Kapitel 30 Olli

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Kapitel 30 Olli

Für lange Sekunden wagte Olli dem Versuch, Ben in die Augen zu sehen und spürte wie ein sanftes Kribbeln seinen Magen erfasste

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Für lange Sekunden wagte Olli dem Versuch, Ben in die Augen zu sehen und spürte wie ein sanftes Kribbeln seinen Magen erfasste. Während der Fahrt hatte er immer ausgelotet, ob dieses Gefühl eventuell von den Loopings kommen konnte oder nicht. Und gerade in diesem Moment war es definitiv nicht die Schuld der Achterbahn.

„Also ich fahr definitiv keine zweite Runde mit dem Ding." Ach ja, Tina... Die war ja auch noch da. „Macht nichts, Vincent sieht ja so aus, als würde er eine zweite Runde auch nicht überstehen. Was haltet ihr davon, wenn wir uns in zwanzig Minuten da vorne bei der Wildwasserbahn treffen?" „Du willst doch bloß, dass mein weißes Shirt nass wird", kokettierte die Schwarzhaarige grinsend, worauf Olli sich innerlich vor den Kopf schlug. Irgendwie hatte er tatsächlich genau dran nicht gedacht.

„Alles was feucht ist, trocknet auch wieder." Der staubtrockene Kommentar von Vincent ließ Olli prustend loslachen. Allerdings fand Tina den Witz absolut nicht lustig. „Trocken? So wie du?" „Nun ja, kommt drauf an. Gut geschmiert ist halb gekommen."

Während Tina rot anlief vor Wut, schob Olli seinen besten Freund lachend in die Warteschlange. „Also ich muss zugeben, sein Humor hat was." „Er ist echt cool." Warum klang Ben dann gerade so... abwesend? Olli hörte noch, wie Tina ihm irgendetwas zurief, verstand die Worte jedoch nicht, da die Achterbahn zu laut war. Nun ja, irgendwie war es auch nicht wichtig. Alles, was er gerade wollte, war dieses diebische Grinsen von dem Kerl da neben sich. „Tüte?" „Pass bloß auf, dass du die nicht selbst brauchst", gluckste Ben noch, dann wurden sie durch die G-Kräfte in ihre Sitze gedrückt. Das Kribbeln in Ollis Bauch hatte keine Sekunde nachgelassen.

„Wie sieht es aus, gehen wir beide jetzt in die Geisterbahn?", fragte Tina. Vincents Blick sprach Bände, doch dieses Mal sagte er nichts, sondern rollte bloß feixend die Augen. „Ich weiß nicht...", murmelte Olli und sah, wie die Miene der Schwarzhaarigen sich verfinsterte.

Die letzte halbe Stunde hatte Olli wirklich versucht, mit ihr ein normales Gespräch zu führen, doch entweder kamen zweideutige und sehr anzügliche Antworten, oder sie wusste nicht recht, wovon er sprach. Es wurde immer offensichtlicher, dass Tina und er nicht im Geringsten auf einer Wellenlänge lagen. Anscheinend war der Sex wirklich alles, was sie beide in irgendeiner Weise verband.

„Warum hast du mich überhaupt eingeladen, wenn..." „Sowas nennt man Kennenlernen. Du weißt schon, miteinander reden, Zeit verbringen?" „Olli meint den Teil ohne das Ficken." Wieder einmal war es Vincents trockene Art, die Olli schmunzeln ließ. Es war absurd. Noch vor ein paar Stunden hätte er den Kerl am liebsten aus Bens Leben gestrichen, doch aktuell fand er ihn irgendwie komplett in Ordnung. Zumindest deutlich interessanter als Tina.

„Weißt du was? Ruf mich nie wieder an. Ich hab gesagt, an was Ernstem bin ich nicht interessiert. Schönes Leben noch!" „Woher weiß sie, ob du..." Der erhobene Zeigefinger des Goldschmied ließ Vincent glucksend verstummen. „Ich mein ja nur..." Ein Schlag von Ben vor dessen Brust ließ den Blonden nun wirklich lachen, worauf Olli nur die Augen schloss und den Kopf schüttelte. Irgendwie passte das Ganze gerade zu gut. Er bekam seine eigene Medizin zu schlucken.

Ein paar Minuten später standen sie vor einem Freefalltower. Grinsend schaute Ben zu Olli, dessen Augen riesig vor Entsetzen wurden. „Nein, nein, nein... Nope!" „Ohh ja, aber sowas von", grinste Ben nur, zog Olli mit sich und bemerkte erst auf dem Sitz, dass Vincent gar nicht mitgekommen war.

„Du bist ein Arsch!" Lachend hielt sich Olli die Augen zu, da er unter Höhenangst litt. „Keine Panik, ich bin doch bei dir." Die Art, wie Ben dies sagte, jagte dem Brünetten einen derartigen Schauer über den Rücken, dass er irritiert die Augen öffnete. Braune Augen fanden die seinen und als der Sitz in diesem Moment mit einem Ruck zu Boden glitt, vergaß Olli alles um sich herum. Alles, was er sah, waren die sanften, fast zärtlichen Augen, die seinen Blick erwiderten. Ihn auf so unerklärliche Weise fesselten, dass er gar nicht wegsehen wollte, geschweige denn konnte.

Erst als Ben einen Jubel ausstieß und ihn übermütig umarmte, realisierte der Goldschmied, dass die Fahrt bereits vorbei war. Er hatte es nicht bemerkt. Erst jetzt, da sich Bens Arme in purer Euphorie um seinen Hals und er seine um dessen Hüfte legte, seinen Kopf in dessen Halsbeuge vergrub, wurde ihm in einer hinteren Ecke seines Verstandes klar, was das hier bedeutete.

Die Augen schließend, die Umarmung unnötig in die Länge ziehend, löste er sich erst, als Ben ihn endgültig frei gab. Vincents Blick bohrte sich regelrecht in die Augen des Goldschmiedes, als dieser Ben losließ. Im selben Moment, als Ben sich umdrehte und Vincents Miene trotzdem seltsam neutral blieb, wusste Olli, der Blonde hatte etwas gesehen, das ihm absolut nicht gefiel. Und für einen winzigen Augenblick gab es so etwas wie Stolz, der sich in Olivers Brust breit machte. Oder war es etwas anderes? Er wusste es nicht. Doch es fühlte sich verdammt gut an.

Bittersweet HeartbreakWhere stories live. Discover now