Kapitel 17

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Kyle hielt mich in seinen Armen, versuchte meine Hände zu wärmen, in den er sie in seinen hielt. Ich lehnte an ihn, sah aus den Fenster. Ich sollte ihn von mir stoßen, sollte ihn loswerden wollen. Doch das hier, das war das erste mal, dass ich mal so wirklich in den Arm genommen wurde. Nicht nur flüchtig, sondern haltend. Es war schön. Wie sehr ich diese zarte Nähe vermisst hatte. Aber es war falsch. Es war so falsch und ekelig. Tief im inneren kotze etwas, tief in mir wurde mir übel und umso länger er mich hielt, umso mehr überkam mich das Gefühl. Ich entfernte mich von ihn, stand ohne ein Wort auf und ging.

Ich hätte nicht mit ihn reden sollen. Ich war nur noch mehr durcheinander gebracht wurden, war nur noch mehr in Gedanken. Zac kam im Flur auf mich zu, hielt mit etwas entgegen. Zögerlich nahm ich den goldenen kleinen Gegenstand entgegen und steckte ihn mir an die Finger.

"Danke." Eigentlich sollte ich das nicht sagen.

Er gehörte mir, er war mein Eigentum. Niemand hatte das Recht, ihn mir wegzunehmen und nur wegen erfüllten Bedingungen wieder rauszugeben. Niemand hätte sowas tun sollen. Doch ihn war es egal. Kannten diese Männer das Wort Moral überhaupt? Hatte es für sie eine Bedeutung oder ignorierten sie es einfach vollkommen. Zac verschwand in seinen Zimmer, ließ mich alleine auf den Flur.

"Ein Ring?" Fragte Kyle.

Stimmt, was sollte er auch lange in meinen Zimmer alleine tun? Ich ignorierte ihn, ging nach unten. Ich traf auf Logan und Aiden, welche in der Küche saßen. Im Ofen war irgendwas. War es wirklich schon Mittagszeit? Ich sah mich nach der Frau Sasha um, doch sie war nirgendwo. Ich holte mir ein Glas, nahm Orangensaft aus den Kühlschrank und schenkte mir etwas ein. Ich spürte Aidens Blick auf mir.

"Seit wann nimmst du dir einfach was?" Du warst doch nur darauf aus, mich zu bestrafen oder?

Ich sah ihn genau in die Augen, als ich einen Schluck des kühlen Getränks nahm. Provokant leckte ich mir über die Unterlippe, setzte das Glas ab, sah dabei nicht ein einziges mal weg. Kyle und Zac kamen dazu.

"Seit wann habe ich denn Regeln, dass ich es nicht dürfte?"

Der Volltättoowierte stand auf, beugte sich von der anderen Kücheninselseite zu mir rüber, hatte dabei seine Unterarme nahm er dabei als Stütze.

"Wirst du mutig?"

"Solange ich brav bin, bin ich von den Regeln befreit, richtig? Du hast nicht gesagt, von welchen und welche ich noch einhalten musst. Aiden, wenn du dich mit mir artikulierst, drück dich genau aus und lass mir doch keinen Interpretationsfreiraum. Du kannst mich ja nicht dafür bestrafen, dass du mir Raum zu denken gegeben hast. Außer du möchtest eigentlich, dass ich kein braves Mädchen bin. Aber dafür bräuchte ich wiederum Regeln, die ich brechen kann." Ich sprach leise, wusste selbst nicht, woher ich den Mut fand.

Er lächelte mich an.

"Worüber habt ihr geredet, dass du dir das traust?" Er drehte sich zu Kyle um, als wäre die Frage auch an ihn gerichtet.

"Wer hat dir oder besser euch das Recht gegeben zu entscheiden, ob ein Mensch wertlos ist?"

Sein Lächeln verschwand.

"Sasha." Er knurrte diesen Namen leicht, als wäre es Abschaum über den man nicht sprach. "Kleines, ich verstehe, dass du....es nun mal nicht verstehst. Lass uns dafür nach draußen gehen." Er deutete mit den Kopf Richtung Wohnzimmer.

Ich nahm das Glas und folgte den Mann, der Kyle einen vernichteten Blick zuwarf.

"Also." Forderte ich ihn auf.

Die Salzluft fühlte sich so erfrischend an, aber das war nicht der Grund, wieso wir rausgegangen waren. Der Mann setzte sich, deutete neben sich, doch ich hielt Abstand. Ich konnte erkennen wie er seine Augen verdrehte.

"Was genau willst du wissen?" Er hob ein Bein auf die Couch, das andere ließ er unten. Er war entspannt, als wäre ihn das Gespräch egal.

"Was hat es mit ihr auf sich?"

Aiden zog eine Augenbraue nach oben.

Ich wusste es. Ich wusste, dass ich diese Art der Gespräche nicht mit ihnen führen sollte. Sie würden sowieso alles so drehen, wie es ihnen passte.

"Bist du Eifersüchtig?" Hinterfragte der Mann

Wie bitte? Noch bevor ich etwas sagen konnte, sprach er weiter.

"Sie war nicht geplant. Kaum war ich aus den Gefängnis draußen und das erste mal feiern, hatte ich sie an der Backe." Fing er an zu erzählen.

Die Priese war frisch, breitete Gänsehaut auf meinen Armen aus und ließ mich zittern. Obwohl wir recht geschützt saßen, so drehte sich der Wind genau so, dass es eher zog. Der Sadist breitete seine Arme leicht aus um mir möglichen Schutz zu bieten. Ich bleib wo ich war.

"Es war nicht geplant sie zu uns zu nehmen. Ehrlich gesagt ein one night stand, der sich am nächsten Morgen wieder vom Acker machen sollte." Er beobachtete mich genau. "Aber dazu kam es nicht. In der Nacht hatte sie sich mein Handy genommen, die Nummer eingespeichert und dann mich zugespamt. Da ich eh in ein anderes Land wollte, war es mir egal. Ich hab sie also noch einmal zu mir eingeladen, wir hatten wieder was und dann hatte ich sie gelöscht und blockiert. Dachte ich. Die Schlampe ist eine richtige Stalkerin, erst beim Boarding fiel mir auf, dass sie mir scheinbar gefolgt war. Sie hörte nicht auf zu reden, dass wir doch füreinander bestimmt waren. Der Sex mag in Ordnung gewesen sein, aber nur weil sie ihn göttlich fand, hieß es nun einmal nicht, dass man plötzlich Seelenverwandte war. Und jetzt komm her, bevor du krank wirst!" Er zischte den letzten Satz etwas ungeduldig.

Ich sah ihn skeptisch an. Irgendwie ging der Gedanke nicht in meinen Kopf, dass sie ihn gestalkt hatte.

"Wie warst du zu ihr?" Wollt ich wissen, ignorierte seine Aussage.

Erst jetzt bemerkte ich die Decke am Couchende und nahm diese um mich drin einzuwickeln.

"Nett. Scheinbar etwas zu sehr. Ich war untervögelt, wollt einfach mal wieder was ficken, das wars. Als ich das hatte war ich nicht mehr so charmant. Jeder Blinde hätte gemerkt, dass es für mich um eine einmalige Sache ging. Sie war aber zu blind, schrie mich an dass sie mich doch liebte. Kein Plan welche komplexe sie hat, aber Liebe? Sorry das war albern, wer Lust und Verliebt sein nicht voneinander trennen konnte, der sollte sich nicht auf einen ons einlassen."

Ahja. Jetzt hält er also ne Predigt über Liebe? Mein Blick könnte meinen Hass ihn gegenüber nicht mehr zeige, als jetzt.

"Ich wurde sie nicht los, ich dachte es, aber sie fand mich nach einen Tag. Es war das erste mal, dass wir vier uns außerhalb wieder trafen. Ihnen ging es wie mir. Hauptsache was zum ficken und das wurde sie schlussendlich auch. Sie gehen lassen können wir nicht. Früher oder später muss sie also sterben und wieso sollten wir für jemanden Geld ausgeben, der sowieso bald ins Gras beißen würde. Als sie gemerkt hatte, was wir vor hatten, versuchte sie zu fliehen und auf den Stress hatte keiner Lust. Nach zwei Tagen im Keller war sie aber genug abgerichtet und ich war nicht einmal so hart wie bei dir. Mag aber vielleicht auch an ihrer Unterernährung liegen. Wen juckt das schon." Er zuckte mit den Schultern. Ihn war es wirklich einfach nur egal, was aus ihr werden würde.

Es war still. War das die Wahrheit? Ist die Frau unwissend einfach in die Hölle spaziert? Wegen Sex? Wegen diesen Idioten neben mir? Ich wusste nicht, was von den erzählten wahr war, doch es war krank. Alleine die Vorstellung einen von ihnen zu wollen war krank.

"Wenn es dich so anwidert, dass sie behauptet hat, dich zu lieben, wieso hast du das damals bei mir getan?" Hinterfragte ich.

Seine Augen schienen so, als wüsste er gerade nicht, was ich meinte.

"Im Keller. Du meintest, dass ihr mich lieben würdet."

"Das tun wir auch." Stimmte er zu.

"Ach? Lieben? Die Entführung, die Vergewaltigungen, das soll Liebe gewesen sein?" Ich stand auf. "Ich weiß ja nicht wen du alles mit diesen Worten manipulieren willst, aber ich fall nicht auf sowas rein. Sowas tut man niemanden an, vor allem nicht, wenn man angeblich Gefühle für diese Person hegt." Ich war wieder auf den Weg nach drinnen.

"Was denkst du, wieso du wieder hier bist?" Ich hielt inne.

Geisel II - wieder am AnfangWhere stories live. Discover now