Kapitel 38

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Natascha

Schneller als gedacht stand ich wieder vor dem Schulgebäude. Die Stunden waren wie im Flug vergangen und nun stieg ich mit Miriam in ihr Auto.

Heute würden wir seit langen wieder etwas zu zweit machen. Auf dem Plan stand erst essen holen bei Mcs, dann shoppen gehen in der Stadt, wobei ich mir nichts kaufen werde da ich am sparen bin. Und zum Schluss noch Filmabend bei ihr.

Als wir ausstiegen kam mir gleich ihr Bruder Royal entgegen. Er war zwanzig und sah genau so aus wie sie, die gleichen braunen Augen und ebenso braunen Haare wie sie, das gleiche Lächeln und den gleichen Humor.

Er umarmte mich kurz, was wirklich gut tat. Er war wie ein Bruder für mich, seitdem meiner nicht mehr da war und unterstützte mich immer.

Wir liefen zu dritt rein und pflanzten uns erstmal auf das große Sofa mit jeweils einer Tütensuppe. Zu McDonalds wollten wir erst später, wir hatten eh noch den ganzen Tag Zeit.

Schon seit einer Stunde tauschten wir uns nun über die neusten Sachen in unserem Leben aus und brachten uns gegenseitig auf den neusten Stand, als mir etwas einviel.

„Hey, Miriam. Du wolltest noch von dir und Sam erzählen?"
Sie schnaufte kurz und ließ ihren Kopf dann auf ihre Knie fallen.
„Keine Ahnung. Es ist so komisch, manchmal ist er so süß und macht Witze und in der nächsten Sekunde tut er auf kalten Mafia Boss machen. Manchmal denke ich, dass er mich immer nur zum ficken braucht."
Den letzten Teil vom Satz murmelte sie nur leise vor sich hin.

Verstehend nickte ich, legte meinen Arm um ihre Schultern und strich sanft die aufkommenden Tränen weg.


Vollgefressen wie schon lange nicht mehr, waren wir bis vorhin durch die Stadt gebummelt.

Miriam hatte sich ein schönes neues Top gekauft und ein kurzes, rotes Kleid. Ich hingegen hatte mir wie abgemacht nichts gekauft.

Jetzt lagen wir wieder auf ihrem Bett und schauten Outer Banks. Es war ihre Lieblingsserie und suchteten sie bestimmt schon zum sechsten mal zusammen durch.

Ich lag in Miriams Armen, mein Kopf war auf ihre Brust gelegt. Nach einer Weile wurden meine Augenlider immer schwerer und ich spürte wie mir meine beste Freundin noch einen Kuss auf meinen Haaransatz gab, bevor ich ganz weg döste.


„Aufstehen!"

Ein schmerz auf meinem Hinterkopf ließ mich kurz aufknurren, bevor ich mich auch schon wieder umdrehte und die Decke bis zu meinem Kinn zog.

Gerade war ich wieder kurz davor ins Land der Träume zu verschwinden, als sich etwas schweres auf mich drauf schmiss und mir die schön warme Decke wegzog. Erschrocken quietschte ich auf und schlug meine Augen auf.

Royals Gesicht war nur einige Zentimeter von meinem entfernt, was mich schielen ließ.

„Du Pedo, geh runter!"
Er lachte kurz auf und gehorchte. Erleichtert stöhnte ich auf und sah zu Miriam die schon angezogen und grinsend das Spektakel beobachtete.

Nicht ihr Ernst?

Um nicht zu faul zu wirken schälte ich mich ebenfalls aus dem weichen, warmen Bett und ging mit frischen Klamotten von Miriam ins Bad um mich umzuziehen.

Sie hatte mir eine Jogginghose von sich gegeben, da sie sonst nur Skinny Jeans besaß, die ich definitiv nicht anziehen würde, und ein oversize T-shirt, mit dem ich jetzt am Esstisch saß.

Bei ihrer Familie fühlte ich mich immer wohl. Auch ihre Eltern waren für mich wie Eltern die ich nie, beziehungsweise jetzt nicht mehr hatte.

„Und was habt ihr beiden heute noch schönes vor?", fragte mich Andrea, ihre Mutter.
Ich zuckte mit den Schultern und schaute abwartend zu ihrer Tochter, die ebenfalls keine Idee hatte.
„Also ich geh nachher noch zu Andrew, was ihr macht ist mir egal."
Royal stand vom Tisch auf und räumte sein Geschirr in die Spülmaschine.

Andrea verdrehte die Augen und auch ihr Mann schien nicht begeistert zu sein. Miriam schien wohl meine Verwirrung zu bemerken und klärte mich auf.
„Er hat mit Andrew gekifft. Und nicht gerade leichtes Zeug. Danach hat er Dads Auto zu Schrott gefahren und wie ein Hund in unseren Vorgarten geschissen."

„Oh."
Alle Lachten außer ihr Vater, der wahrscheinlich immernoch um sein armes Auto trauerte und Royal, der nicht gerade begeistert schien dass Miriam nochmal die Geschichte erzählen musste. Wütend stapfte er aus der Küche und man hörte ihn nur noch laut die Treppen hoch poltern.

Nachdem auch Miriam und ich unser Geschirr in die Spülmaschine geräumt hatten und geholfen hatten den Tisch abzudecken, waren wir ebenfalls hoch gegangen und lästerten ein bisschen, da uns nichts anderes was wir machen könnten einviel.

Irgendwann, nachdem wir über die halbe Schule gelästert hatten, standen wir auf um raus zu gehen.

Wir schnappten uns jeweils beide ein Skateboard von Royal und verließen das große Haus. Ich liebte Skateboard fahren über alles und genoss es sofort als wir schnell auf den Straßen entlang bretterten.

Meine Haare, die vorher in einem Dutt zusammen geknotet waren, öffnete ich nun damit sie im Wind flattern konnten.

Da schon wieder langsam die Sonne unterging, wurde es leicht frisch und eine angenehme Gänsehaut bildete sich auf meinen Armen.

Miriam wohnte im ‚reichen' Stadtviertel, weshalb uns nur manchmal Autos entgegen kamen und wir keine Angst haben brauchten wenn es dunkel wurde. Wobei ich die eh nicht hatte, bei meiner Freundin war ich mir aber nicht sicher.

Ich sah im Augenwinkel wie ein Auto neben uns umher fuhr und drehte mich um. Auch Miriam hatte es bemerkt und stieg von ihrem Skateboard ab. Wir gingen auf Seite, ein bisschen weg von dem Auto in den Graben rein.

Das vordere Fenster wurde runtergelassen und ein bekanntes Gesicht schaute heraus. Erleichtert atmete ich aus und ging näher ans Auto ran.

„Was machst du denn hier, Vince?"
„Wollte gerade zu na Party. Wollt ihr auch mitkommen? Marcel und die anderen sind auch dort."

Miriam stellte sich neben mich und zuckte mit den Schultern. Ich musste zugeben, dass ich auf Marcel eher weniger Lust hatte aber da Miriam und ich eh nicht wussten was wir den restlichen Abend machen sollten fand ich es eine gute Idee.

Einverstanden schüttelten wir synchron mit dem Kopf.
„Schickst du mir wieder die Adresse? Wir kommen nach, weil wir müssen uns erst noch fertig machen und umziehen."
Vince nickte und fuhr mit einem ,bis später' weiter.


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Wie heute früh an @anni422 versprochen, ein neues Kapitel 🫶🏼

Es kann sein, dass erst wieder nächsten Sonntag eins kommt, da ich am Samstag eine wichtige Prüfung hab die ich nicht verscheißen darf :(

Uhhhh und was sagt ihr zu dem neuen Cover das alte hat mir gar nicht gefallen 🥲🤭

The bad boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt