon so viel über das Land gehört haben, verstehe ich trotzdem immer noch Bahnhof. Es ist alles so Komplex. Es gibt Zaubersprüche, die Vertrauensregeln, seltsame Wesen, von welchen wir nur die Namen, aber nicht ihr Aussehen kennen, eine Legende, die vielleicht nur eine Legende ist ... wieso werde ich immer nur verwirrter und nicht schlauer?«

Mason sah mich über das Feuer hinweg an.

»Weil ihr nicht hier aufgewachsen seid«, erklärte er und es klang wieder einmal völlig simpel. »Es würde Jahre dauern, bis ihr euch mit der Lebensart- und weise auskennen würdet. Ihr seid gerade erst mal fünf Tage hier. Das ist nichts." Ich nickte. »Wir würden uns genauso verloren in eurer Welt fühlen. Nur als Schmetterlinge haben wir eine konkrete Orientierung.«

»Aber es geht bei dieser Reise um unser Leben«, mischte sich Amanda nun wieder ein. »Ich finde, da sollte man besser aufgeklärt sein.«

»Alles wird zu seiner Zeit passieren und es wird sich ergeben.«

»Das ist doch immer so«, flüsterte ich und starrte in die Flammen.

Als für längere Zeit keiner mehr sprach, stand ich auf. »Ich bringe ihm das mal eben.«

Die Soldaten nickten mir freundlich entgegen, während auf Amandas Lippen ein leichtes Lächeln trat und Mary nachdenklich ins Feuer schaute.

»Er wird sicher bald wach sein«, sprach Elija mir gut zu.

»Bestimmt«, lächelte ich und lief auf das krumme Zelt zu. Ich duckte mich und ging hinein.

Er schlief noch immer, weshalb ich den Teller leise neben ihm abstellte.

Ich beugte mich etwas über ihn, um zu schauen, ob er überhaupt noch atmete.

Zu meiner Beruhigung sah ich, wie sich sein Brustkorb anständig hob und wieder senkte. Etwas weiter oben erkannte ich nun jedoch das Ausmaß der vielen Schläge.

Sein ganzes Gesicht war geschwollen, blau, rot, lila, grün ... ein Gemisch aus bunten, zerstörerischen Farben, die es vergnügt zierten.

Meine Wut stieg bis ins Unendliche. Ich wollte schreien, es irgendwie herauslassen. Dabei sollte ich ihn aber auch retten, endlich wegschaffen von denen, die ihn umbringen würden. Doch ich musste mich zum gefühlt tausendsten Mal fragen, wie ich es verdammt nochmal anstellen wollte.

Ihre Macht, die sie besaßen, konnte mich kleinen Menschen nur mit einem Wimpernschlag vernichten. Jonathan war ein Sklave und es war das Gesetz des Königs, dass er auch einer blieb. Wie sollten wir von hier entkommen, wenn wir die Mission nicht beendet hatten? Niemand entkam Kerrinia, ehe er seine Aufgabe nicht zu Ende geführt hatte ...

Meine Hände fuhren in mein Haar und drückten meinen Kopf auf den Boden. Mein Körper schaukelte hin und her, in der Hoffnung auf Erlösung.

Da hob ich mit einem Mal den Blick und sah zum Ausgang.

Mit großen Schritten platzte ich wieder in die Runde draußen und blieb vollkommen geladen vor meinen Schwestern und den Soldaten stehen.

»Ihr habt mich hergeholt, also könnt ihr mich auch wieder nach Hause bringen. Ich will zurück! Sofort!«

Mary und Amanda sahen entsetzt zu mir hinauf, da sie so einen Auftritt von mir nicht gewohnt waren. Auch die Soldaten musterten mich, als hätte ich gerade eben meinen Verstand verloren, dabei meinte ich es todernst.

»Das können wir nicht, Miss. So leid es uns tut.«

»Zur Hölle damit!«, rief ich. »Das könnt ihr sehr wohl und sagt mir jetzt nicht, dass ich erst die Mission beenden muss!«

Kerrinia - Anuras AufstiegWhere stories live. Discover now