Kapitel 35

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Man wollte mich nicht wecken, nicht stören, wenn meine innere Ruhe mir einmal den Schlaf erlaubte. Zumindest war es meine Vermutung, als ich am nächsten morgen alleine auf der Couch aufwachte. Von Aiden und Zac war nichts zu sehen und von Kyle und Logan brauchte ich gar nicht reden. Ich richtete mich auf, die Sonne schien gerade den Horizont erobert zu haben, ihr goldenes Licht durchflutete viel zu früh am Tag das Wohnzimmer. Ich fühlte mich träge, kaputt, mein Magen rief nach etwas zu essen. Auch wenn ich lange geschlafen hatte, immerhin war ich sehr früh ins Bett gegangen, fühlte es sich so an, als hätte ich Schlafmangel. Mühsam brachte ich mich auf die Beine und ging in die Küche. Ich sollte vielleicht etwas essen. Da Logan nicht da war wusste ich nciht, wie es mit den essen geregelt war, welches der Hobbykoch immer auf die Beine stellte.

Logan war nicht da... Ich aß bereits, als mich die Erkenntniss traf. Irgendetwas in mir fing an zu kribbeln, es breitete sich langsam aus, von der Bauchgegend bis hin zu den Fingerspitzen, die langsam anfingen zu zittern. Kyle war nicht da. Mein Kopf arbeitete langsam. Er hatte sich von den Reizen des Vortags erholt, doch man merkte noch, dass es an mir hing, als würde mein Verstand, mein FREIES ICH erst jetzt wieder wach werden. Nein. Nicht jetzt. Schon in der Nacht war es langsam wieder zu Sinnen gekommen. Immerhin war da etwas, ein keiner Fakt, den ich gestern mitbekommen hatte. Sie würden fehlen, bis heute Abend. Wir waren zu dritt, die beiden Männer noch am Schlafen. Mit letzten großen Bissen beendete ich mein Frühstück und sah an mir runter. ich trug ein Shirt und Jogginghose, die Sachen, die ich zum Schlafen trug. Jetzt. Wenn nicht jetzt wann dann? Ich ging in den flur und horchte, noch war niemand wach. Es war perfekt, wenn man es so bezeichnen konnte, imerhin waren wir mitten im Niergendwo. Ich ging zur Haustür, hielt inne und fasste mir reflexartig an den Hals. Ich habe mich von ihnen getrennt, weil ich das Ding in mir hatte. Ich habe sie vom suizid nicht abhalten können, da ich dachte, dass sie ohne mich besser dran wären. Solange er da war würden sie mcih finden, egal wo ich mich verstecke. Ich ging zurück in die Küche und öffnete ein Schubfach. Sachte nahm ich das kleine scharfe Messer heraus und ging damit ins Badezimmer. Ich sah mein Spiegelbild an. Ich war blass, unter meinen blauen Augen zierten sich Ringe ab. Nervös strich ich meine hellbraunen Haare auf die linke Schulter und legte den Hals frei. An der Einstichstelle war ein kleiner gelber Fleck. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, ich spürte mein Zögern, doch ich hatte nicht ewig Zeit. Ich hob das Messer an meinen Hals, die Spitze stach leicht in den Hals, ohne die Haut zudurchtrennen.

Beruhig dich. Atme tief ein und aus. Das hier muss getan werden. Ich muss nicht tief rein, ich muss nur den Chip irgendwie beschädigen, damit ich nicht geordnet werden kann. Tief unter der Haut kann er nicht liegen. Hör auf. Hör doch auf zu zittern. Tief ein und aus. Beruhige deinen Atem. Ich sah in den Spiegel, sah in meine Augen.

Geht es mir hier so schlecht? Ich wusste nicht woher der Gedanke kam. Ich sah mich selbst verwirrt an, als wüsste ich die Antwort nicht. Ich wurde hier misshandlt und gegen meinen Willen festgehalten. Aber geht es mir schlecht? Sie haben mir nichts getan, nicht so wie früher. Was wenn sie wirklich anders zu mir sind, weil sie mich wirklich lieben? Was wenn ich mir jetzt alles zerstören werde, nur weil ich fliehen will? Sie benehmen sich. Sie behandeln mich gut, sorgen sich um mich und das hat der Tag gestern wirklich gezeigt. Ich blicke bei ihnen nicht durch, aber sie versuchen mir zu helfen. Ist es nicht normal, dass man eine Gegenhandlung haben möchte, wenn man den anderen Hilft? Hier habe ich keine Geldsorgen, keine Sorgen um einen beruf, Kollegen oder sonstiges. Ich bin an einen Ort mit vier starken Männern, die mcih beschützen würden. Sie geben mir viel und das was sie von mir erwarten ist Intimität. Ich müsste nie arbeiten, mich um meine Karriere oder Prüfungen besorgen.

Aber das alles war Schein. Ich will keine Intimität, will keinen Schutz, vor einer Welt, die ich bereisen und entdecken möchte. Ich will nicht hier sein, umgeben von meinen Peinigern, die mir schon so viel genommen haben, dass nichts auf der Welt es wieder gut machen würde. Ja, ich wusste nicht, was ich mit meinen Leben anfangen wollte. Einen Traumberuf hatte ich nie, ich hatte nie das Bild einer Bilderbuchfamilie für mich im Sinn, aber eins wusste ich. Ich wollte nicht eingesperrt sein, mir mein Leben nicht vorbestimmen lassen. Solange es noch Menschen gibt, die ich um Rat fragen kann, solange es noch jemanden gibt, der auf mich wartet, kann ich dieses Leben nicht einfach so akzeptieren.

Alle guten Dinge sind drei. Beim ersten mal wurde ich in der Sonne angekettet, beim zwiten mal starben zwei der wichtigsten Menschen, die ich getroffen habe. Und jetzt? Jetzt komm ich frei, nicht durch fremde hilfe, sondern aus eigener Kraft. Vielleicht werde ich gefasst, vielleicht werden sie dannach ihre scheinheiligkeit abwerfen und zu den Monstern, die ich kennengelernt habe, aber ich kann es nicht. Ich kann nicht hier bleiben und nichts tun. Ich muss gehen, muss nach Hause. Das zittern meiner Glieder wurde weniger, ich sah die Tränen in meine Augen, sah, wie meine Sicht schlechter wurde.

Es tut mir leid. Ich kann dieses Leben nicht einfach so hinnehmen, ohne versucht zu haben von hier wegzukommen. Ich fasste einen entschluss und die Spitze des messers drückte sich in meine Haut. Ich verzog mein gesicht nicht, spürte aber das Brennen. Mein Verstand sagte mir e snicht zu tun, ich spürte die Panik in mir aufkommen, als Blut meinen Hals hinunterlief. Es gibt kein zurück mehr. Ich hatte genau bei der einstichstelle reingedrückt, doch tiefer wagte ich es nicht. Das muss reichen. Hoffentlich reicht es. Ich zog das Messser raus, drückte meine Hand auf die Wunde, wieder zitterte ich. Ich ließ die Klinge ins Waschbecken fallen. Es brannte schrecklich, doch ich musste jetzt los. Ich durfte nicht noch mehr Zeit vergeuden. Doch in meinen Kopf war etwas, als könnte ich nicht ohne gehen.

Ich sah auf meine Hand, vollgeschmiert mit meinen Blut. Ich hob sie an den Spiegel. Wenn ich erwischt werde, gehe ich durch die Hölle. Es tut mir leid. Ich weiß, dass das was ich tue dumm ist und das ihr mir dannach nicht mehr vertrauen werdet. Aber ich muss es tun. Ich verließ das Badezimmer und durch die Terassentür das Haus. Die Luft war frisch, doch ich vergeudete nichts weiter und rannte los. So schnell wie möglich verließ ich das Gründstück.

Das Waschbecken voller Blut, darin das blutverschmierte Messer und der Spiegel beschmiert.

Sorry, I can't

Geisel II - wieder am AnfangWhere stories live. Discover now