Kapitel 26 - Anita

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Luca und Alex waren an diesem Nachmittag mit der Straßenbahn zu Tante Anita unterwegs. Ihre Agentur hatte eine Haltestelle ganz in der Nähe und so bot sich ein kleiner Spaziergang und die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln an, denn ohne wirklichen Notfall Felix Autoschlüssel erneut auszuborgen, fanden die beiden nicht angebracht.
Der Weg dorthin dauerte auch nicht länger als 15 bis 20 Minuten, inklusive Wartezeit an der Haltestelle.

Die beiden Besucher betraten, wenig später, das zwar geräumige, dennoch unscheinbare Agenturgebäude, das von weitem ein wenig wie ein zweistöckiger, quadratischer Betonklotz mit Glasfront wirkte, durch die man das Treppenhaus und die Flure erkennen konnte.

Bei näherem Hinsehen war festzustellen, dass sich der Architek das Wort "Transparenz" auf die Fahne geschrieben zu haben schien und so erkannte man in den von Glas unterbrochenen Betonwänden auch Glasfronten auf der anderen Seite des Gebäudes und so einen recht großen Innenhof, der eine kleine Grünfläche, einen Zengarten mit Teich und Sitzgelegenheiten beherrbergte.
Man konnte quasi, von egal wo man sich in diesem Gebäude befand, in einen bepflanzten Innenhof blicken, dort sicher Mittags Pause machen oder sich einfach nur einen Moment Ruhe gönnen, abseits von der Hauptverkehrsstraße direkt vor der Tür.

Luca gefiel diese Idee sofort. Wie sollte man auch kreativ sein, wenn man den ganzen Tag graue Wände anstarrte und unter Neonlicht versuchte sein Tagewerk zu buckeln.
Ab und zu mal an die Luft zu gehen, den Kopf in grüner Umgebung frei zu bekommen, das half ihm auch oft bei seinen Kunstprojekten für die Uni.

"Wie kann ich Ihnen helfen?" Fragte ein freundlicher, älterer Herr vom Sicherheitspersonal, weißhaarig, eher klein und mit Brillengläsern so dick wie Glasbausteine, der an einer Art Rezeption unten, direkt hinter dem Eingang saß.
Luca hatte das Gebäude zuerst betreten und war direkt bemerkt und angesprochen worden, Alex klebte hinter ihm, mit seiner Hand fest mit ihm verwoben, aber noch von seinem Freund und der Tür etwas verdeckt.
"Ich....also....WIR möchten bitte..."

"ALEX!?! Na das ist ja schon ewig her....wie geht's dir! Gehören du und diese wunderhübsche junge Dame hier zusammen?" Polterte der Wachmann plötzlich äußerst erfreut los, als er Alex hinter Luca auftauchen sah.

Luca wurde sofort rot. Verdammt, er hatte sich doch zu sehr herausgreputzt, naja, zumindest ein wenig zuviel Eyeliner und vermutlich auch zuviel Lipgloss. Sein Outfit mit der engen Jeans und der weißen Bluse mit den weiten Ärmeln, über der er einen taillierterten, schwarzen Wollmantel mit schwarzem Bindeband trug, der seine schmale Figur besonders hervorhob, sorgte wohl auch eher dafür, sehr feminin wahrgenommen zu werden.
Dazu natürlich seine offenen Haare, die sich beim feucht kühlen Oktoberwetter vor der Tür ein wenig kräuselten und fast nach dezent hineinfrisierten Locken aussahen.
Er wollte sich einfach möglichst gutaussehend präsentieren, wenn Anita gleich von der Beziehung zwischen ihm und ihrem Neffen erfahren sollte, auch wenn das eigentlich schwachsinnig war. Mit dem Styling schien er es deswegen jedenfalls etwas übertrieben zu haben.

Alex hatte ihm natürlich gesagt wie wunderschön er aussah, blickte ihn ständig stolz von der Seite an und wollte kaum seine Hand loslassen, doch auf das Urteil dieses über beide Ohren in ihn verliebten Kerls, hätte er sich wohl nicht verlassen sollen.

"Hey Arthur. Schön dich wiederzusehen, und ja, dieses wunderschöne Wesen hier gehört untrennbar zu mir, aber du musst ein wenig die Brille putzen mein Freund. Das hier ist keine junge Dame. Das ist Luca, mein fester Freund."
Antwortete Alex völlig ohne zu zögern.

Arthur schaute Alex irritiert an, blickte dann zu Luca, der sich jetzt noch sehr viel röter im Gesicht an Alex Arm drängelte, ihn mit leichtem Kopfschütteln, gekräuselten Augenbrauen und geschürzten Lippen anschaute und gerade unendlich peinlich fand, dass Alex das klargestellt hatte, was wirklich den Tatsachen entsprach.

Roswitha wird's schon richten - Möpse, Queens und wahre LiebeOnde histórias criam vida. Descubra agora