Kapitel 51

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Lesenacht Teil 2/3

Natascha

Er wollte mir nicht verraten wohin wir gingen, ich wusste nur dass wir ein Italienisches Restaurant besuchen würden. Doch wir fuhren bestimmt schon fünfzig Minuten.

Gerade lenkte er seinen Audi von der Autobahn runter auf eine Landstraße. Da wir im Juli waren, war es für die Uhrzeit noch sehr hell. Ich ließ ruhige Musik im Hintergrund laufen die der Stimmung entsprach. Keiner von uns redete viel, doch das war gerade das angenehme.

Nach einiger Zeig fuhren wir immer mehr durch kleine Dörfer mit bunten Häusern. Sie lagen meist direkt einander, aber gerade das sah schön aus.

Ich schnappte nach Luft als ich das Meer erblickte. Überglücklich wandte ich mich an Marcel, dieser fuhr mit einem Grinsen weiter.

Ganz zappelig wartete ich darauf endlich aus dem Auto steigen zu können um an den Strand zu gehen. Ich liebte den Ozean, es war wie Therapie dort zu sein.

Trotzdem fuhr er hartnäckig weiter und verriet kein Wort darüber was er vorhatte. Die restliche Zeit blickte ich weiter aus dem Fenster. Die Gegend wurde immer trockener, teilweise entdeckte ich sogar einige Kakteen die am Straßenrand wuchsen.

Erst nach weiteren zwanzig Minuten bogen wir ab. Vor uns erstreckte sich eine Fläche mit kleinen Kieselsteinen. Einige Autos standen schon dort, was vermuten ließ dass es sich um einen Parkplatz handelte.

Auch Marcel parkte neben einem grünen Jeep. Er stieg aus und umrundete sein Auto um mir die Tür aufzumachen. Gentleman wie immer.

Dankend kletterte ich ebenfalls aus dem Auto und blieb vor ihm stehen. Weiter weg sah ich eine große Hütte aus Holz. Draußen erstreckte sich eine lange Terrasse auf der mehrere Menschen an Tischen saßen. Diese hatten einen perfekten Ausblick auf das Meer, da sie direkt vor dem Strand gebaut wurde.

Aufgeregt nahm ich meine Handtasche aus dem Auto und drehte mich zu Marcel. Ich machte mich kurz an seiner Krawatte zuschaffen um sie abzumachen unf ins Auto zu werfen.
„Ohne ist es nicht so spießig. Sieht so besser aus", versicherte ich ihm.
Nickend legte er einen Arm um mich und zusammen machten wir und auf den Weg.

Ich war wirklich begeistert. Überall hingen Lichterketten und bunte Lampions. Es gab einen beleuchteten Holzsteg der zum Strand führte, an dem wir vorbei liefen.

Ein junger Kellner kam auf uns zu und empfing uns. Er lief voraus und brachte uns zu einem gedeckten Tisch für zwei Personen etwas außerhalb.

Marcel schob den Stuhl für mich zurück damit ich mich setzten konnte und rückte ihn danach wieder vor. Auch er setzte sich gegenüber von mir hin.

Fasziniert betrachtete ich den Ort. Der Boden war mit etwas Sand ausgelegt und an der Decke waren Blumen befestigt die dort wuchsen. An den Wänden hingen eingerahmte Bilder die perfekt zu der restlichen Location passte. Es gab einige Sitzbänke die mit schönen Kissen dekoriert wurden. 

„Gefällt es dir?"
Marcel sah mich abwartend an. War das ein Witz? Das es mir gefiel war die Untertreibung des Jahrhunderts.
„Ich liebe es. Es ist so schön friedlich und einfach außergewöhnlich."
Bei meinen Worten nickte Marcel und schien genauso beeindruckt wie ich.

Eine Kellnerin stellte sich vor unseren Tisch und gab uns zwei Karten. Marcel bestellte uns direkt eine Flasche Sekt und zwei Gläser dazu.

Zusammen blätterten wir durch die Speisekarte und entschieden uns für zwei Gerichte. Er nahm den Ceaser-Pasta-Salat mit Nudeln, Tomaten, Käse und anderen Zutaten. Dafür hatte ich Spaghetti mit einer Cremesoße und Garnelen ausgesucht.

Irgendwann kam wieder die Kellnerin und brachte uns unseren Sekt. Wir nutzen gleich die Gelegenheit und bestellten unser Essen.

Nachdem sie gegangen war, stellte mir Marcel ein Glas hin und schenkte mir etwas ein. Wir stießen an und tranken gleichzeitig einen Schluck.

„Als ich an die Schule kam bist du mir mit deinem Style und deinen langen, braunen Haaren direkt aufgefallen. Vince, ich und noch paar andere haben auf den Gang bisschen Fußball gespielt, was eigentlich echt dumm war. Irgendsoein Typ aus der Parallelklasse musste übertreiben und hat ihn hoch geschossen. Er hat dich getroffen und dich hats fast ausgeknockt."
Er lachte und schaute mich amüsiert an. Ich verdrehte nur meine Augen, musste aber dennoch etwas schmunzeln. Es fühlte sich an wie Jahre, auch wenn es erst paar Monate her war.

„Aufjedenfall bist du dann irgendwie auf mich wütend geworden obwohl ich das gar nicht war. Aber weil du irgendwie so süß warst als du dich so aufgeregt hast, musste ich dich einfach nochmal provozieren und dir den Ball an den Kopf werfen. Dass du mich gleich verprügeln würdest wusste ich ja nicht."

Nachdenklich biss ich mir auf die Lippe und übernahm das Wort.
„Weißt du, seit dem du in mein Leben gekommen bist bin ich irgendwie ruhiger. Früher war ich bei den kleinsten Sachen aggressiv, so wie da mit dem Ball. Ich hab geboxt um meine Wut rauszulassen, was nie ganz geholfen hat. Ich war öfters in Prügeleien und Straßenkämpfen beteiligt. Und jetzt. Keine Ahnung, irgendwie brauch ich das alles nicht mehr."

Wir schauten uns eine ganze Weile einfach nur an, bis wir von einem Kellner unterbrochen wurden. Er hatte zwei Teller in seinen Händen. Jeweils einen für uns beide, die er uns hinstellte. Wir bedankten uns und er ging wieder.

Es roch lecker und sah super gut aus. Ich holte mein Handy aus meiner Tasche und machte ein Bild was ich nachher in meine Insta Story stellen würde. Auch von dem Restaurant machte ich ein Bild. Daraufhin grinste Marcel amüsiert und wartete bis ich fertig war.

Das Essen war köstlich. Marcel und ich teilten es uns da sein Salat auch hervorragend war. Wir unterhielten uns viel und auch die Gesprächsthemen waren nie unangenehm. Als wir fertig waren warteten wir noch etwas und blieben sitzen.

„Ich geh kurz auf die Toilette, okay?"
Ich nickte bloß und schaute ihm hinterher. Der Abend hätte nicht besser sein können, alles war perfekt.

Ich schaute auf den Strand runter. Wenige Leute saßen im Sand oder liefen am Wasser entlang. Die Sonne würde bald untergehen, langsam wurde es auch frisch.

Marcel kam wieder und schaute mich abwartend an.
„Komm, wir gehen."
Ich nickte und stand auf. Er nahm meine Hand und führte mich aus dem Restaurant heraus.
„Müssen wir nicht noch zahlen?"
„Hab ich gerade eben gemacht nachdem ich auf dem Klo war."

Überrascht schaute ich ihn an und blieb stehen.
„Ich wollte aber für uns zahlen."
Er schüttelte den Kopf und zog mich in seine Arme.
„Jetzt fühle ich mich aber schlecht. Ich wohne quasi bei dir und zahl dank nicht mal unser Essen."
„Ich mach das gerne. Und jetzt komm, die Sonne geht bald unter."

Er zog mich hinter sich her bis wir an den Holzsteg kamen. Um nicht zu stolpern, zog ich meine Schuhe aus und nahm sie in die Hand. Zusammen liefen wir über das Holz zu dem Strand. Der Sand war weich und noch recht warm. Dieses Gefühl mit den Füßen zu versinken war entspannend und tat gut.

Wir liefen noch einige Meter weg von dem Restaurant damit wir den Lärm nicht so laut hörten. Irgendwann sahen wir niemanden mehr und blieben wir stehen. Zusammen setzten wir uns uns in den Sand und schauten raus auf das Wasser.

Direkt gegenüber von uns war gerade dabei die Sonnen unterzugehen. Sie beleuchtete den Himmel Orange, lila und pink. Oben kam dann hellblau. Diese Kombination war beeindruckend und wunderschön zu gleich.

Ich merkte dass Marcel mich beobachtete und drehte mich um. Er hatte ein Lächeln im Gesicht und wollte was sagen, doch ich drückte meine Hand auf seinen Mund und grinste.

„Wir gehen baden", beschloss ich. Er sagte nichts woraufhin ich aufstehen wollte, doch er hatte andere Pläne und zog mich wieder zurück. Ich lag im Sand neben ihm, er saß. Er beugte sich vor und strich mir meine Haare nach Hinten. Dabei berührte er meinen Hals was mein Herz eine Sekunde aussetzen ließ.

„Wir sollten reden."

The bad boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt