Kapitel 41 - Das Märchen von Piccolo Stronzo

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Nevio stand vor Antonellas direkter Wohnungstür. Zum allerersten mal.

Naja, eigentlich war das nicht so ganz richtig. Vor der zentralen Eingangstür des Mehrfamiliehauses, in dessen dritten Stock sie wohnte, hatte er schonmal gestanden. Morgens um 6 Uhr. Als er ihr von der Arbeit nach Hause gefolgt war, wie ein völlig gestörter Stalker.

Aber warum hatte er das getan?

Ganz einfach, weil er ein Feigling war, ein feiges Huhn, ein hasenfüßiges Großmaul, das sein eigenes, vielfach sich selbst vorgesagtes, Vorhaben einfach nicht durchziehen konnte.

Noch nie hatte er derartig Angst vor der Reaktion einer Frau auf ihn gehabt, aber die meisten seiner bisherigen Eroberungen waren auch einfach austauschbar gewesen und nichts fürs Herz.

Antonella aber schon, und sie durch unüberlegtes Verhalten zu vergraulen, ängstige ihn mehr, als alles, was er sich vorstellen konnte.

Sie hatten 4 Stunden telefoniert an dem Tag. Nichtmal als Antonella duschen gehen musste, hatten sie aufgelegt.
Nevio hatte gesagt er würde einfach warten und Toni hatte sich unglaublich beeilt.

Sie telefonierten noch, als sie den Club betrat und legten erst auf, als sie zur Teambesprechung für den anstehenden Abend musste.

Nevio hatte es danach zu Hause kaum ausgehalten, er wollte sie so gerne wiedersehen, aber so richtig einen Grund dafür hatten sie nicht, er traute sich nicht sie einfach so nach einen Treffen zu fragen. Wollte nichts versauen.

Ihre Telefongespräche waren auch nicht so unumstößlich eindeutig. Sie flirteten zwar viel, lachten unglaublich herzhaft miteinander, aber man hätte sich das noch rein freundschaftlich herleiten können, oder wollen.

Irgendwie hatten beide nicht den Mut dieser Sache gedanklich mehr Raum zu geben, weil beide ihre körperlichen Vorraussetzungen für so inkompatibel hielten, obwohl es ihnen bei dem jeweils Anderen eigentlich völlig egal war, dass sie sich selbst auf den Füßen standen.

Nevio würde niemals eine Riesin wollen, da war Antonella sicher und Antonella würde so einen Zwerg wie ihn niemals für wirklich attraktiv halten, dafür hätte Nevio seine Hand ins Feuer gelegt.

Trotz aller schmerzhafter, nicht bewiesener Rationalität knistert es aber gehörig zwischen den beiden und so hatte Nevio sich an besagtem Abend überlegt vielleicht "zufällig" gerade vom Discoabend mit Freunden dort vorbei zu kommen, oder Frühaufsteher und Jogger zu sein und Toni so zufällig nach der Arbeit zu treffen.

Ihm würde schon ein Grund einfallen.

Da er nicht genau wusste, wann Toni Feierabend hatte, stand er mitten in der Nacht auf, gebeutelt von dem Gedanken daran diesen wunderbaren Menschen vielleicht wenigstens nur kurz zu sehen und sie vielleicht rein freundschaftlich zum Frühstück einzuladen, oderso.

Er war fest entschlossen gewesen irgendeinen Schritt zu wagen, auch wenn sie Nein sagen würde, weil er einfach jede Minute nurnoch an diese Frau denken konnte und er ohne sie zu sehen vermutlich einfach niewieder hätte schlafen können.

Drei Stunden stand er, etwas abseits, vor dem Club.
Er wusste Antonella wohnte hier in der Nähe, ging zu Fuß zur Arbeit und so konnte er sie vielleicht wenigstens ein Stück nach Hause begleiten.

Nie hätte er zu hoffen gewagt sie würde ihn mit nach oben nehmen, er hoffte eben einfach nur Interesse zu zeigen brächte sie zu einer Reaktion, die ihm Klarheit geben könne.

Seine Nase war rot gefroren und seine Finger eiskalt, als Toni endlich gegen viertel vor 6 Uhr, in dieser kalten Novembernacht, aus dem Club kam.

Er hatte sich überlegt ob er irgendwo cool an einer Häuserwand lehnen solle, oder ihr von hinten die Hand auf die Schulter legen könne, oder ihr im Vorbeigehen begegnen und sie so irgedwie anzusprechen wagen dürfte.

Roswitha wird's schon richten - Möpse, Queens und wahre LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt