Kapitel 09 Ben

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Kapitel 09 Ben

Kaum hatte sein Kopf das Kissen berührt, war er auch schon eingeschlafen

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Kaum hatte sein Kopf das Kissen berührt, war er auch schon eingeschlafen. Vorher hatte er sich aber noch einmal in seinem Zimmer umgesehen und gedacht, dass er sich glücklich schätzen konnte, einen Freund wie Olli zu haben. Auch wenn er so viel mehr für ihn empfand, war er froh, so ein wichtiger Teil von dessen Leben zu sein.

„Hey, Schlafmütze." Ben spürte eine liebevolle Hand an seiner Schulter. Brummelnd öffnete er die Augen und sah in Ollis verschmitztes Gesicht. „Was'n los?" Ben war etwas durcheinander. „Wir haben schon 14 Uhr. Ich dachte, wenn wir in einer Stunde bei deinen Eltern sein wollen, solltest du langsam mal aufstehen." „Bitte?!" Ben war jetzt hellwach und richtetet sich auf. „Ich geh dann fix duschen." Schnell stand er auf – zu schnell für seinen Kreislauf. Er schwanke leicht und Olli hielt ihn fest. „Hey, mach langsam." Ben lehnte sich noch einen kleinen Moment an seinen Freund, bevor er ins Badezimmer schlüpfte.

„Na, ihr beiden. Kommt rein." Michaela drückte ihren Sohn und dessen Freund an sich und führte sie ins Wohnzimmer, wo Rolf, Bens Vater und Luisa bereits am Esstisch saßen. Sie verbrachten einen schönen Nachmittag zusammen. Hauptsächlich redete natürlich Ben. Obwohl alle seine Geschichten aus Australien kannten, wollten sie sie noch einmal von ihm hören.

„Und was ist jetzt mit Harvey?" War Olli bei der Frage von Luisa gerade wirklich zusammengezuckt? „Wir sind Freunde, haben gestern Abend noch miteinander telefoniert." „Ach, das ist ja schön. Wann kommt er dich mal besuchen?" „Keine Ahnung. Bisher hatten wir das noch nicht genau besprochen. Vielleicht nach diesem Semester." Neben ihm landete Ollis Kuchengabel klirrend auf seinem Teller. „Bin gleich wieder da." Olli stand auf und verschwand im Bad. „Alles in Ordnung mit ihm?, fragte Bens Vater. „Klar, natürlich." Aber tatsächlich stellte Ben sich selber auch diese Frage.

Dem Abend verbrachten sie wie den vorherigen, mit dem Unterschied, dass sie einen von Olli ausgesuchten Actionfilm schauten. Aber der Jetlag machte Ben immer noch etwas zu schaffen, so dass er noch einmal früh schlafen ging. Schließlich wollten sie morgen ins Silverlight. Da sollte er schon etwas fitter sein, wenn der Abend nicht schon enden sollte, bevor er richtig angefangen hatte.

„Nimm das dunkelblaue Hemd. Das betont deine Augen", sagte Ben am nächsten Abend, als Olli unschlüssig vor seinem Kleiderschrank stand. Der Blick, dem dieser ihm daraufhin zuwarf, war für Ben wieder so undeutbar wie so viele in den letzten Tagen. Auch musste er penibel drauf achten, seinen Freund nicht allzu offensichtlich anzustarren. Dieser stand nämlich oberkörperfrei vor ihm. Ein Anblick, den er seit vielen Jahren kannte und ihn trotzdem jedes Mal fast um den Verstand bewachte. Er selbst trug ein weißes Hemd mit aufgeschlagenen Ärmeln, dessen geöffnete Knöpfe ein Stück seiner Brust freilegten. Dies kam immer gut an.

Im Club war die Stimmung wie immer sehr ausgelassen. Sie genossen es, nach so langer Zeit endlich wieder zusammen feiern zu gehen. Schon nach ungefähr einer Stunde wurde Olli von einer hübschen Blondine angetanzt. Keine zehn Minuten später knutschten die beiden schon herum. Und Ben schmerzte dieser Anblick sehr. Wie immer. Er hatte gehofft, dass dies sich nach seinem Australienaufenthalt geändert hätte. Aber nein. Um ehrlich zu sein, war es noch schlimmer als vorher. Die Trennung hatte seine Gefühle nur noch verstärkt, statt sie zu mildern. Dies war ihm mittlerweile klar geworden.

Er drehte sich mit feuchten Augen von den beiden weg und wollte sich durch die Menge zu den Toiletten drängen. Doch plötzlich stellte sich ihm ein Typ in die Quere, der Ben vorhin schon aufgefallen war. Die beiden hatten ein paar Mal Blickkontakt gehabt und eigentlich sah er ganz nett aus. „Wohin gehst du, Süßer?" Oh je, auf solche Art von Ansprache stand Ben so gar nicht. Ein ganz klarer Abturner. „Ich denke nicht, dass dich das was angeht." Sofort änderte sich die Miene des Mannes und nahm einen harten Ausdruck an. Er baute sich vor Ben auf. „Wie redest du eigentlich mit mir, du kleiner Pisser? Der Fick mit dir wäre die Mühe vorher wahrscheinlich eh nicht wert gewesen."

Ben schnaubte nur, verdrehte genervt die Augen und drehte sich von dem Typen weg. Doch dieser packte ihn grob am Arm und zerrte ihn wieder zu sich heran. „Ich war noch nicht fertig mit dir!" „Ich aber mit dir." Ben versuchte sich aus dessen Griff zu befreien, aber der Kerl war zu stark. „Lass mich gefälligst los!" Ben bekam nur ein höhnisches Lachen zur Antwort, welches abrupt erstarb, als der Typ von ihm weggerissen wurde und auf dem Boden landete.

Olli stand mit hochrotem Kopf und schwer atmend neben ihm. Kaum hatte er sich vergewissert, dass es Ben gut ging, wollte er sich schon auf den noch am Boden liegenden Mann stürzen. Doch Ben wusste genau, dass das nicht gut ausgehen würde. Daher griff er reflexartig nach Ollis Hand und zog ihn aus der Menge in eine ruhigere Ecke. „Du weißt, dass du das nicht tun musst. Ich hätte das schon selber hinbekommen." „Das hab ich gesehen. Der Mistkerl hat dich angefasst, ohne dass du es wolltest! Du weißt, dass mir dann einfach die Sicherungen durchbrennen." „Ich weiß das zu schätzen, Olli. Danke."

Die ganze Zeit hatten sie ihre Hände nicht losgelassen. Dies wurde Ben gerade bewusst und er konnte sich einfach nicht überwinden es jetzt zu tun. Auch Olli schien es nicht zu wollen. Stand er einfach nur da und sah Ben lächelnd an.

Bittersweet HeartbreakOù les histoires vivent. Découvrez maintenant