Epilog

5 2 0
                                    

Sie weinte so sehr, dass ihr die Luft zum Atmen fehlte. Ihre Brust hob und senkte sich zu schnell, als die Tränen ihre Kehle erstickten. Alles in ihr hatte sich verkrampft.

Als der Schmerz zu groß wurde, schlug sie die Hände vor ihr Gesicht und legte den Kopf in den Nacken.

Es hätte nicht passieren dürfen. All das, was geschehen war, hätte nicht passieren dürfen! Nur, weil ihr innerlicher Zwang sie dazu brachte. Weil sie geplagt war von allem, was es geben konnte.

Laut knurrend schob sie sich die Finger durch ihr Gesicht, bis sie an ihrem Kinn und Hals hinabwanderten. Wie eine Bestie schaute sie in den gegenüberliegenden Spiegel der Kommode, an welcher sie einsam und verlassen saß.

Am liebsten hätte sie ihre Fäuste hineingeschlagen, um den Schmerz auf ihren Handknöcheln zu spüren und wie sich das warme Blut an ihren Gelenken entlangschlängelte, aber etwas anderes beschlagnahmte ihre Aufmerksamkeit.

Sie wusste, dass sie es tun musste. Sie hatten ihr schon einen Teil davon genommen. Weshalb es nicht zu Ende bringen, was angefangen war?

Sie nahm den Dolch in ihre Hand und schnitt mit schnellen Bewegungen die Reste ihres Haares weg. Sie benutzte ihn wie einen Rasierer und strich mit schnellen, jedoch bedachten Zügen über ihren Kopf, der nach und nach immer kahler wurde und schließlich in einer Glatze endete.

Als sie sich ansah, knallte sie den Dolch auf den Tisch und weinte wieder. Mit voller Wucht schlug sie mit dem Gesicht auf und starrte ihre Hand an, unter welcher der Dolch noch immer lag. Sie presste die Innenfläche gegen das scharfe Metall und spürte, wie sich die Klinge in ihre Haut bohrte. Ihre Lider begannen zu flattern.

Ein Gefühl der Genugtuung breitete sich in ihrem ganzen Körper aus, aber es reichte nicht. Sie wusste, dass es einfach nicht reichte!

Sie schrie einmal auf und packte den Dolch nun beherzt zu.

»Ich werde dich finden. Und wenn es das Letzte ist, was ich tue!«

Kerrinia - Anuras AufstiegWhere stories live. Discover now