Kapitel 24 Olli

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Kapitel 24 Olli

„Hey, bist du noch wach?" Ja, und ich hab mir gerade einen runter geholt, weil euer Gestöhne mich derart geil gemacht hat, dass ich nicht mehr klar denken konnte! Olli wusste nicht recht, was er von der Tatsache halten sollte, dass Ben zu ihm kam,...

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„Hey, bist du noch wach?" Ja, und ich hab mir gerade einen runter geholt, weil euer Gestöhne mich derart geil gemacht hat, dass ich nicht mehr klar denken konnte! Olli wusste nicht recht, was er von der Tatsache halten sollte, dass Ben zu ihm kam, obwohl sein Lover offensichtlich im Bett nebenan schlief.

Ein Teil von ihm wollte einfach die Bettdecke anheben und ihm sagen, dass er herkommen solle. Ein anderer, sehr viel dominanterer Teil wollte das alles vergessen, aufwachen und wissen, dass das alles nur ein bescheuerter Traum gewesen war.

Die Tür schloss sich und der Goldschmied wischte sich mit beiden Händen durch das Gesicht. Er wusste nicht, wie es weiter gehen sollte. Wie sollte er sich Ben gegenüber jetzt verhalten? Wie sollte er ihm jemals wieder unter die Augen treten? Was hatte diese beschissene Situation ausgelöst? Tausend Gedanken kreisten in seinem Kopf herum, machten ihn schier schwindelig, bis er es schaffte in einen seltsamen, leichten Dämmerschlaf zu gleiten. An dessen Ende flüchtete er kurz nach Sonnenaufgang regelrecht aus der Wohnung, um weder Ben, noch seinem Bettgenossen zu begegnen.

Ziellos wanderte er durch den nahegelegenen Park, lief durch die menschenleeren Straßen und ging schließlich zurück in seinen Laden, wo er sich in seinem Büro einschloss. Eine der älteren Angestellten klopfte an seine Tür, stellte ihm einen starken Kaffee hin und sah ihn mit fragenden Augen an. „Alles ok, Chef?" „Nein. Aber das ist nicht dein Problem." „Oh, da hat aber einer gute Laune."

Der sarkastische Kommentar sorgte dafür, dass Olli den Blick von seinem Tablett-PC hob und die gutmütig dreinschauende Dame mit einem harten Blick musterte. „Wie gesagt, nicht dein Problem." „Wie der Herr wünscht." Sie rollte mit den Augen, schloss die Tür und drehte das „Bitte nicht stören"-Schild an Ollis Bürotür so um, dass es als tatsächliche Warnung zu sehen war. Ihre Kollegin lachte leise, winkte nur ab und für den restlichen Vormittag ward der junge Inhaber weder gesehen noch gehört.

Nach gefühlten zwanzig vergeblichen Versuchen, einen Wachsmaster für eine Anfertigung zu programmieren, beschloss der Goldschmied, dass es für heute keinen Sinn machte. Zu viele Dinge gingen in seinem Kopf vor und fast alle drehten sich um letzte Nacht. Immer wieder fragte er sich, ob man plötzlich über Nacht schwul oder bi werden könne. Er versuchte sich andere Männer vorzustellen und kam nicht wirklich weit. Alles was er bisher kannte, war Sex mit Frauen. Und bisher hatte ihm das definitiv genügt. Warum also war das plötzlich so anders? Warum turnte ihn allein der Gedanke an das verdammte Paar im Club so dermaßen an?

Schnaubend beschloss er, das Ganze auszutesten. Er verließ den Laden und ging hoch in die Wohnung, wo er von Ben überrascht wurde. Was machte der hier? Hieß das, sein Bettkumpel war auch noch hier? Auf den hatte er nun wirklich keinen Nerv.

„Essen ist gleich fertig!" Essen? Oh, war es so ernst, dass er gleich für den Typen kochte? Doch als er in sein Zimmer ging, hörte er kein Geräusch, keine Stimme, außer die von Ben. Konnte es sein? War er wirklich allein? „Bin gleich da!" Die Türe öffnend, setzte er alles auf eine Karte. Tatsache, keine Antwort, außer die von Ben.

Nun wirklich irritiert, setzte er sich an den Tisch. Im Grunde war das doch das Mindeste, was er tun konnte, oder? Immerhin, sie waren allein. Nur Ben und er. So wie es sein sollte. Die Erkenntnis schoss wie ein heißer Stromstoß durch seine Sinne. Sie waren allein. Wie sollte er sich verhalten? Was, wenn Ben seine Veränderung bemerkte?

Er hatte ihm all die Jahre klar gemacht, dass er glücklich heterosexuell war und dass er Ben nie als Lover ansehen könnte. Wobei er sich fragte, ob er es jetzt tat. War Ben wirklich... Was empfand er für Ben? Neugierde? Lust? Oder doch... Er wagte nicht, die Frage zu formulieren. Noch nicht mal in seinem Kopf.

Schluckend bemerkte er, dass sein Freund ihn mit einem fast zögerlichen Ausdruck ansah, und offensichtlich eine Antwort auf eine Frage erwartete, die er gestellt hatte. Olli hatte aber in Gedanken versunken nicht zugehört.

„Hm?" „Wenn du keine Lust hast..." „Lust worauf?" Böse Falle, Alter, ganz böse Falle! „Film, Spiel, egal. Ich dachte, wir könnten zusammen was machen." Was machen... Oh verdammt, hör auf mit der Scheiße! „Klar, warum nicht. Hast du 'ne Idee?"

Dies war wohl genau die Reaktion, die Ben erhofft hatte, denn er sprang auf und hielt Olli eine Bluray-Hülle unter die Nase. Offensichtlich hatte er den Film besorgt, den sie vor einem halben Jahr im Kino anschauen wollten, aber durch Bens Australienreise nicht mehr geschafft hatten zusammen zu sehen.

„Cool. Ich hol die Chips aus dem Schrank, schmeiß du die Scheibe ein, ok?" Sofort war Ben Feuer und Flamme und Olli ertappte sich dabei, wie er die geschmeidigen Bewegungen seines besten Freundes für einen Moment regelrecht studierte – inklusive des knackigen Hintern in dieser engen Hose. „Alles ok?" Fuck, erwischt! „Äh ja, mir war nur der Fuß eingeschlafen, ich komm sofort." Reiß dich zusammen, du Idiot!

Mit der Tüte Chips aus der Küche kommend, sah er, wie Ben sich bereits auf das Sofa geworfen hatte und ihm mit einem Grinsen neben sich Platz machte. Verzweifelt versuchend seinen immer schneller werdenden Herzschlag zu ignorieren, setzte Olli sich neben ihn. Er spürte, wie Ben etwas näher rutschte, hörte seine Frage, ob das in Ordnung sei und nickte wie auf Autopilot.

Ohne groß darüber nachzudenken, legte er dem schlanken Körper neben sich den Arm um die Schulter und zog ihn an sich heran. Er spürte mehr, als er es hörte, dass Ben kurz der Atem stockte. Doch dann lehnte der warme, so lang bekannte und doch neu entdeckte Mann an seiner Brust. Für lange Minuten wagte Olli nicht, wirklich tief Luft zu holen, doch schließlich ergab er sich dem Gefühl, das die Berührung in ihm auslöste. Sein Verstand hatte gegen sein Herz ohnehin keine Chance...

Bittersweet HeartbreakWhere stories live. Discover now