Kapitel 24

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Ich blieb oben, sah den kleinen Wellen zu. Es verging einige Zeit alleine, dann trat jemand zu mir.

"Wie geht's dir damit?" Wollte Kyle wissen.

Ich sah zu den braunhaarigen auf, folgte ihn mit meinen Augen, als er sich zu mir setzte.

"Ich fühl mich erbärmlich." Gestand ich. 

"Das war Logans Ziel." Verwirrt sah ich den Mann an, der meine unausgesprochene Frage gerne beantwortete. "Wir wissen alle, dass du deine Zeit brauchst. Wir geben sie dir auch gerne, nur leider bist du so, wie du bist. Alleine das du Sasha begegnet bist war ein Fehler unserer seits. Wir hätten uns denken können, dass es so wird, wenn wir sie dir...mehr oder weniger vorstellen. Trotzdem hast du mit deiner Reaktion eine Grenze überschritten. Logan....er will dir mehr Zeit für das alles geben. Zac und Aiden sind da anderer Meinung. Als würde alles wie vorher werden. Ich glaub wir wissen beide, dass es nicht so wird. Wir müssen dir Platz zum heilen geben, aber du darfst nicht vergessen, dass wir da sind und dir gerne helfen."

Er lächelte mir aufmunternd zu. Seine Stimme passte zu den Rauschen des Meeres, was man durchs offene Fenster hören konnte. Er war ruhig, fast therapeutisch.

"Welche Meinung vertrittst du? Denkst du, dass es wie früher wird?" Wollt ich wissen.

"Ich weiß es nicht. Einerseits möchte ich, dass es dir gut geht, du deine Zeit bekommst um alles zu verarbeiten, andererseits kann ich es kaum erwarten, bis wir alle zusammen leben können."

"Wir leben doch jetzt schon zwanghaft zusammen." Widersprach ich.

Daraufhin musste er leicht lachen.

"Ja das stimmt. Aber so meine ich es nicht. Um es anders auszudrücken, ich kann es nicht abwarten, bis du uns akzeptierst und dein Leben bei uns lebst, als wäre es dein normales."

"Ich weiß nicht, wen ich trauen soll. Es fühlt sich so an, als würdet ihr mir Flausen in den Kopf setzen wollen, nur damit ich das leben einer Sexsklavin hinnehme."  Mein Blick wand sich von ihn ab, wieder aufs Meer hinaus.

"Hast du denn jemals versucht uns nicht als die Bösen zu sehen?"

"Ihr seid alle vier durchgeknallte Psychos, die mich einsperren wollen, weil ich mich gut anfühle oder nicht? Ich kann an dieser beschissenen Situation aus eigener Kraft nichts ändern. Jetzt erst recht nicht mehr." Ich deutete auf meinen Hals. "Ihr entscheidet über mein Leben, als wäre es euer eigenes, habt aber eigentlich rein gar nicht in den zu suchen, geschweige denn in mir. Ich fühle mich widerlich, dass ich das heute Morgen überhaupt zugelassen habe, aber es ist ja schieß egal, was ich will, denn für den Fall, dass ich widerspreche, kann man mir ja einfach Drogen geben." Vorwurfsvoll sah ich zu ihn rüber, wenn auch nur kurz.

Er sah mich an, setzte an etwas zu sagen, blieb aber dann still. Für einen kurzen Moment sah es so aus, als würde ihn seine Handlung mit den Beruhigungsmittel wirklich leid tun.

"Keine Sorge, dazu wird es nicht wieder kommen." Behauptete er.

"Na klar." Man sah mir an, dass ich ihn nicht glaubte.

"Waren die Berührungen schlimm?" Hinterfragte er. Er war leiser, als würde er sich gar nicht wirklich trauen die Frage auszusprechen.

"Das es eure waren, war das Schlimmste daran." 

"Wieso hast du dann in den ganzen Jahr keine anderen Männer angefasst?"

"Das hatten wir schon." Erinnerte ich.

"Ich weiß. Dir liegt mehr an uns, als dir wahrscheinlich lieb ist." Er sah mich nachdenklich an. "Empfindest du für uns was? Und wenn es nur einer von uns ist?" 

Ich dachte nicht lange nach, schüttelte aber nur als Antwort den Kopf. Daraufhin blieb es kurz still.

"Aiden macht mir Angst. Zeitgleich fühl ich mich geborgen, wenn ich in seine Arme einschlafe. Bei Logans Worten fürchte ich mich, dass er mich Manipulieren will, wiederum hatte ich nie ein Problem gehabt ihn beim Kochen zu helfen. Ehrlich gesagt hat mir diese kleine Normalität damals geholfen. Zac ist...keine Ahnung. Da, aber irgendwie nie so wirklich im Mittelpunkt, ich weiß nicht wie ich ihn im allgemeinen einschätzen soll. Bei dir... dachte ich, dass ich dir zumindest etwas vertrauen kann, vielleicht liegt das an deiner professionalität bei den ärztlichen Tätigkeiten. Ich hab keine Angst vor deinen Berührungen, denn egal ob ich es wollte oder nicht, du hast immer Rücksicht auf meine Schmerzen genommen." Ich spürte seinen Blick auf mir, doch ich hielt meinen stur in die Außenwelt gerichtet. "Ihr seid nicht nur schlechte Menschen. Vielleicht etwas mehr schlecht wie gut, doch man kann nicht zu hundert Prozent nur ein Arsch sein. Aber wenn es eine Sache gibt, die ihr trotzdem gemeinsam habt, dann ist es, dass ihr Fremde seid. Ich kenne euch nicht und trotzdem verlangt ihr, dass ich meine Leben aufgebe und  euch alles anvertraue, nicht nur meinen Körper. Ich wurde entführt, gefoltert, sexuell missbraucht, bin aber wieder freigekommen. Der Teufelskreis ging von vorne los, nur, dass meine Freunde mit in der Scheiße steckten und wir bei einen anderen waren. Ich kam wieder zu euch, wurde gefoltert, sexuell missbraucht, hab meine Freunde verloren, wurde manipuliert und wieder gefoltert, bevor ich wieder frei kam. Jetzt ist es das dritte mal innerhalb von zwei Jahren, wo ich wieder hier bin. Wieder bei euch, doch ich hab keine Ahnung wer ihr überhaupt seid. Ich weiß, wie ihr zusammengefunden habt, doch das wars. Habt ihr Familie, vielleicht sogar Kinder? Gab es mal eine Frau in euren Leben, die ihr nicht nur wegen des Körpers, nur aufgrund der Lust wolltet? Habt ihr wirklich mal geliebt?"

Kyle atmete tief ein uns aus, er schien meine Worte wirklich erstmal verarbeiten zu müssen.

"Kyle. So nett es auch sein mag, dass ihr wollt, dass ich heile. Ich kann nicht mit Männern leben, die ich nicht kenne. Da könnt ihr auch machen was ihr wollt." Ich stand auf, verließ das Zimmer und ging nach unten in die Küche. 

Es war ein Wunder, dass das Gespräch so ruhig verlaufen war. Doch ich war ausgelaugt, es war zu viel für meine nerven und ehrlich gesagt, fühlte ich mich ein kleines Stück besser. Zac und Logan unterbrachen ihr Gespräch, als ich kam. Ich schnappte mir einen Teebeutel und schaltete den Wasserkocher an. Ich spürte ihre Blicke auf mir.

"Ich dachte Kyle ist bei dir." Sprach mich Zac an.

Ich zuckte mit den Schultern, holte mir eine Tasse, kurz darauf trat ein verschwitzter, aufgepumpter Aiden in die Küche. Scheinbar war er mit Sport beschäftigt, wo auch immer die Männer das trieben.

"Wir müssen jetzt aber nicht nachsehen, ob er noch atmet oder?"

"Eher nicht." Gestand ich. 

Kurz darauf kam der Angesprochene zu uns. 

Geisel II - wieder am AnfangWhere stories live. Discover now