25. Kapitel

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Der erdige Weg knirschte unter meinen zerfetzten Lederschuhen, als wir zurückliefen. Es war sehr kalt geworden. Beinahe winterlich. Aber ich fror nicht, bemerkte nur, wie der kühle Atem sich in meinen Lungen festsetzte.

Ich erhaschte meine Schwestern. Sie kamen bereits auf uns zugelaufen und wirkten gestresst. Mary verschnellerte ihren Gang und überholte Amanda so mit Leichtigkeit.

»Entschuldigt mich einen Moment«, gab Mason mir Bescheid und lief zu Elija, der an den Zelten auf ihn wartete.

»Was ist jetzt?«, fragte Mary, ohne abzuwarten, bis sie bei mir angekommen war.

Ich sah Mason noch einen Augenblick hinterher, als Mary in mein Sichtfeld trat. »Kommen wir von hier fort?«

»Ihr Plan klingt gut«, erwiderte ich nickend.

»Ich möchte ihn hören.«

»Da musst du schon Elija und Mason fragen. Es ist ihr Plan. Sie sollen ihn euch erklären.«

»Und was ist mit ... Jonathan?« Amanda gesellte sich zu uns und machte ein seltsames Gesicht als sie seinen Namen aussprach.

»Sag es lieber sofort, Amelie. Sonst werde ich direkt zu ihm gehen und ihm von deinen Gefühlen für ihn erzählen. Ich kann es tun, kein Problem«, drohte mir Mary und begann bereits sich in Bewegung zu setzen.

Ich hielt sie davon ab, indem ich sagte: »Das brauchst du nicht ... ich sage es ihm.«

»Wirklich?«

»Ja, ich werde es ihm sagen. Und wir werden ohne ihn weiterziehen. Jetzt gleich.«

»Lügst du?" Prüfend musterte sie mich.

»Nein", beteuerte ich und drehte mich um. »Ich mache es sofort.«

»Gut. Dann beeil dich, wir haben echt keine Zeit. Wir holen dich gleich wieder ab, nachdem wir mit Mason und Elija gesprochen haben.«

»Okay.« Ich lächelte. »Bis gleich.«

Sie nickten mir zu und bahnten sich einen Weg zu den beiden Soldaten. Als ich alleine war, wischte ich mir hastig die letzten Tränenspuren von den Wangen, ehe ich auf Jonathans und mein Zelt zulief und schließlich hineinkletterte.

»Amelie ...«

Es schien als hätte er sich gar nicht bewegt. Dabei hatte ich die kurze, flüchtige Berührung seiner Finger an meinem Oberarm nicht vergessen. Auch nicht, wie sehr er versucht hatte seinen Atem zu kontrollieren, als er sich zurückgelehnt hatte. Ich hatte keine Ahnung was das alles zu bedeuten hatte, aber es war mir gleichgültig. Das musste es sein. Ich musste einen Schlussstrich unter unsere kleine, tragische Geschichte ziehen, bevor es so enden würde, wie ich es nie wollte.

»Was ist los?« Seine Stimme brach mir erneut mein Herz.

Es lag bereits in Splittern in mir, bereit dazu, von einem tobenden Sturm davon geweht zu werden.

»Du hast geweint.« Er klang bestürzt.

»Nein, habe ich nicht«, log ich, wobei es so offensichtlich war.

»Du hast geweint. Deine Augen sind noch ganz rot.«

»Wir haben keine Zeit«, schluchzte ich und robbte auf meinen Knien zu ihm.

»Was tust du da?«

»Mich von dir verabschieden.«

Seine Augen rissen sich monströs auf. »Was?«

»Unsere Wege trennen sich hier, Jonathan.«

Meine Hand zitterte leicht, doch ich schaffte es, sie zu heben und auf seiner Wange zu platzieren. Auch wenn ich darauf gehofft hatte, dass er die Augen schloss und diese Berührung einfach nur genoss, starrte er mich weiterhin fassungslos an.

Kerrinia - Anuras AufstiegWhere stories live. Discover now