Kapitel 45

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Marcel

Meine Worte verliehen ihr eine Gänsehaut, was sie versuchte zu verstecken. Ich schmunzelte leicht und wand meinen Blick wieder nach vorne zu der Frau. Sie stellte sich gerade noch einmal vor und fing an den Mädchen den Ablauf zu erklären, die ihr gespannt zuhörten. 

Als sie fertig war, sollte sich jemand freiwillig melden um anzufangen. Ein Mädchen in der ersten Reihe hob schnell ihre Hand und stand auf um vor zu gehen.

Ich musste zugeben, alle hier waren hübsch und in dem selben Alter wie ich, jedoch nicht einmal annähernd so heiß wie meine Tascha.

Sie zappelte unruhig mit ihrem Bein, was mich selber nervös machte. Ohne zu überlegen legte ich meine Hand auf ihren Oberschenkel. Aus dem Augenwinkel sah ich wie sie überrascht zu mir schaute, doch es schien zu helfen und sie hörte auf.

Die Freiwillige stellte sich nach Anweisung von Alice und den Kameramännern vor die weiße Leinwand und überlegte bevor sie anfing zu posieren. Sie durfte sich aussuchen wie und laut Alice Worten ‚ihre Kreativität rauslassen'.

Das Mädchen stellte sich vor sie Kamera und stemmte ihre Hände in ihre Hüften. Professionell sah es nicht aus und auch ihr Gesichtsausdruck schien das Team nicht zu beeindrucken. Sie lächelte und schaute direkt in die Kamera.

Nach ungefähr zehn Minuten klatschte die Chefin in ihre Hand und sie durfte sich setzen.

So ging es noch bei ungefähr drei Leuten weiter, bis eine mit einem kalten Gesichtsausdruck und stolzem Gang nach vorne trat.

Von der Seite hörte ich Natascha leicht schnauben und sah wie sie sie grimmig beobachtete. Ich runzelte die Stirn und sah dem Mädchen dabei zu, wie sie selbstsicher anfing zu posieren. Das war aufjedenfall nicht ihr erstes Shooting. Alice lobte sie öfters und schien sehr beeindruckt von ihr.

Als sie genug Bilder geschossen hatten, rief Alice Natascha auf. Ich wünschte ihr noch schnell viel Glück und lächelte sie an, trotzdem konnte ich ihre Nervosität spüren.

Sie ging an der Brünette vorbei und ich sah wie diese sie an der Schulter anrempelte. Verwundert beobachtete ich Tascha, die recht geschockt und überrascht weiter ging. 

Unsicher stellte sie sich vor die Kamera und wartete auf die Befehle von ihrer Chefin. Als diese ihr einen Stuhl hinstellte nickte sie und fing an sich aufrecht hinzustellen und zu posieren.

Nach einiger Zeit in der sie sichtlich nervös gewesen war, wurde sie selbstbewusster und setzte ihren emotionslosen und kalten Blick auf.

Für die letzten paar Minuten wurde ihr ein Stuhl hingestellt, auf den sie sich setzen sollte. Die Posen durfte sie aber selber aussuchen.

Natascha setzte sich breitbeinig hin, mit der Lehne nach vorne, ließ ihre Arme lässig über diese lehnen und legte ihren Kopf schief. Sie machte das unglaublich gut, was mich mit stolz erfüllte.

Als sie fertig waren durfte sie sich wieder setzen und die nächste kam dran. Erschöpft ließ sie sich auf ihren Platz neben mich fallen.

„Das hast du gut gemacht. Sah richtig professionell aus." Dankend lächelte sie mich an und lachte leise.
„Charmeur."
„Pfff, ich doch nicht!"

Unschuldig winkte ich ab und legte meinen Arm um Nataschas Schultern. Ich merkte wie sie sich unwohl auf ihrem Stuhl hin und herbewegte und runzelte meine Stirn. Eigentlich dachte ich, dass wir diesen Schritt schon überwunden hatten?

Sie räusperte sich und bewegte ihre Schultern nach oben, als Zeichen ich solle meinen Arm wegnehmen. Verwirrt schaute ich sie an, doch tat was sie wollte und verschrenkte ihn mit meinem anderen.

„Was ist los? Eigentlich dachte ich dass wir schon weiter als das wären", sprach ich meine Gedanken flüsternd aus. Sie zuckte mit ihren Schultern und schaute angespannt dem Mädchen was vorne posierte zu. Enttäuscht nickte ich und sah ebenfalls stur geradeaus.

Nach knappen einundhalb Stunden waren alle Mädchen durch. Es wurde eine kleine Pause gemacht in der alle einmal etwas trinken konnten und die Fenster geöffnet wurden. Solange beriet sich Alice mit dem Kamerateam und schaute sich die gemachten Bilder an.

Die ganze Zeit versuchte ich Natascha aufzuheitern und mit ihr zu reden, doch ihre Laune war ganz schön am Arsch, was ich nicht mehr ändern konnte.

Nach ungefähr dreißig Minuten rief die Chefin wieder alle zusammen und wir setzten uns auf unsere vorherigen Plätze.

„So. Ich habe mir jetzt einige Gedanken darüber gemacht wer gehen muss und wer nicht. Bis jetzt werden nur vier gehen. Der Rest wird kontaktiert ob er eingestellt wird oder nicht. Insgesamt werden nur drei aufgenommen." Unauffällig sah ich zu Natascha, die aufgeregt ihre Hände knetete.

„Die drei Mädchen die jetzt leider gehen müssen, sind einmal Sandra, Lisa und Ellenore.  Es tut mir leid meine Lieben. Doch ich bin mir sicher, ihr werdet den Richtigen Weg noch finden! Und den Weg raus bestimmt auch?"

Ich musste aufpassen nicht loszulachen und verkniff es mir so gut wie es ging. Auch Natascha schien ein Stein von Herzen gefallen zu sein, als ihr Name nicht aufgerufen wurde. Doch ich hatte gewusst, dass sie es schaffen würde.

„Auch ihr anderen dürft nun gehen. Außer die die mir ihre E-Mail Adresse noch nicht gegeben haben. Ich würde euch bitten sie auf diesen Zettel aufzuschreiben. Wenn ihr das schon erledigt habt, wünsche ich euch noch einen schönen Tag und vielleicht bis zum nächsten Mal!"

Erleichtert standen wir auf und Natascha lief zu den Umkleideraum, da sie ihre E-Mail Adresse schon vorhin abgegeben hatte.

Während sie sich umzog unterhielt ich mich mit einem Mädchen, welches schon fertig war, beziehungsweise sie mit mir. Ich bejahte immer nur oder verneinte, mehr nicht. Doch irgendwie schien sie nicht zu merken, dass ich keine Lust auf sie und ihren Smalltalk hatte.

Endlich sah ich wie Natascha aus der Umkleide rauskam. Knapp entschuldigte ich mich bei der Tusse neben mir und lief entnervt zu meiner Begleitung.

„Wo warst du nur? Die ganze Zeit war da so nh Göre die mich voll geredet hat." Wütend zog ich sie hinter mir her aus dem Raum, doch sie hatte andere Pläne und lief zu Alice um sich zu verabschieden.

Als sie zurück kam, fuhren wir wieder schweigend mit dem Fahrstuhl herunter und verließen das Gebäude.

Im Auto war die Stimmung ebenfalls geknickt und auch die Musik machte es nicht besser, bis ich es nicht mehr aushielt.
„Was ist los? Und lüg mich verdammt nochmal nicht an!"
Ich sah sie kurz von der Seite aus an, widmete mich dann jedoch wieder der Straße.

Genervt hörte ich sie schnauben und sah aus dem Augenwinkel wie sie sich zur Seite drehte um aus dem Fenster zu schauen.

„Es ist nichts, okay?"
Wütend biss ich meine Zähne zusammen und gab Gas.

Lüge.

Das Gefühl in den Sitz gedrückt zu werden, liebte ich. Doch aus den Augenwinkeln sah ich wie sich meine Beifahrerin an der Autotür festhielt und dabei nicht gerade erfreut aussah.

„Marcel."
An ihrem Ton hörte ich dass sie ihre Zähne zusammen gebissen hatte, doch ich ignorierte sie und fuhr noch schneller.

Ich wollte von der Landstraße runter fahren und auf die Autobahn abbiegen, als ein Auto uns die Vorfahrt abschnitt. Erschrocken riss ich mein Lenkrad um und trat gleichzeitig auf die Bremse, was mein Auto zum Quietschen brachte. Wir gerieten ins Schleudern und Natascha schrie laut auf.


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INFOO:

Ich versuche jetzt 1 mal die Woche ein neues Kapitel zu veröffentlichen, 2 mal werde ich wahrscheinlich nicht schaffen. Einige von euch haben sich eine Lesenacht gewünscht, die ich auch schon geplant habe. Wann diese sein wird sag ich euch noch, aber das wird noch ein bisschen dauern

The bad boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt