Kapitel 46 Olli

356 44 28
                                    

Kapitel 46 Olli

„Bist du sicher, dass das nicht nur so eine Phase ist?" Im ersten Moment musste der Goldschmied zugeben, dass er den Gedankengang von Bens Schwester sehr wohl nachvollziehen konnte

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

„Bist du sicher, dass das nicht nur so eine Phase ist?" Im ersten Moment musste der Goldschmied zugeben, dass er den Gedankengang von Bens Schwester sehr wohl nachvollziehen konnte. Doch dann spürte er auch diesen Funken Enttäuschung in sich, dass sie ihm so etwas Mieses wirklich zutraute. Immerhin kannte sie ihn doch lange genug.

Wobei... Wahrscheinlich war eben genau das der Grund. Seine Bilanz an längeren Beziehungen war, gelinde gesagt, mehr als überschaubar. Doch das würde sich nun ändern. Ben war schon immer die einzige Konstante in seinem Leben gewesen, und er würde alles dafür tun, dass diese Konstante auch auf dieser Ebene ihrer Beziehung für immer an seiner Seite sein würde.

Das machte er Bens Schwester auch mit einem sprichwörtlichen Augenzwinkern am Telefon klar, bevor sie die Verbindung trennte. Auf das gemurmelte „Ich fasse es nicht..." reagierte er mit einem amüsierten Kichern. „Ich auch nicht, liebe Schwägerin, ich auch nicht..." Der Blick auf Bens Gesicht, als er sich zu ihm umdrehte, war seltsam verlegen, doch schien er beschlossen zu haben, den Kommentar zu übergehen und sich dem Essen zu widmen.

Am nächsten Tag musste Oliver in den Laden. Seine Meisterprüfung wollte ebenso vorbereitet werden, wie die Aufträge der Kundschaft. Am Morgen hatten Ben und er sich noch fast eine Stunde lang voneinander verabschiedet, wohl wissend, dass im Grunde nur die Ladendecke zwischen ihnen lag.

Nach zwei Stunden Testphase und Überlegungen für sein Meisterstück, lehnte er sich seufzend in seinem Stuhl zurück und massierte seinen Nacken. Diese Bildschirmarbeit war absolut nichts für ihn und er war gefühlt irgendwie kein Stück weitergekommen.

Neue Materialien auf dem Ehering-Markt und ihre Verwendbarkeit im Schmuckwesen war sowas von nicht sein Thema. Ja, es gab da ganz nette Varianten und auch sehr interessante Metalle. Aber aus der Erfahrung wusste er, die meisten Menschen bevorzugten noch immer die Klassiker Gold, Platin oder Titan. Wolfram war auch ganz nett, aber die Verarbeitung ein Graus. Sprödes Mistzeug...

Ich vermiss dich. ❤️

Die Mitteilung auf seinem Handy ließ Olli grinsend die Augen rollen. Er machte ein Bild von dem, was er gerade bearbeitete und sendete es Ben.

Materialkunde... Dafür brauch ich mehr als nur eine Tube Gleitgel, um da entspannt durchzurutschen.

Gleitgel...?

Er konnte den zweideutigen Blick seines Liebsten fast vor sich sehen, worauf er kurz die Augen schloss. Gleitgel. Ja, da war noch was... Der Goldschmied war unglaublich erleichtert gewesen, dass Ben ihm seinen nicht unerheblichen Hunger nach Sex nicht übel nahm. Oder besser gesagt, sogar teilte. Waren sie beide doch keine Kinder von Traurigkeit. Doch genau da fingen eigentlich die Probleme an, oder? Nachdenklich fuhr er mit den Fingern über den Rand des Tablet-PCs. Hand- und Mundspiel allein, so intensiv und befriedigend sie auch waren, würden auf Dauer wahrscheinlich nicht ausreichen. Oder?

Eine nagende Eifersucht kam in seiner Brust auf, als er daran dachte, was Vincent wohl mit Ben getan hatte, dass dieser derart vor Lust aufgeschrien hatte. Ein kleiner, nicht tot zu kriegender Teil in ihm, hatte diese Bilder aus dem Dark Room im Kopf. Dieses Paar, das hinter ihm Sex gehabt hatte und ihr lustvolles Seufzen. Himmel, wenn er an das Klatschen von Haut dachte, war er sofort wieder hart.

Er wollte das auch für Ben und sich! Doch wie? Würde er bereit sein... Ben in sich aufzunehmen? Allein bei dem Gedanken daran zuckte er innerlich massiv zusammen. So sehr er Ben liebte, aber das konnte er sich nicht wirklich vorstellen. War das falsch? Würde das ein Problem sein? „Oh man...", murmelnd, stützte er den Kopf auf seine aufgestellte Hand. Niemals hätte er sich vorgestellt, dass er sich im Vorfeld mal so viele Gedanken um Sex machen würde.

Als Olli Mittagspause machte, war Ben in der Uni, um an einer Vorlesung teilzunehmen. Noch immer gedanklich mit dem Thema beschäftigt, wie eine Vereinigung mit Ben aussehen würde, ließ sich Olli genervt auf das Sofa fallen. Das Wie war ihm ja schon klar, so anatomisch gesehen. Doch wusste er auch, dass ein Anus eben keine Vagina war. Keine natürliche Feuchtigkeit, kein selbstständiges Dehnen.

Er beschloss, das Ganze wissenschaftlich zu betrachten und im Internet danach zu suchen. Nur um nach wenigen Treffern festzustellen, dass diese Art der Lektüre ihn auf so gar nichts vorbereitete oder gar weiterbrachte. Also mit der anderen Methode? Ihm blieb kaum etwas anderes übrig. Gott sei Dank war das Internet ja voll von einschlägigen, kostenlosen Seiten mit Erwachsenenvideos.

Etwa zwanzig kleine Filmchen und diverse Spam-PopUps später, hatte er schließlich den Hauch einer Idee, wie es wirklich ablaufen konnte. Und verdammt... Das letzte Pärchen hatte so gut harmoniert. Das Stöhnen und die Lust hatten ihn voll gepackt! So sehr, dass er gerade dabei war, sich selbst zu befriedigen, als Ben plötzlich räuspernd im Raum stand und sah, was er da tat. Und Olli wollte einfach nur im Boden versinken.

Bittersweet HeartbreakWhere stories live. Discover now