Kapitel 36

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Natascha

„Mhm."
„Was ist los?"

Ungläubig starrte ich auf mein Handy. War das sein Ernst? Wir sind zusammen auf eine Party gegangen, nur um mich sitzen zu lassen und mich den ganzen Abend nicht zu beachten.

„Nichts. Was soll sein?"

Frustriert lief ich durch die Gänge des Supermarktes und versuchte Bryans Fragerei aus dem Weg zu gehen.

„Entschuldigen Sie, Miss?"

Verwirrt drehte ich mich um und sah in das Gesicht einer hübschen Frau.

Sie hatte blonde Haare die in einen Dutt zusammen geknotet waren und eine Sonnenbrille auf. Dazu trug sie einen Pullover und einen kurzen Rock, mit hohen Boots. Ich musste zu ihr hoch schauen, da sie größer war als ich. Ich schätzte sie um die zwei Meter.

Neben ihr stand ein Mann mit schwarzen, lockigen Haaren. Er war klein, was neben der großen Frau komisch aussah. Auch er trug eine Sonnenbrille und musterte mich gespannt.

„HALLO?!"

Erschrocken schaute ich auf mein Display vom Handy.
„Eh ja. Bryan ich muss auflegen."

Ohne auf eine Antwort zu warten, da ich eh noch wütend auf ihn war, legte ich auf und steckte mein Handy in meine Hosentasche.

„Danke dass Sie Ihren Anruf für uns unterbrochen haben. Wir suchen nach jemanden wie Sie. Groß, hübsch, jung und guten Style", freundlich nickte ich.

Warum werde ich immer im Supermarkt angesprochen?

Und sind wir bei Haarwerk oder was?

„Ich bin von der Model Agentur CVV und wir, also mein Partner und ich", sie zeigte auf den kleinen Mann der mich ebenfalls nett anlächelte, „suchen eine junge Frau die unseren Bedingungen entsprechen. Da Sie uns sofort positiv aufgefallen sind, würden wir Sie gerne zu einem Fotoshooting einladen?"

Verwundert über diese Frage starrte ich die beiden an. Bevor ich irgendwas antworten konnte, fing die Frau an weiter zu reden.
„Es wäre in fünf Tagen, am Freitag in unserer Agentur. Ich gebe dir unsere Visitenkarte mit der Adresse und dann kannst du dir überlegen ob du kommst oder nicht."
Ich nickte langsam, unfähig was zu erwidern und blickte auf die Karte die sie mir in die Hand drückte.

Zum Abschied umarmte sie mich kurz, wobei sie sich bücken musste, und ließ mich dann mit meinem Einkaufswagen alleine zurück.

Immer noch verwirrt schaute ich den beiden hinter und betrachtete danach die kleine Visitenkarte. Ich steckte sie in meine Hosentasche und klapperte noch die restlichen Regale des Supermarktes ab.


Das schrille Klingeln meines Weckers riss mich aus dem Schlaf.

6.30 Uhr.

Genervt stand ich auf und öffnete die Türen meines Kleiderschranks. Ich schälte mich aus meinen Schlafanzug und machte mich fertig.

Mein heutiges Outfit für die Schule bestand aus einem einfachen rosanem oversize T-shirt, da es nicht so kalt war und einer Mom Jeans mit dazu passenden Jordans.

In der Küche schmierte ich mir noch schnell ein Brot mit Käse für auf den Weg. Da ich nichts von meiner Mutter hörte, vermutete ich dass sie noch schlief oder in einer Bar übernachtet hatte.

Ich verließ unsere Wohnung und machte mich auf dem Weg zu Bushaltestelle.


Genervt stieg ich aus dem stinkenden Bus aus und lief auf das Schulgebäude zu.

Samuel hatte mir vorhin noch eine Nachricht geschrieben dass er nicht zur Schule kommen würde, also wäre ich heute mit Miriam alleine.

Ihre langen, braunen Haare sah ich schon vom weiten. Als sie mich ebenfalls sah rannte sie mir entgegen und schmiss sich in meine Arme. Ich verdrehte die Augen und schubste sie ein bisschen weg da sie auf meine verletzte Hand drückte.
„Du Nutte! Lass mich dich doch umarmen!"
Eingeschnappt drehte sie sich um und lief ohne mich weiter. Lachend holte ich sie ein und zeigte entschuldigend auf meinen Verband. Ihre Augen wurden groß und sie sah mich besorgt an.
„Alles gut, bin nur hingefallen."

Sie wusste nichts von meinen Fights im Ring und so sollte es auch bleiben.
Sie nickte verständlich und zog mich nochmal vorsichtiger in eine Umarmung.

Lächelnd betraten wir das Schulgebäude, doch dieses verschwand schnell als ich merkte dass ich gleich in der ersten Stunde Englisch bei Mr Wallington hatte.


Halb hüpfend betrat ich die Cafeteria, da ich glücklich war jetzt etwas essen zu dürfen. Mein Magen knurrte schon seit der zweiten Stunde und mein Brot für zwischendurch hatte ich daheim vergessen.

Ich lief lächelnd auf Miriam, Diego, Julien, Vince und...

Boahhh

Ein Augenverdrehen konnte ich mir nicht verkneifen als ich zischen Vince und Miriam Marcel sitzen sah.

Meinen Rucksack schmiss ich auf den Boden neben unseren Tisch und lief direkt weiter zu der langen Schlange an der Essensausgabe ohne meine Freunde und Marcel, zu begrüßen.

Mit einem Tablett vollgestellt mit Salat, Kartoffeln und Lachs setzte ich mich zwischen Julien und Diego. Julien gab mir zur Begrüßung einen kurzen Kuss auf meine Schläfe und legte einen Arm um mich.
Bei ihm fühlte ich mich immer wohl, er war wie ein Bruder für mich weshalb mir solche Gesten schon vertraut waren.
Früher als Kind hatte ich meine Zeit oft bei ihm Zuhause verbracht, aber als seine Eltern sich getrennt hatten, war er oft nicht mehr zuhause und lud auch niemanden mehr zu sich ein.

Ich spürte förmlich wie Marcel mir Löcher in den Kopf starrte und hob den Kopf. Grimmig schaute er zwischen Julien und mir hin und her.

Mit dem selben, bösen Blick starrte ich zurück als ich etwas heißes an meinem Rücken herunter laufen spürte. Ich schrie vor Schmerz und stand so schnell auf, dass mein Stuhl nach hinten kippte.

Mein ganzer Rücken schien zu verbrennen und bevor ich darüber nachdachte was ich tat zog ich mir mein T-shirt über mein Kopf.

Vor Schmerz krümmte ich mich und stöhnte auf. Es fühlte sich so an als hätte mich jemand in kochendes Wasser geschmissen.

Ich schaute hoch und sah in das Gesicht eines jungen Mädchens die mich erschrocken anschaute. In der Hand hielt sie ein Tablett worauf ein umgefallenes Glas stand.

Langsam wurde mir bewusst dass ich obenrum nur in BH vor der fast gesamten Schule stand. Die gesamte Cafeteria starrte mich an und einige Lehrer schnappten nach Luft.

Wütend stand ich auf und fing an durch die ganze Mensa zu brüllen.

„Oh, ja klar. Glotzt ruhig weiter wenn euch gefällt was ihr seht!"

Bevor ich aus dem Raum stürmte, hob ich meine Mittelfinger und drehte mich nochmal um 360 Grad.

The bad boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt