Kapitel 23

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Natascha

Als ich am nächsten Morgen das Haus verließ, tat mir alles weh. Mein Motorrad stand immer noch irgendwo im Wald und wenn nicht hätte ich mich wahrscheinlich eh geweigert damit in die Schule zu fahren, also hatte ich keine andere Wahl als mit dem Bus zu fahren. Ich schaute auf die Uhr um zu erkennen, dass ich nur noch zehn Minuten hatte um zur Bushaltestelle zu laufen und inklusive der Busfahrt.

Und wie erwartet kam ich nicht pünktlich vor dem Gebäude an sondern eine Viertelstunde zu spät. Grummelnd trat ich mit einen genuschelten Entschuldigung in das Klassenzimmer ein und setzte mich ganz hinten auf meinen Platz, als schon Mr Despries nervige Stimme ertönte.

„Und was ist Ihr Anlass zu spät zu kommen, Mrs Melbourne?" Zähneknirschend lächelte ich ihn an. „Freuen Sie sich doch einfach das ich überhaupt noch gekommen bin."
„Ich würde mich noch mehr freuen, wenn sie einfach mal pünktlich kommen würden."
„Den Gefallen werde ich Ihnen eher nicht tun", erwiderte ich gelassen.
Mr Despries Augen blitzten gefährlich auf, doch er ließ es dabei und fuhr mit dem Unterricht fort. Ich erstarrte.

War das gerade ein Flirt gewesen?

Irritiert schüttelte ich den Kopf. Nein, ganz sicher nicht. Versteht mich nicht falsch, Mr Despries ist gutaussehend, heiß und jung, hatte schwarze kurze Haare und einen durchtrainierten Körper.
Aber er war mein Lehrer?!
Alle Augen waren immer noch auf mich gerichtet, was ich gekonnt ignorierte und anfing den Hefteintrag abzuschreiben.

Nach den zwei quälenden Doppelstunden französisch, kam eine Stunde Biologie, die mindestens genauso anstrengend war.

In der Pause hatte ich mich mit unserer kleinen Gruppe, die aus David (leider), Diego, Julian und unserem süßen, neuen Schulcouple bestand.

Immer wieder hatte ich einen heimlichen Blick auf die andere Seite der Cafeteria gewagt. Dort hatten Marcel, Vince und die restlichen Leute ihrer Clique gesessen. Mich durchfuhr ein Stich im Bauch als ich sah dass paar Mädchen zwischen ihnen saßen. Diese Typischen Bitches die sich immer aufplusterten wie sonst was und so viel Schminke auftrugen bis nichts mehr drauf passte. Ich seufzte und wendete mich frustriert wieder ab. Warum machte ich mir darüber überhaupt Gedanken? Es konnte mir ja schließlich scheißegal sein?

Als es endlich zum Schulende klingelte nahm ich meinen Rucksack und lief aus dem Gebäude raus. Ich müsste jetzt noch eine Mitfahrgelegenheit suchen und hoffte es wäre nicht gerade David, da Miriam und Samuel noch was vorhatten und Marcel und ich nach wie vor Beef hatten.

Doch dieses Problem löste sich recht schnell als ich Bryan an seinen BMW gelehnt, auf dem Parkplatz stehen sah.

Ich lief lächelnd auf ihn zu und schloss ihn in meine Arme. Bei ihm fühlte es sich so an als würden wir uns schon ewig kennen, dabei wussten wir fast gar nichts übereinander und hatten uns erst gestern kennengelernt. Aber ich hoffe insgeheim, dass es auch bei ihm der Fall war.

„Was machst du hier? Ich dachte du gehst auf die Bright School?"
„Dich abholen, Prinzessin." Erstaunt hob ich eine Augenbraue, konnte mir ein kichern aber nicht verkneifen. „Prinzessin also?" Er grinste ebenfalls nur und legte mir einem Arm über meine Schultern um mich zum Beifahrersitz zu führen.
Gentlemanlike hielt er mir die Tür auf und schloss sie wieder nachdem ich eingestiegen bin.

Ich schaute mich durch das Fenster auf dem Pausenhof um und sah wie die ganzen Tussis mir einen eifersüchtigen Blick zuwarfen. Auch meine zwei besten Freunde warfen mir einen Ach-so-ist-das Blick zu und zogen grinsend ihre Augenbrauen hoch.
Bryan stieg ebenfalls ein und startete den Motor um von dem Schulgelände zufahren.
Doch ich konnte es mir nicht verkneifen, nicht zu ihm zu gucken. Ich schaute in den Rückspiegel und sah wie Marcel uns ebenfalls hinterher schaute.
Ich bekam eine Gänsehaut und sah schnell wieder weg, doch dieses mulmige Gefühl in meinem Bauch blieb...


Nachdem Bryan und ich uns noch kurz in ein Café gesetzt hatten und dort etwas gegessen hatten, fuhr er mich wieder in die selbe Straße wie gestern um mich dort abzusetzen.

Nun war ich endlich wieder zu Hause und schloss die Tür hinter mir. Ich schmiss meine Tasche in eine Ecke und wollte gerade in die Küche gehen, als ein lautes Poltern aus dem Bad kam.

Was zur-

„Verfluchte Scheiße nochmal!"

Fuck.

„Mum?"
Erschrocken drehte sie sich um und riss die Tür ganz auf. Mit zusammen gekniffenen Augen beobachtete sie mich.

„W-was machst du hier? Solltest du nicht im Krankenhaus liegen?"
Sie wendete sich wieder von mir ab und ging in die Küche. Ich folgte ihr mit Abstand.

„Haben mich entlassen. Also bin ich wieder hier. Bei meiner nervigen, bescheuerten Tochter", schleuderte sie mir die Worte vor die Füße.
Mein Magen zog sich zusammen, doch ich ignorierte es und fragte weiter.
„Wie geht es dir?", fragte ich sie vorsichtig.
„Als würde es dich interessieren!", schnauzte sie mich an.

Ich weiß man sollte zu kranken Menschen nett sein, aber langsam verlor ich meine Nerven. Ich ging einen Schritt auf sie zu und baute mich vor ihr auf.
„Hör mir mal genau zu! Du bist meine Mutter, verstanden? Ich interessiere mich für meine Mutter. Diese hat nämlich einen verdammten Tumor und ich weiß nicht, GAR NICHT wie es um sie steht. Und natürlich würde ich das gerne wissen, denn sie ist die einzige die mir bleibt. Ich habe keinen Vater, okay? Keine Geschwister! Ich habe niemanden außer dich. Meine Mutter. Also hör auf mich wie Scheiße zu behandeln, sondern wie deine Tochter!"

Ich schleuderte ihr sie Worte wütend entgegen. Es interessierte mich nicht ob es sie verletzte. Ich hatte schließlich nur die Wahrheit gesagt und sie tat mir jeden Tag mehr weh.

Sie schien sich aus ihrer Schockstarre zu lösen, denn auch sie baute sich nun vor mir auf.
„Nein."
Ich zog eine Braue hoch.
„Nein, ich werde dich nicht besser behandeln, denn genau das bist du. Ein Stück Scheiße. Und jetzt geh mir aus dem Weg. Oder noch besser, geh Einkaufen. Unser Kühlschrank ist fast leer."
Ungläubig schaute ich sie an.

Wie bitte? Was hat sie gerade gesagt?

Ohne ein Wort stürmte ich aus dem Raum raus. Ich hielt das hier nicht mehr aus! Wie konnte sie nur? Ich dachte ich würde ihr noch was bedeuten, nachdem sie alle verlassen hatten. Aber vielleicht sollte ich es auch einfach wie mein Vater machen. Spurlos verschwinden und nicht mehr zurückschauen? Alles hinter mir lassen? Eins war sicher: ich würde jetzt sicherlich nicht einkaufen gehen und nach ihrer Nase tanzen. Da hatte sie sich mächtig geschnitten.

Ich polterte wütend in mein Zimmer und verschloss die Tür hinter mir. Ich konnte meine Wut nicht mehr kontrollieren und schlug schreiend gegen meinen Schrank. Bevor ich es nochmal tun konnte hielt ich in der Bewegung inne. Ein dreckiges Lächeln erschien auf meinen Lippen.
Mein Verstand arbeitete nicht mehr, nur noch meine Wut kontrollierte mich. Und das war gar nicht gut.

Ich holte mein Handy aus meiner Hosentasche und wählte die Nummer, die ich mir geschworen hatte nie mehr zu wählen.


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Ahhh, was sagt ihr:

Bryan oder Marcel 🤭

The bad boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt