Kapitel 43

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Ich konnte seinen Worten nicht glauben, sollte nicht hoffen. Doch genau das tat ich. Ich hoffte darauf, dass er mich nicht belügen würde, betete, dass er es so meinte, wie er es sagt. Wenn ich mich ihnen unterwerfe, wenn ich alles aufgebe, dann kann ich sie, meine Mutter, vielleicht vor sich selber retten. Ich müsste nur gehorchen müsste das tun, was man von mir wollte. Ich konnte kaum meinen Gehör glauben. Dieser Deal war so surreal, dass ich mich fragte, ob ich ihn mir vielleicht einbildete habe. Doch ich nickte, stimmte zu und ein Lächeln, ein Zeichen seiner Zufriedenheit machte sich auf den Gesicht meines Peinigers bemerktbar. In seinen Augen war ein unscheinbares, gar undefinierbares Funkeln, seine Grübchen kamen hervor, als seine Mundwinkel sich hoben. Was ein Mann. Er spielte Poker und kannte das Deck jedes einzelnen im Raum. Er war kein Verlierer, wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann erledigte er die Sache auch mit Erfolg, egal wie lange es brauchte und egal welchen Weg er gehen würde. Er verlor nie. Es war erschreckend, wie sehr alles nach Plan für ihn lief, wärend man selbst nicht wusste, wie er tickte. Ich kannte ihn jetzt schon länger, hatte bei ihnen die meiste Zeit mit diesen Psycho verbracht. Ich war ein offfenes Buch für ihn und trotzdem Fragte er mich Dinge, die er schon lange wusste, schlug mir Wege vor, wie ich mich selbst in die Hölle schickte und ich stimmte den auch noch zu.

Der Mann beugte sich zu mir runter, seine Lippen legten sich auf meinen Scheitel und der Kuss war so sanft, dass ich mich fragte, wie er im Keller so wechseln konnte. War das wirklich noch Aiden? Vielleicht litt er an einer gespaltenen Persönlichkeit. So gegenätzlich konnte niemand mit normalen Menschenverstand sein. Wobei, es passte zu seinen Stimmungsschwankungen. Vielleicht benötigte er diese beiden Seiten um nicht selbst den Verstand zu verlieren. Vorstellen konnte ich es mir.

"D-darf i-"

"Schmerzmittel bekommst du erst später." Gedankenleser.

Ich senkte meinen Blick, sah auf meine verbundenen Beine. Das war beides ein und der selbe Mann. Genau dieser nahm mein Kinn wieder in die Hand und zwang mich ihn anzussehen. Sein Gesicht war meinen so nah, dass es mir unangenehm war. Seine Lippen legten sich auf meine. Ich kniff die Augen zusammen, auch wenn der Kuss kaum spürbar war, so tat er weh. Das Bett senkte sich, als er mit einen Bein sich darauf kniete. Ich konnte den Kuss kaum erwiedern, doch es schien ihn nicht zu stören, genauso sanft wie er mich gerade geküsst hatte, drückte er mein Kinn aus den Weg um an meinen Hals zu kommen. Knapp unter meinen Kiefer, an einer Stelle, wo kein Verband war, liebkoste er meinen Hals.

"Wirst du mir wirklich die Beine amputieren?" Fragte ich leise.

"Mir ist jedes Mittel recht, damit du bei uns bleibst."

Ich nickte erkennend, sah zu Aiden auf, welcher sich mehr oder weniger aufgerichtet hatte. Ich musste meinen Kopf leicht in den Nacken legen, um ihn anzusehen.

"Es wäre schlau, mich nicht weiterhin so zu reizen." Verkündete er.

Mir kam Kyles Worte wieder in den Sinn.

"Was ist, wenn es so wie das letzte mal ist? Wenn ich euch weggenommen werde?" Wollte ich wissen.

Ein teuflisch, amüsiertes grinsen legte sich auf seine Lippen, doch er antwortete nicht darauf. Mir wurde übel. Hieß das, dass es egal war, wie ich hier raus kam? Ich würde meine Beine verlieren? Aiden würde ich es zutrauen. Es wäre deutlich schwieriger mich von hier wegzubekommen, wenn ich nicht aus eigener Kraft laufen könnte. Das heißt...ich bin geliefert. Wenn mir meine Beine lieb waren, sollte ich alles tun, damit mich nichts zwischen diese Männer und mich brachte. Danke Aiden, schlimmer geht es ja wohl kaum. Zuviel zu, wir können dich ja nicht bestrafen, wenn andere daran Schuld sind. Kyle, das nächste mal bitte mehr Absprache mit Aiden.

"Da brauchst du doch nicht so blass um die Nase zu werden. Ich sorg schon dafür, dass niemand dich von uns weg schafft. So ein Fehler passiert mir kein zweites mal." Sein Daumen fuhr über meine wunde Unterlippe. Fast automatisch ließ ich meine Lippen lockerer werden, er drückte seinen Daumen in meinen Mund. Wärend mein Blick noch immer an seinen Augen hafteten, so lagen seine auf meinen Lippen. Als sein Blick dann wieder auf meinen traf, brannte Lust in den tiefen seinen grau-blau. "Hätte ich dir die Beine nicht gebrochen, würde ich dich jetzt ficken." Er beugte sich zu mir runter, nahm seinen Daumen wieder aus meinen Mund und ließ die Hand auf meine Brust wandern, ohne dabei einen Nippel zu streifen. "Früher oder später wirst du mir eine kleine Fantasie erfüllen." Hauchte er vertäumt.

"Welche?"

Zwischen uns wuchs Spannung. Eine Mischung aus Angst und Lust, es war ein unglaubliches kribbeln, welches den anderen versuchte anzustecken. Er, der die Lust ausstrahlte und mich in die Verlockung bringen wollte und ich, die die Angst ausstrahlte, ihn zur Vernunft und auch zum Abstand überreden wollte. Doch ich konnte nicht anders, als zu fragen, was er meinte, welche Fantasie er wohl ausleben wollte, dass er mich sogar vorwarnte. Denn es war nichts anderes. Dabei hatte er die Frage schon beantwortet, bevor er überhaupt gestand, dass es eine Fantasie war. Ein sexuelles Gelüste, gefangen in seinen Kopf und noch niemanden gefunden, bei der er die Art der Folter testen konnte.

"In meiner kleinen Folterkammer..." Er nahm sich meine Hand, führte sie an seine Lippen, küsste jeden einzehnen Fingergrundgelenk. "....ein paar kleinen SM spiele...." Ein Schauer, jenenseits von gut und Böse überkam mich. Meine Armhaare stellten sich auf, als würde Gefahr drohen. "....Wir beide umgeben von Blut." Er war fertig meinen Handrücken zu küssen, drückte mir stattdessen einen Kuss auf die Pulsader, wobei er Blickkontakt hielt. "....Dafür können wir auch gerne meins nehmen."

Mir war übel. Ich kannte mich mit SM nicht aus, doch ich wusste, dass man da mit Lustschmerz arbeitete und dann umgeben von seinen Blut? Würde er dafür sich aufschneiden? Wohl eher nicht oder? Doch etwas in mir war faziniert, vielleicht lag das an den Schock.

Geisel II - wieder am AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt